Ehrenamtspreis: Schüler helfen Senioren mit ihrem Memory-Spiel
Regelmäßig besuchen Schüler aus Burg Stargard (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) während des Unterrichts die Bewohner des Johanneshauses der Diakonie und spielen in der Seniorenresidenz mit ihnen Bewegungsspiele.
"Hier sollen die Senioren versuchen, mit den Ringen auf so ein Ding zu werfen", erklärt Paul, während er gelbe Kunststoffhalterungen auf den Tisch drückt, die sich festsaugen. "Wenn die das schaffen, haben wir noch kleinere, dann wird´s halt schwerer." Paul ist 13 Jahre alt und besucht die Klasse 7b an der Regionalen Schule. Er belegt zusammen mit acht seiner Mitschüler den Wahlpflichtkurs "Gesundheit". Erste Hilfe, Drogen, Gesunde Ernährung und Bewegung stehen auf dem Stundenplan. Beim Thema Bewegung geht es auch um darum, das Gehirn zu trainieren. Gerade testen die Schüler noch einmal die Spiele, die sie mit den Bewohnern der Seniorenresidenz spielen wollen.
Memory-Spiel selbst gebastelt
Neu im Gepäck haben sie diesmal Memory-Spiele, die sie im Unterricht gebastelt haben, erzählt der 13-jährige Vincent. Mit ihrer Lehrerin Sylvia Eskaf probieren sie, wie die 32 Karten am besten angeordnet werden, damit es für die Senioren möglichst übersichtlich aussieht. Er sei aufgeregt, wie es diesmal ist, erzählt Vincent. Viele der Senioren seien zum ersten Mal bei den Spielen dabei. Ein paar Mal haben die Schüler die Senioren schon besucht. Manchmal war es schwierig, erzählt der 13-jährige Pepe: "Da wollte nicht jeder spielen, weil die meisten zugucken wollten." Er habe sich mit ihnen unterhalten. Danach wollten die Senioren doch mit ihm spielen, sagt Pepe. "Da war ich ziemlich glücklich."
Schüler hatten Lust auf ein Projekt mit Senioren
Sylvia Eskaf hat den Inhalt des Wahlpflichtkurses selbst entwickelt. Im vergangenen Schuljahr hat sie ihn zum ersten Mal mit einer siebten Klasse durchgearbeitet. "In jedem der Bausteine lernen die Kinder etwas über die einzelnen Themen", sagt die Lehrerin für Russisch und Englisch. "Wir haben darüber nachgedacht, welche Möglichkeiten es gibt, das dann auch nach draußen zu tragen und für die Jungs nutzbar zu machen." Die Schüler hatten Lust auf ein Projekt mit den Senioren und so fing es an. Seit Anfang Dezember besuchen sie nun während der Unterrichtszeit ihre deutlich älteren Spielkameraden.
"Die Aufgabe ist die Entwicklung von Sozialkompetenz, von Empathie, von Einfühlungsvermögen", erklärt Sylvia Eskaf. "Ich muss besonders laut sprechen, ich muss besonders gut artikulieren, ich muss vielleicht auch Dinge komplett anders erklären oder einfach nur zeigen und ich muss auch mit der Frustration leben, dass eben nicht alle erreicht werden können. Das ist, denke ich mal, für die Jungs eine Wahnsinnsleistung."
Weniger Karten – mehr Erfolgserlebnisse
Als die Schüler und ihre Lehrerin im Johanneshaus eintreffen, sitzen die Senioren schon bereit. Mehr als eine Stunde lang fordern die Jungs sie heraus: bei Hütchenspiel, Bällewerfen, Ringewerfen und natürlich beim Memory. Für einige Bewohner ist es zu schwer, mit 32 Karten zu spielen. Die Schüler reagieren und spielen nur noch mit zehn Karten. Alle haben offensichtlich Spaß. "Dann bleibt man doch ein bisschen in Bewegung", sagt Seniorin Edith Salchow mit freudigen Augen. "Die können bald mal wieder kommen, die Kinder. Wir würden uns freuen."
"Leben ist Bewegung" - Sylvia Eskaf und ihre Schüler werden für ihr Projekt beim "Ehrenamtspreis MV 2024 – Lernen durch Engagement macht Schule" ausgezeichnet.