Landwirtschaft erleben: Tag des offenen Hofes in MV
Bei der Aktion des Bauernverbandes MV machte auch das Landgut Teschow mit, ein Familienbetrieb bei Teterow. Familie Liescher möchte zeigen, wie Landwirtschaft heutzutage funktioniert - durch die Afrikanische Schweinepest allerdings mit Einschränkungen.
In Teschow, einem Ortsteil von Teterow, leben Hühner, Rinder und Schweine in unmittelbarer Nachbarschaft. Familie Liescher setzt auf Vielfalt und somit auch auf unterschiedliche Einnahmequellen. Jedes Familienmitglied ist für einen eigenen Bereich zuständig. Das Landgut Teschow ist ein Mischbetrieb aus vier eigenständigen Unternehmen, die entweder konventionell oder ökologisch arbeiten. Die Familie hält Legehennen, Rinder und Bioschweine und betreibt Ackerbau.
Bioschweine leben auf Stroh
Schweine dösen in der Mittagssonne draußen vor ihrem Stall, teilweise haben sie sich unter das Stroh geschoben, um sich vor der Sonne zu schützen. Andere Tiere suhlen sich in der dafür vorgesehenen Ecke, die etwas feucht ist. "Ein Schwein kann nicht schwitzen. Bei Temperaturen so wie gerade, weit über 20 Grad, suhlen sie gerne. Und das kann dann auch mal der eigene Kot sein. Hauptsache sie kriegen ihren Körper gekühlt." Ulrike Liescher ist für die Bioschweine zuständig, so wie einst ihr Vater. Auch ihr 21-jähriger Sohn Luca, gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann, hilft mit. Die Tiere gehören zum Ökohof Liescher. Sie leben in großen Gruppen von rund 100 Tieren und dürfen selbst entscheiden, ob sie drinnen oder draußen sein möchten, und das Tag wie Nacht. An sommerlichen Tagen liegen viele Tiere auch gern bevorzugt im klimatisierten Stall.
Afrikanische Schweinepest immer präsent
Im November 2021 brach erstmals überhaupt in einem Mastbetriebin Mecklenburg-Vorpommern die Afrikanische Schweinepest aus. Es konnte nie eindeutig geklärt werden, wie das Virus in die Ställe kam. Das kann rein theoretisch auch in Teschow passieren. Ulrike Liescher lässt sich aber davon nicht beirren. "Es ist jetzt nicht so, dass es mich um den Schlaf bringt. Bei Bio muss man sowieso sehr tolerant sein, was das alles angeht. Wir haben hier keinen Hochsicherheitstrakt. Die Schweine haben hier ihr Immunsystem, das sie aufbauen. Und darauf schwören wir". Dennoch: Um die Bioschweine in Teschow zu schützen, können sie am Tag des offenen Hofes nicht besichtigt werden. Darüber ist Ulrike Liescher traurig. Zu gern hätte sie ihre Zucht- und Mastschweine gezeigt.
Täglicher Gesundheitscheck
Ulrike Liescher ist Landwirtschaftsmeisterin. Jeden Tag läuft sie ihre Schweinegruppen ab und ruft dabei "Kommt mal her!" Sie möchte schauen, ob alle Ferkel, Muttersauen und Mastschweine fit sind. "Schweine sind sehr neugierig, die kommen dann sehr schnell angerannt und so kann ich schnell sehen, was los ist, ob ein Tier vielleicht eine Verletzung hat." Die Schweine in Teschow haben Ringelschwänze, sie grunzen wohlig, kein Tier muss heute behandelt werden.
Schweinehalterin mit Leib und Seele
Seit 25 Jahren befasst sich Ulrike Liescher mit Schweinen, bereits auf dem elterlichen Hof kam sie mit den Tieren in Kontakt, dann während ihrer Lehre und nun im eigenen Betrieb. "Schweine haben mich schon immer fasziniert. Ich finde sie einfach klasse. Sie sind sehr schlaue Tiere, lernen schnell." Auf dem Ökohof Liescher leben rund 1.000 Schweine. Zweimal im Jahr werfen die Sauen und das frei im Stroh in einem geschützten Bereich. Der Nachwuchs bleibt sechs Wochen lang bei der Mutter, danach werden die männlichen Tiere in Teschow gemästet oder die besten weiblichen Jungsauen als Zuchttiere verkauft.
Schweine mögen Spielzeug
Überall in den Ställen und draußen im Auslauf sind Beschäftigungsmaterialien für die Schweine zu sehen. Sie spielen gern mit Bällen, lieben alles, was raschelt. Dafür hängen Ketten im Stall, es gibt zwischendrin immer mal wieder gestapelte Strohballen und Heu. "Ich finde es gut, wenn Schweine in ihrem relativ kurzen Leben ein schönes Leben haben. Sie sind wirklich intelligente Tiere, die Abwechslung brauchen. Aber ihr Fleisch gehört für mich auch dazu." Demnächst bekommen die Tiere noch Wasserduschen installiert, die sie selbst bedienen können, um sich zu erfrischen. Die Teschower Mastschweine werden über die Biopark Markt GmbH Malchin vermarktet.
Mann für Milchkühe zuständig
Georg und Elia Liescher (23) kümmern sich um die 95 Milchkühe und ihre Kälber. Auch Vater und Sohn haben eine landwirtschaftliche Ausbildung, wollen den Alltag auf dem Hof nicht missen, auch wenn die Leidenschaft sprichwörtlich auch mal Leiden schafft. "Das kann man wirklich doppeldeutig sehen. Du kannst diesen Job nur machen, wenn du absolute Leidenschaft dafür hast und dafür brennst. Leiden tut man aber ab und zu auch, gerade wenn man eine Erntesaison hinter sich hat. Da muss man nur in den Spiegel schauen. Da sieht man die eine oder andere Falte mehr." Dennoch ist Georg Liescher stolz darauf, was seine Familie täglich stemmt. Dazu zählt auch dessen Schwiegermutter, die mit ihren Legehennen täglich für frische Eier sorgt.
Stolz auf Familienbetrieb
Georg Liescher möchte Verbrauchern zeigen, wie Landwirtschaft heutzutage funktioniert und wieviel Arbeit damit verbunden ist. Der staatlich geprüfte Landwirt bietet am Tag des offenen Hofes unter anderem Führungen durch seinen Milchviehstall an und wird einen Traktor vor den Kremser spannen. Damit geht es auf die nahe gelegene Weide zu den Mutterkühen, Bullen und Kälbern, die das ganze Jahr über draußen leben - Mutterkuhhaltung unter freiem Himmel in Teschow.