E-Scooter-Verleih: Ohne Ordnung nur eine Stolperfalle?
Es macht sie sehr bequem: E-Roller können meist am Zielort einfach abgestellt werden. Manchmal werden durch sie aber auch Wege blockiert. Dagegen geht Rostock nun vor - und nimmt einen anderen Weg als Paris, wo die ausleihbaren Scooter bald verboten werden.
Rostock, Schwerin, Neubrandenburg - in vielen Städten kann man sich günstig E-Roller leihen. Dementsprechend stehen auch viele rum. Als erste Stadt zieht Paris jetzt Konsequenzen: Anfang September werden die Scooter in Frankreichs Hauptstadt verboten. Knapp 90 Prozent der Abstimmenden haben sich dafür ausgesprochen, dass die Leihfirmen bis dahin ihre Roller entfernen müssen. Auch in Mecklenburg-Vorpommern ist die Kritik an den E-Roller-Verleihern und Mietern groß. Die Stadt Rostock möchte mithilfe einer Kampagne zusammen mit den Anbietern Voi, MOIN. und TIER für mehr Verantwortungsbewusstsein werben.
"Free Floating"-Modell
Die drei Anbieter sind die großen Player im E-Scooter-Verleih. Hinter der Art, wie man ihre E-Roller nutzen kann, steckt das "Free Floating"- Modell. Das heißt: Die Scooter stehen irgendwo. Mit der App entsperrt, nutzt und bezahlt man sie und die Fahrt. Am Zielort stellt man die Scooter dann einfach an einer geeigneten Stelle ab. Und von dort rollert die nächste Person weiter.
Alles digital, alles unkompliziert - für "Digital Natives" zumindestens. Fahren darf jeder über 14 Jahre, nur nüchtern und allein muss die Person auf dem Roller sein. Doch genau dieses einfache "freie Schweben" scheint für viele Probleme verantwortlich zu sein. Die Polizei Rostock beklagt vermehrte Alkoholfahrten auf den E-Scooter. Der Deutsche Blinden und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV) bemängelt, dass viele Roller kreuz und quer stehen und nicht nur Blinden und Sehbehinderten das Leben schwer machen, wenn nicht sogar zum Stolpern bringen.
"Eigentum verpflichtet"
"Eigentum verpflichtet" - So steht es im Grundgesetz. Und die AGBs der Verleiher geben diese Pflicht gleich weiter an die Mieter. So schreiben Verleiher wie das Rostocker Unternehmen MOIN., dass Fahrer für den ordnungsgemäße Gebrauch der E-Roller verantwortlich sind. Falls sie dagegen verstoßen, beispielsweise falsch parken, werden Gebühren angedroht. MOIN. sagt: "Im schlimmsten Fall erfolgt eine dauerhafte Sperrung des Accounts."
Der Anbieter Voi fordert vom Fahrer nach dem Abstellen ein Foto des Rollers, das wird anschließend ausgewertet, um das korrekte Parken zu beurteilen. Bei einem Verstoß ist allerdings nicht immer belegbar, "ob ein Parkverstoß auf die letzte Nutzung zurückzuführen ist oder durch eine vorbeikommende Person verursacht wurde", heißt es von einem Unternehmenssprecher.
Kampagne für mehr Verantwortungsbewusstsein
Die Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern sowie Sehbehinderten und Blindenvebränden waren laut Steffen Nozon vom Mobilitätsamt der Hansestadt die Auslöser für eine Kampagne in Kooperation mit den Verleihern. Es wird mit Plakatwänden auf den richtigen Umgang mit E-Rollern hingewiesen. Damit das Verkehrsmittel nicht verboten werden müsse - so wie jetzt in Paris -, versucht man gemeinsam mit den Anbietern Lösungen zu finden.
Beispielsweise werden in den Apps Parkverbotszonen eingerichtet. In diesen ist dann ein Abstellen des Rollers nicht möglich. Somit läuft die Zeit weiter und der Fahrtpreis erhöht sich. Außerdem werden Kontakte zwischen den E-Scooter-Verleihern und dem Kommunalem Ordnungsdienst hergestellt. Außerdem wird eine gemeinsame Beschwerdehotline mit MOIN. und TIER eingerichtet, an die sich Menschen, die rücksichtsloses Verhalten bemerken, wenden können.