Kitas in MV am Limit? Initiative fordert Verbesserungen
In einer Pressemitteilung kritisiert die Volksinitiative "Betreuungsschlüssel für Kindertageseinrichtungen in M-V senken" die Betreuungssituation für Kinder in MV und fordert Verbesserungen. Laut Bildungsministerin Simone Oldenburg (Die Linke) seien dafür nach Berechnungen des Bildungsministeriums 5.000 zusätzliche Stellen nötig.
Die Volksinitiative "Betreuungsschlüssel für Kindertageseinrichtungen in M-V senken" will mindestens 15.000 Unterschriften für eine bessere Kindertagesbetreuung in Mecklenburg-Vorpommern sammeln. Die Unterschriften sollen dem Landtag überreicht werden. In einer Pressemitteilung haben die Inititatoren des "Eigenbetrieb 'Hanse-Kinder' Greifswald" die Situation in den Kindertagesstätten des Landes scharf kritisiert.
Situation seit Jahren kaum verändert
Der Initiative zufolge habe sich in den vergangenen 20 Jahren kaum etwas an den Bedingungen in Kindertageseinrichtungen im Land geändert. Eine pädagogische Fachkraft in Mecklenburg-Vorpommern müsse aktuell sechs Kinder im Alter von unter drei Jahren, 15 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren oder 22 Kinder im Grundschulalter betreuen. Dazu gehören der Initiative nach die individuelle Förderung, Begleitung auf dem Weg zur Selbstständigkeit, Dokumentation der Entwicklung sowie das Eingehen einer Erziehungs- und Bildungspartnerschaft mit den Eltern und die Bereitstellung einer "herzlichen und warmen Umgebung für die Entfaltung kleiner und großer Persönlichkeiten". Das sei bundesweit der schlechteste Betreuungsschlüssel. Zudem sollen aktuell die Auswirkungen der Corona-Pandemie Erzieher, Eltern und Kinder an ihre Grenzen bringen.
Senkung des Betreuungsschlüssels gefordert
Die Initiative fordert von der Landesregierung die Einführung eines niedrigeren Betreuungsschlüssels. Für vier Kinder im Alter von unter drei Jahren, zehn Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren und 17 Kinder im Grundschulalter sollte je eine pädagogische Fachkraft verantwortlich sein. Mitinitiatoren der Aktion sind unter anderen der Verein "Aktion Sonnenschein Mecklenburg-Vorpommern" und die Leiterin der Kita "Lütt Matten" des "Internationalen Bundes".
Oldenburg: "Die Fachkräfte-Offensive ist auf dem Weg"
"Natürlich ist alles erlaubt zu denken, aber ob es umsetzbar ist, ist eben die zweite Frage", sagte Bildungsministerin Simone Oldenburg (Die Linke) bei NDR MV Live. Um den von der Initiative geforderten Betreuungsschlüssel umsetzen zu können, seien nach Berechnungen des Bildungsministeriums rund 5.000 zusätzliche Stellen für Erzieherinnen und Erzieher nötig. Die Abgeordneten des Landtages müssten anschließend entscheiden, "ist das Land und sind die Kreise und Gemeinden bereit, jährlich ungefähr 250 bis 300 Millionen für dieses Vorhaben zu zahlen".
Die Landesregierung, so Oldenburg, sei sich dessen bewusst, "dass sich die Betreuungssituation in MV für die Kinder und damit ja auch für die Erzieherinnen und Erzieher" verbessern müsse. Für das kommende Jahr sei deswegen geplant, "die Fachkraft-Kind-Relation" auf 1 zu 14 abzusenken sowie Veränderungen in der Betreuungssituation in der Krippe zu ermöglichen. Eine "Fachkräfte-Offensive" sei bereits eingeleitet.
Im Landkreis Rostock fehlen schon jetzt 111 Fachkräfte
Die Kinderkrippen, Horte und Kindergärten im Landkreis Rostock sind schon jetzt unterbesetzt. Nach Berechnungen des Kreistages fehlen im Landkreis Rostock derzeit 111 Vollzeitkräfte, um den aktuell vorgeschriebenen Betreuungsschlüssel des Kindertagesförderungsgesetzes erfüllen zu können. Um die fehlenden Stellen schaffen zu können, hat der Kreistag seine entsprechende Satzung zum 1. Juni geändert. Pro Jahr geht der Landkreis von Mehrkosten in Höhe von 5,7 Millionen Euro aus. Rund die Hälfte der Kosten (54,5 Prozent) übernimmt das Land.