JUNG.MACHT.POLITIK: Zahlt MV den Preis für die Energiewende?
SPD, Grüne und FDP rufen die "sozial-ökologische Marktwirtschaft“ aus. Doch wie sozial ist Klimapolitik? Anna Kassautzki (SPD) und Philipp Amthor (CDU) reden über ein Ende der Preisungerechtigkeit.
In Mecklenburg-Vorpommern stehen bereits rund 1.900 Windkraftanlagen. Diese erzeugen sowohl an Land, als auch auf dem Wasser so viel Energie, dass MV etwa sieben Prozent des jährlich produzierten Stroms ins bundesweite Stromnetz einspeisen kann. Der Bedarf im eigenen Land ist gedeckt. Um die Klimaziele einzuhalten, will Bundeskanzler Olaf Scholz täglich vier bis fünf neue Windräder deutschlandweit bauen. Auch in Mecklenburg-Vorpommern wird dieses Vorhaben für weitere Anlagen sorgen. Doch im Land schaut man mit Blick auf die erhöhten Strompreise kritisch auf den Ausbau erneuerbarer Energien.
Wer hat Schuld am hohen Strompreis im Nordosten?
Sucht man nach den Ursachen für das ungerechte Strompreisgefälle von Nord nach Süd, so sind sich Union und SPD uneins darüber. Für Anna Kassautzki sind vor allem die Länder in der Pflicht: "Würde es nur an uns in Berlin liegen, das zu ändern, dann hätten wir das bereits getan." Sie verweist an dieser Stelle besonders auf die südlichen Bundesländer wie Bayern und Baden-Württemberg. Im Bundesrat würden diese einheitliche Netzentgelte ablehnen.
Philipp Amthor sieht das Problem hoher Energiepreise dagegen vor allem in einer „katastrophalen Energiepolitik der Ampel“. Für ihn ist die erst kürzlich erfolgte Abschaltung der letzten drei deutschen Kernkraftwerke eine "völlige Irrsinnsentwicklung". Zuletzt konnten mit Atomstrom rund sechs Prozent des gesamten Stromverbrauchs abgedeckt werden. Trotz dieses geringen Anteils fordert die Union seit geraumer Zeit den Wiedereinstieg in die Atomkraft, um konsequent aus der Kohlekraft aussteigen zu können. Amthor verweist dabei Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der während der akuten Gasmangellage im Sommer letzten Jahres sagte, dass jede Kilowattstunde helfe.
Anmerkung der Redaktion: Die Interviews wurden aufgezeichnet bevor neue Vorwürfe gegen den CDU-Abgeordneten Amthor aufgrund seiner Tätigkeit als Aufsichtsrat der Firma Augustus Intelligence veröffentlicht wurden.