Hand nimmt Kurtaxen-Karte aus einem Automaten.

Eine Insel, ein Preis: Gemeinsame Kurabgabe auf Usedom

Stand: 31.03.2023 18:00 Uhr

Auf Usedom gibt es ab April eine gemeinsame Kurabgabe. Tages- und Übernachtungsgäste in den Seebädern müssen nur noch einmal bezahlen und können auch die anderen Orte auf der Ostseeinsel genießen.

von Konrad Buchwald, NDR 1 Radio MV

Urlauber auf Usedom, Deutschlands Sonneninsel,hatten es in der Vergangenheit nicht ganz so leicht. Bei der Anreise müssen sie oft im Stau stehen und wenn sie an einem Tag mehrere Orte besuchen wollten, mussten sie auch mehrmals Kurtaxe bezahlen. Entschädigt wird das immerhin mit 40 Kilometer Ostseestrand und mehr als 1.900 Sonnenstunden im Jahr.

Was die Kurabgabe angeht, gibt es jetzt aber eine Lösung. Entlang der Ostsee, also in den Seebädern Loddin und Zempin, den Ostseebädern Ückeritz, Koserow, Zinnowitz, Trassenheide und Karlshagen sowie den Kaiserbädern Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin ist ab der Hauptsaison 2023 nur noch eine Kurtaxe fällig, die auch überall anerkannt wird. In der Hauptsaison kostet sie 2,70 Euro pro Übernachtung beziehungsweise pro Aufenthalt, in der Nebensaison 2 Euro. Ausgenommen sind nur Kinder unter sechs Jahren.

Ziel: Gemeinsame Tourismusregion

"Die Kurkarte wird sowohl für Gäste, als auch für Einheimische einen klaren Mehrwert leisten", sagt Michael Steuer, Geschäftsführer der Usedom Tourismus GmbH (UTG). Die UTG wurde von den Kommunen mit dem Projektmanagement beauftragt. Das große Ziel: Eine gemeinsame Tourismusregion mit der Insel Usedom und der Stadt Wolgast. Die Stadt und alle 25 Inselgemeinden hatten sich 2021 beim Land als Modellregion für ein gemeinsames Erholungs- und Erhebungsgebiet beworben. Aber dafür müssen mehrere Kriterien erfüllt werden. Eines ist die gemeinsame Kurabgabe in den Seebädern. Sie ist Voraussetzung dafür, das Prädikat "Tourismusregion" zu bekommen. "Und erst durch das Prädikat 'Tourismusregion' werden auch andere Gemeinden in die Lage versetzt, Kurabgaben erheben zu können", heißt es von der UTG weiter.

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Bus- und Bahnfahren ist vorerst meist nicht inklusive

"Für das Gelingen einer erfolgreichen Umsetzung der Gästekarte ist die Einbindung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) dringend notwendig. Dies steigert die Attraktivität und die Akzeptanz für die Gästekarte vor Ort", teilt das Wirtschaftsministerium in Schwerin mit. Deshalb sollte es eigentlich mit der gemeinsamen Kurabgabe auch das Angebot eines kostenlosen Bus- und Bahnverkehrs geben. Die Kurabgabe hätte dann 3,90 Euro gekostet. "Da hatten einige auch Bauchschmerzen und sich gefragt, ob das so machbar wäre, ob der Gast das so möchte. Auch bei den Vermietern gab es Bedenken. Andere hätten sofort ja gesagt", erklärt Werner Schön, Bürgermeister von Zempin.

Einige Gemeinden hätten sich mehr Busverbindungen vor allem in den Abendstunden gewünscht. Andere hatten befürchtet, dass die Zugkapazitäten im Sommer nicht ausreichen würden, wenn noch mehr Gäste als bisher mit der Usedomer Bäderbahn (UBB) fahren würden. "Es saßen sehr viele Partner am Tisch und das muss alles zusammengebracht werden. Und nun haben wir den kleinsten gemeinsamen Nenner gefunden, aber auch den wichtigsten: dass wir auf der ganzen Insel eine Kurkarte haben", so Schön weiter.

Kaiserbäder und Ückeritz: Extraregeln für Bus und Bahn

Ein paar Unterschiede gibt es dann doch: In den Kaiserbädern zahlen die Gäste 40 Cent mehr, also 3,10 Euro, können dort aber kostenlos mit dem Bus fahren. Ückeritz hat beschlossen, seinen Gästen und Einwohnern die ticketfreie Nutzung von Bus und Bahn zu ermöglichen. Seit 2016 ist das Busfahren schon mit der Kurkarte möglich, ab Mai kommen dann kostenlose Bahnfahrten über die ganze Insel dazu. Dafür sind dann aber 3,90 Euro fällig. "In den letzten Jahren ist die Akzeptanz bei den Einheimischen gegenüber dem Tourismus gesunken. Mit dem kostenlosen Genuss des ÖPNV wollen wir die Einheimischen mitnehmen", erklärt Bürgermeister Axel Kindler den Schritt.

Es gebe zwar einige, die den Preis zu hoch finden. Bisher hat er aber überwiegend positive Rückmeldungen bekommen: "Eine vierköpfige Familie muss ja nur einmal Richtung Swinemünde fahren oder in die Kaiserbäder und dort an der Promenade ein Eis essen. Man kann das Auto stehen lassen, steht nicht im Stau und muss keine Parkgebühren bezahlen - dann hat man die Teuerung schon wieder raus." Axel Kindler hofft, dass sich andere Gemeinden anschließen und nachziehen.

Lösung noch in diesem Jahr?

"Ich finde es gut, dass Ückeritz den Vorreiter macht. Ich habe Herrn Kindler dazu gratuliert", sagt Werner Schön. "Wir hatten die Idee auch schon. Und jetzt können wir sehen, ob das Angebot angenommen wird. Vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr, dass wir eine gemeinsame Kurkarte mit Bus und Bahn haben." Das ist auch das Ziel der UTG. "Wenn der ticketfreie ÖPNV kommt, dann muss er auch ein Erfolg werden", sagt Geschäftsführer Michael Steuer. "Daran arbeiten wir gemeinschaftlich mit allen Projektpartnern weiter. Das Projektvorhaben Modellregion endet offiziell am 31. Dezember. Ich bin zuversichtlich, dass bis dahin auch hierzu eine Lösung gefunden wurde." Der nächste angedachte Termin für das gemeinsame Bus- und Bahnangebot soll der 1. November, also der Beginn der Nachsaison, sein.

Auch Wolgast steht dem Vorhaben weiter offen gegenüber, es müssten nur noch verschiedene Fragen geklärt werden. Es gehe vor allem darum, dass auch die Einwohner der Peenestadt von der Kurabgabe befreit werden. Die Frage sei aber, wie das finanziert werden kann. In einigen Gemeinden im Achterland, die also nicht an der Ostsee liegen, ist man noch nicht überzeugt. Für eine mögliche Kurabgabe könne man den Gästen kaum etwas bieten. "Die Gemeinden müssen wir mit ins Boot holen", sagt Werner Schön, der auch stellvertretender Amtsvorsteher im Amt Usedom Süd ist. "Wir haben das gemeinsame Ziel nicht aus den Augen verloren. Aufgegeben wird auf keinen Fall."

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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 31.03.2023 | 19:30 Uhr

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