Nach Angriff auf RWE-Fan-Zug: Polizei ermittelt ersten Verdächtigen
Nach dem Angriff von Vermummten auf einen Zug mit Fußballfans vor dem Spiel von Hansa Rostock gegen Essen hat die Polizei einen ersten Tatverdächtigen ermittelt. Der Vorfall beschäftigt seit Sonnabend Verein und Behörden.
Ein 20-jähriger Deutscher aus dem Landkreis Nordwestmecklenburg soll an dem Angriff auf einen Zug mit Fans von Rot-Weiss Essen am Sonnabend beteiligt gewesen sein. Das teilte die Bundespolizei auf Nachfrage von NDR 1 Radio MV mit. Demnach stellten die Ermittler in der Wohnung des Verdächtigen Beweismittel sicher, die nun ausgewertet werden. Unterdessen hat Hansa den Angriff verurteilt und Konsequenzen für die Täter gefordert.
200 Vermummte werfen Steine auf Zug
Der Vorfall ereignete sich am Sonnabend auf freier Strecke zwischen Gransee und Neustrelitz in Brandenburg. In dem Zug aus Essen befanden sich etwa 700 Personen. 200 teils vermummte Menschen bewarfen den Zug mit Steinen. Die Scheiben mehrerer Waggons gingen zu Bruch. Im Zug soll zuvor jemand die Notbremse gezogen und ihn so zum Halt gebracht haben. Auch außerhalb des Zuges soll es zu Auseinandersetzungen gekommen sein. Laut Polizei wurden drei Personen leicht verletzt, mussten aber nicht medizinisch versorgt werden. Die Bundespolizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Nachdem in den sozialen Medien viele Bilder und Videos veröffentlicht wurden, hatte die Polizei ein Hinweisportal online gestellt, in dem Augenzeugen Hinweise, Fotos und Videos hochladen können. Über das Portal seien Hinweise auf den 20-jährigen Verdächtigen eingegangen. Zuerst hatte die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" über den Angriff berichtet.
Vorstandschef: "Wir werden mit aller Konsequenz dagegen vorgehen"
Der Vorstandsvorsitzende Jürgen Wehlend verurteilte die Ausschreitungen. Der Vorstand wolle sich in Absprache mit Sicherheitskräften und Ermittlern zusammensetzen und über das weitere Vorgehen beraten. "Wir werden mit aller Konsequenz dagegen vorgehen. Diese Leute, die das zu verantworten haben, gehören in kein Fußballstadion, in unseres sowieso nicht - und eigentlich in keines in Deutschland." Am Sonntag verurteilte der Verein den Angriff auf seiner Webseite. "Wer die Gefährdung anderer Personen billigend in Kauf nimmt, überschreitet ganz klar und deutlich Grenzen. Ein solches Verhalten muss und wird entsprechende Konsequenzen für die identifizierten Täter haben", bekräftigt die Vereinsführung.
Weitere Störungen nach Ende des Spiels
Der eigentlich für 14 Uhr geplante Beginn des Spiels im Rostocker Ostseestadion wurde nach dem Angriff um eine halbe Stunde verschoben, damit Rot-Weiss Essen-Fans aus dem angegriffenen Zug noch zum Spiel gelangen konnten. Bei der Abreise der rund 2.000 Gästefans am Samstagabend gab es erneut Zwischenfälle mit Hansa-Anhängern. Im Bereich des Rostocker Hauptbahnhofes versuchten Hansa-Anhänger, die Abreise zu verzögern. Dabei kam es laut Bundespolizei zu mehreren Straftaten, darunter Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Körperverletzung und das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.