Ein Jahr Ukraine-Krieg: Geteiltes Stimmungsbild in MV
Hat sich Deutschland richtig verhalten angesichts des Krieges in der Ukraine? Die Meinungen gehen weit auseinander. Das sehen viele Menschen in MV unterschiedlich - je nach Alter.
Der 24. Februar 2023 ist der Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine. Wer ist für den Krieg verantwortlich? Bei den Userinnen und Usern aus Mecklenburg-Vorpommern, die bei #ndrfragt mitgemacht haben, ergibt sich je nach Altersgruppe ein sehr unterschiedliches Bild.
52 Prozent aller Befragten in der nicht repräsentativen Erhebung weisen Russland die Verantwortung für den Krieg zu, 27 Prozent geben den Vereinigten Staaten die Schuld am Krieg. Diese Auffassung herrscht vor allem bei den älteren Umfrageteilnehmern vor. 50 Prozent der über 80-Jährigen und 34 Prozent der 65- bis 79-Jährigen sehen die Ursache am Krieg im Verhalten der USA. In den jüngeren Altersgruppen sieht eine Mehrheit vor allem Russland in der Verantwortung. Besonders ausgeprägt ist dieser Eindruck bei Menschen unter 30. 72 Prozent sehen Russland in der Verantwortung. Hier beschuldigen nur 13 Prozent die Vereinigten Staaten - und niemand die Ukraine.
Kampfpanzer liefern: Nur bei Jungen gibt es große Zustimmung
In der Frage der Kriegsschuld wird besonders deutlich, wie unterschiedlich die Sichtweisen auf den Krieg und seine Hintergründe sind. Das schlägt sich auch in Antworten auf die Frage nieder, wie die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern die Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine beurteilen. Bei den jüngeren Umfrageteilnehmern sind es 50 Prozent, die es "eher richtig" oder sogar "völlig richtig" finden, dass die Bundesrepublik Leopard-2-Panzer an die Ukraine liefert.
Bei Menschen ab einem Alter von 30 Jahren überwiegt der Anteil der Skeptiker: Eine Mehrheit hält es für "eher falsch" oder "völlig falsch", der Ukraine Panzer aus Deutschland zu überlassen. In der Gesamtbetrachtung sind 61 Prozent aller Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer dieser Auffassung. Eine ähnlich große Gruppe fürchtet, dass die Panzerlieferung den Krieg verlängern wird: 60 Prozent befürchten dies. Nur 14 Prozent glauben, dass dieser Schritt den Krieg in der Ukraine verkürzen könnte.
Eine Mehrheit aller Befragten lehnt in diesem Zusammenhang auch Überlegungen ab, der Ukraine Kampfflugzeuge zu überlassen. Nur in der Gruppe der 30 bis 49 Jahre alten Personen aus MV gibt es mit zusammen 30 Prozent einen vergleichsweise großen Anteil, die meinen, dass das „völlig richtig“ oder „eher richtig“ sein könnte. Aber auch in dieser Gruppe ist die Ablehnung insgesamt hoch.
Sorgen vor Kriegsfolgen: Mit dem Alter nimmt die Furcht zu
Je älter die Umfrageteilnehmer, um so größer ist auch die Sorge, dass der Krieg in der Ukraine noch größere Ausmaße annimmt. Überhaupt überwiegt in der Gruppe der Älteren die Furcht vor negativen Auswirkungen. Vor allem bei den Menschen ab einem Alter von 65, die bei #ndrfragt mitgemacht haben, ist die Sorge vor einem 3. Weltkrieg groß. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch bei der Frage, wie groß die Sorge ist, dass der Krieg nach Deutschland kommt. In den jüngeren Altersgruppen ergibt sich ein einigermaßen homogenes Bild.
Deutschland und somit auch Mecklenburg-Vorpommern hat viele Menschen aufgenommen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind. Wir haben bei #ndrfragt darum auch gefragt, ob sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Sorgen machen über die Anzahl der Geflüchteten. Bei den Jüngeren bis zu einem Alter von 49 Jahren ist eine Mehrheit der Auffassung, dass sie sich keine Sorgen machen, dass Deutschland zu viele Menschen aus der Ukraine aufnehmen muss. Bei den Umfrageteilnehmern bis 29 machen sich nur 22 Prozent größere Sorgen. 44 Prozent machen sich keine Sorgen, 34 Prozent haben geringe Sorgen, das sind zusammen mehr als drei Viertel der Befragten. Bei Menschen ab 69 sind es 16 Prozent, die keine Sorgen haben angesichts der Zahl der Geflüchteten, 24 Prozent haben große Sorgen. Bei den noch älteren ab 80 Jahren sind es 39 Prozent, die sich große Sorgen machen, acht Prozent machen sich keine Sorgen.
#ndrfragt ist eine Aktion des Norddeutschen Rundfunks, um ein Stimmungsbild im Norden zu ermitteln. In die Auswertung dieser Zahlen sind die Angaben von 1.808 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eingeflossen, die angegeben haben, dass sie in Mecklenburg-Vorpommern leben. Die Erhebung ist nicht repräsentativ.