Ferienfreizeiten - für viele Familien nicht erschwinglich
Bald sind Sommerferien. Während die einen auf große Reise gehen, gibt es immer mehr Familien in Mecklenburg-Vorpommern, die nicht einmal ihre Kinder in eine Freizeit schicken können. Bisher gab es für sie den Ferienfonds des Landesjugendrings - doch der läuft aus.
"Kinder brauchen Ferien" - unter diesem Motto hat der Landesjugendring seit mehr als zehn Jahren unbürokratisch finanzschwache Familien in Mecklenburg-Vorpommern unterstützt. Jetzt allerdings ist der Topf schon seit Wochen leer. Und er soll auch künftig nicht wieder aufgefüllt werden. Hintergrund: Das Geld für den Fonds stammt vom Kinderhilfswerk und von der Stiftung demokratische Jugend. Letztere, die dabei den Löwenanteil trug, hat ihre Förderrichtlinien geändert und will künftig kein Geld mehr dazu geben. Ohnehin betont der Landesjugendring, dass der Fonds als vorübergehendes Projekt gedacht war. Es sollte der Politik zeigen, dass der Bedarf wirklich da ist.
Familien müssen jeden Cent zweimal umdrehen
Gebraucht werde eine solche Hilfe heute mehr denn je: Essen, Energie, fast alles ist teurer geworden, viele Familien müssen jeden Cent zweimal umdrehen. Die 42-jährige Rita Strümpel aus dem Rostocker Stadtteil Toitenwinkel weiß, was das bedeutet. Sie ist alleinerziehende Mutter von vier eigenen Kindern und einer Ziehtochter und bezieht Bürgergeld. Um im Sommer mit ihren beiden Jüngsten für einen Tag in den Güstrower Wildpark gehen zu können, muss sie jetzt schon sparen: "Ich stecke immer alles, was fest verplant ist, gleich in verschiedene Briefumschläge. Den Rest lege ich zur Seite - damit wir mal sowas machen können." Ein System, mit dem sie gut klar kommt, mit dem aber keine großen Sprünge möglich sind.
Freizeiten deutlich teurer geworden
Auch die Träger der Jugendarbeit, die Ferienfreizeiten organisieren, stecken derzeit in einem schwierigen Dilemma: Ihnen fehlt nicht nur Personal, auch die Kosten für die Touren sind deutlich in die Höhe geschnellt. Allein die Preise in den Jugendherbergen sind gegenüber 2019 um 20 Prozent gestiegen. Der Landesjugendplan sieht zwar eine Förderung von 2,50 Euro pro Tag und Teilnehmer vor, doch Anna Herbst vom Landesjugendring versichert: "Damit kommen die Vereine schon lange nicht mehr aus." Alleine die Jugendherbergen haben ihre Preise seit 2019 um 20 Prozent erhöht. Und Miriam Gedrose vom Herbergsverband bedauert, dass auch 2024 wieder eine Preissteigerung nötig sein wird. Zur Zeit gibt es noch das Paket "Aufholen nach Corona", in dem für Ferienfreizeiten 15 Euro pro Tag zu bekommen sind - doch auch das läuft mit Ende des Schuljahres aus. Der Landesjugendring fordert, dass die höheren Sätze auch darüber hinaus beibehalten werden müssten.
Für Klassenfahrten gibt es Geld aus Paket "Bildung und Teilhabe"
Immerhin: Für Klassenfahrten und im kleinen Rahmen auch für Ferienaktivitäten fließt nach wie vor Geld aus dem Programm "Bildung und Teilhabe" an Familien, die beispielsweise Bürgergeld bekommen. Wobei Anja Zander vom Aus- und Fortbildungswerk AFW in Rostock die Erfahrung gemacht hat, dass viele davon gar nichts wissen. Und auch die, die ihre Rechte kennen, trauen sich oftmals nicht, einen Antrag zu stellen: "Da sind viele Ängste und auch Scham, weshalb die Eltern dann oft lieber sagen: 'Ich schick das Kind nicht mit' statt zuzugeben, ich kann das nicht." Die alleinerziehende Mutter Rita Strümpel kann das gut verstehen. Sie selber hat schließlich den Mut gefasst, für eine Klassenfahrt ihres Sohnes Förderung zu beantragen und dabei gute Erfahrungen gemacht: "Ich habe vom Jobcenter einen Zettel bekommen, die Schule hat ihn ausgefüllt und ich musste nur noch unterschreiben. Das war ganz einfach."