Interne Ermittlungen: Straftaten bei Bundeswehr in Hagenow?
Ein anonymer Hinweis brachte mutmaßliche Missstände, sogar Straftaten am Bundeswehr-Standort in Hagenow ans Licht. Seither wird intern im dortigen Versorgungsbataillon ermittelt.
Seit etwa einer Woche ermittelt die Bundeswehr intern im Hagenower Versorgungsbataillon gegen einen Kompaniechef und mehrere Soldaten. Nach einem anonymen Hinweis steht der Verdacht im Raum, sie hätten Dienstvergehen, teils sogar Straftaten begangen.
Dienstvergehen und Straftaten
Der Offizier soll betrunken Befehle erteilt und Soldaten beleidigt haben. Vor versammelter Mannschaft – der Kompanie - habe er sich über Bundesminister lustig gemacht. Auch habe er die Reparatur seiner privaten Fahrzeuge durch Soldaten als Weiterbildung getarnt. Ein Soldat soll trotz Krankschreibung einer Nebentätigkeit nachgegangen sein, andere die Dienstzeiten sehr flexibel handhaben, gedeckt vom Kompaniechef.
Hinweise wohl von einem Soldaten
Eine anonyme E-Mail hatte den NDR erreicht. Darin schreibt der Absender, die Aufräumpolitik des neuen Verteidigungsministers habe ihn ermutigt, Missstände ans Licht zu bringen. In der Vergangenheit hätten Soldaten, "die den Mund aufgemacht haben", unglaubliche Probleme bekommen. Die in der E-Mail dargestellten internen Kenntnisse aus der Kompanie lassen den Schluss zu, dass es sich tatsächlich um einen Soldaten aus der Hagenower Kaserne handelt. Auf drei Seiten sind diverse Vorwürfe aufgelistet. Er selbst beschreibt sich als Familienvater mit Wurzeln in Mecklenburg-Vorpommern an seinem Dienstzeitende.
Bundeswehr ermittelt intern
Einer Interviewanfrage des NDR-Mecklenburgstudio Schwerin an das Versorgungsbataillon erteilte die Bundeswehr eine Absage. Die Bundeswehr nehme die "Vorwürfe sehr ernst" und sei "an einer schnellen Aufklärung interessiert". Zuständige Stellen der Bundeswehr hätten unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe disziplinare Ermittlungen aufgenommen. Aufgrund der laufenden Ermittlungen und im Interesse aller Betroffenen werde man sich nicht äußern, antwortete ein Sprecher der 1. Panzerdivision in Oldenburg per E-Mail.
Wirbel in der Bundeswehr
Die 1. Panzerdivision, die die Interviewanfrage beantwortet hat, steht zwei Organisationsebenen über dem in Hagenow angefragten Versorgungsbataillon 142. Daraus lässt sich die Vermutung ableiten, dass die anonymen Vorwürfe in Hagenow für einige Unruhe in der Bundeswehr geführt haben. Nach Erkenntnissen des NDR sind mehrere Generäle mit dem Thema zumindest befasst. Wie lange die Ermittlungen dauern werden und welche Folgen sie für den Kompaniechef und beteiligte Soldaten haben, lässt sich derzeit nicht absehen. Disziplinarmaßnahmen in der Bundeswehr reichen vom Verweis über Geldstrafen bis hin zur Degradierung oder auch Kündigung.