Gottesdienst und Festumzug zum Landeserntedankfest in Stralsund
Zum Auftakt des zweiten Tages des Landeserntedankfestes wurde in der Stralsunder St.-Nikolai-Kirche ein Festgottesdienst gefeiert. Landwirtschaftsminister Backhaus (SPD) spricht von einer "überdurchschnittlichen Ernte".
Mit einem Festgottesdienst in St. Nikolai und einem Festumzug durch die Altstadt ist in Stralsund das 33. Landeserntedankfest zu Ende gegangen. Am frühen Nachmittag stand das Treckertauziehen auf der Hafeninsel auf dem Programm, gegen 15.30 Uhr wurde auf dem Alten Markt das Herbst-Festbier angestochen. In einer großen Freiluftausstellung waren auf der Hafeninsel zahlreiche historische Landwirtschaftsmaschinen zu sehen. Die komplette Semlower Straße hatte sich in eine Regionalprodukte-Meile verwandelt. Jagdhornbläser aus Bremerhagen hatten das Fest am Sonnabend auf dem Alten Markt eröffnet. Darauf folgte ein Bühnenprogramm bis 20 Uhr. Am Samstagabend wurde der Rathauskeller außerdem zur Partylocation.
Backhaus: "Überdurchschnittliche Ernte"
Anlässlich des Erntedankfestes zog Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) eine positive Bilanz für dieses Jahr. Insbesondere bei der Getreideernte konnten gute Ergebnisse erzielt werden. Auch mit den Kartoffelerträgen könnten die Bauern sehr zufrieden sein. Moderne und leistungsfähige Betriebe hätten mit viel Know-how, intelligentem Einsatz von Betriebsmitteln und innovativen Methoden eine überdurchschnittliche Ernte eingefahren, so der Minister. "Das ist eine ganz starke Leistung, der wir unseren Respekt entgegenbringen und wofür wir nicht nur heute dankbar sein sollten", erklärte Backhaus.
Hohe Erträge bei Weizen und Gerste
Nach Angaben des Ministers wurden beim Winterweizen, der mit landesweit etwa 280.000 Hektar erneut die größte Anbaufläche einnahm, durchschnittlich 79,5 Dezitonnen je Hektar geerntet. Diese Menge habe um 7,4 Prozent über der des Vorjahres und um 5,6 Prozent über dem sechsjährigen Durchschnitt gelegen. Ähnlich sei die Steigerung gegenüber dem mehrjährigen Mittel bei der Wintergerste ausgefallen, bei der ebenfalls 79,5 Dezitonnen je Hektar erreicht wurden.
Wenig Erträge beim Raps
Die Kartoffelerträge würden mit derzeit 438 Dezitonnen je Hektar um mehr als 21 Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen sechs Jahre und um 2,7 Prozent über denen des Vorjahres liegen. Beim Raps hingegen gingen tendenziell nicht nur die Anbauflächen, sondern auch die Erträge zurück. Neben Schädlingsbefall sorgte die Witterung für eher mäßige Ergebnisse. "Es gibt wohl kaum einen anderen Wirtschaftszweig, der mehr abhängig vom Wetter ist. Daran können auch ein umfangreicher Erfahrungsschatz sowie moderne Technologien nichts ändern", konstatierte Backhaus.
Backhaus mahnt zu ressourcenschonendem Wirtschaften
Um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten, müssten Antworten auf den Klimawandel gefunden und ökologisch verträgliche Stoffkreisläufe geschaffen werden. Dies gehöre zu den großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, erklärte der Minister. Zugleich verwies er auf den Wert von Traditionen: "Erntedank ist eines der ältesten Feste der Menschheit. Mit diesem wichtigen Fest soll an die Arbeit der Landwirte erinnert und es soll Danke gesagt werden, für die Lebensmittel, die wir erhalten und die mehr sind als billige Massenware, auch wenn sie hierzulande jederzeit verfügbar sind." Dies gelte nicht überall. Etwa jeder zehnte Mensch weltweit leide Hunger. Vor diesem Hintergrund mahnte der Minister zu einem sorgsamen Umgang mit Lebensmitteln und zu ressourcenschonendem Wirtschaften.
Bischof: Auch das Schöne sehen
Auch Bischof Tilman Jeremias mahnte in seiner Festpredigt, nicht die Augen zu verschließen vor den gegenwärtigen Problemen im Land, vor Umweltkatastrophen, vor Kriegen und Not. Doch dürfe darüber auch "das Schöne, Bunte, Lebenssatte" nicht aus dem Blick geraten. "Es geht beides, sogar in einem Atemzug: Gott zu loben für die Fülle seiner Schöpfung und gleichzeitig die massiven Bedrohungen dieser Schöpfung durch die Folgen des Klimawandels ernst zu nehmen", sagte er. Zudem verwies er darauf, dass die Landwirte, "die durch ihre harte Arbeit unsere Ernährung sichern", derzeit unter großem ökonomischen und gesellschaftlichen Druck stünden. Das war unter anderem zu Beginn des Jahres bei den bundesweiten Bauernprotesten deutlich geworden.
Stralsund erstmals Gastgeber
Stralsund war erstmals Ausrichter des Landeserntedankfestes. Die Hansestadt hat nach Angaben eines Sprechers direkte Verbindungen zur Landwirtschaft: als Eignerin von 7.200 Hektar Wiesen und Äckern, die von 60 Pächtern bewirtschaftet werden. Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU) zeigte sich mit dem Verlauf des Erntedankfestes sehr zufrieden. Die Resonanz bei Einheimischen und Gästen sei hervorragend gewesen, die Laune der Menschen fantastisch. "Wir sind wirklich stolz, dass das alles so gelungen ist und sagen danke an alle Mitwirkenden".
Organisiert wurde das Fest von der Hansestadt Stralsund, dem Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt MV, dem Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern, dem Land-Frauenverband und vielen weiteren Akteuren wie dem Landesjagdverband und der Landesforst. Die Schirmherrschaft hatte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) übernommen.
Landeserntedankfest 2025
Im nächsten Jahr sollen die Hansestadt Wismar, die Insel Poel und der Landkreis Nordwestmecklenburg das Landeserntedankfest ausrichten. Dabei wird es laut Backhaus um die Verbindung zwischen Stadt und Land gehen. In Gemeinschaft sollen nun Ideen entwickelt werden, wie das Landeserntedankfest gemeinsam umgesetzt werden könne, erklärte Poels Bürgermeisterin Gabriele Richter (parteilos) am Sonntagnachmittag. Wismar möchte sich, so Bürgermeister Thomas Beyer (SPD), als vielfältige Stadt präsentieren.