Dicke Luft in der Diakonie Mecklenburg-Vorpommerns
Unter den rund 17.000 Beschäftigten der Diakonie in Mecklenburg-Vorpommern wächst der Unmut. Es geht um mehr Mitsprache und die Forderung nach der Zahlung einer Inflationsausgleichspauschale.
Die Stimmung in der Diakonie war schon mal besser: Michael Hollmann, der Chef des Gesamtausschusses der Mitarbeitervertretungen (GAMV) im Diakonischen Werk M-V, machte seinem Ärger jetzt jedenfalls mal Luft. In der Privatwirtschaft wäre der Rostocker so etwas wie der Gesamt-Betriebsratsvorsitzende der rund 17.000 kirchlichen Mitarbeiter. Doch in der evangelischen Diakonie ist einiges anders. Hollmann und seine Mitstreiter wollen jetzt eine Unterschriften-Aktion für eine bessere Bezahlung starten - konkret geht es um die Zahlung einer steuerfreien Inflationsausgleichspauschale in Höhe von 3.000 Euro für jeden Beschäftigten.
Sonderzahlung in Niedersachsen schon überwiesen
Das ist das Ergebnis einer Tagung der GAMV in Rostock. In einer Pressemitteilung spricht Hollmann von einer "berechtigten Forderung", der jetzt "mehr Nachdruck" verschafft werden soll. Vor allem der Blick in andere Wohlfahrtsorganisationen schürt dabei Unmut. Die katholische Caritas habe ihren Mitarbeitern die Pauschale schon gezahlt. Selbst in den Diakonien anderer Bundesländer, wie zum Beispiel in Niedersachsen, sei die Sonderzahlung schon geflossen. Die Beschäftigten in den Kitas, Pflegeheimen oder Krankenhäusern der evangelische Diakonie in MV müssen nach Angaben des GAMV aber weiterhin warten. Hollmann beklagt eine "strikte Verweigerungshaltung" der Diakonie-Spitze in Schwerin.
Diakonie-Leitung verweist auf Gehaltssteigerung
Die Diakonie-Leitung um Landespastor Paul Philipps und Vorstand Henrike Regenstein verweist dagegen auf deutliche Gehaltssteigerungen in den vergangenen Jahren. Gerade auch in den unteren Gehaltsgruppen seien die Löhne seit 2020 um 26 Prozent gestiegen, heißt es auf Anfrage des NDR. Mit dieser Entlastung werde dafür gesorgt, dass Mitarbeiter "nachhaltig auf Dauer mehr verdienen". Arbeitnehmervertreter Hollmann sagt dazu, es sei zwar richtig, dass die Gehälter gestiegen seien, allerdings von einem geringen Niveau aus. Die Folge sei, dass Diakonie-Mitarbeiter häufig eine sehr niedrige Rente erhielten. Anders als in anderen Bundesländern gelte in Mecklenburg-Vorpommern außerdem weiter die 40-Stunden-Woche.
Mehr Mitsprache in den Aufsichtsgremien
Die Mitarbeiterschaft will darüber hinaus mehr Mitsprache in den Aufsichtsgremien der Diakonie. Die Zentrale habe Vorschläge dafür auf der Synode der EKD im vergangenen Dezember gestoppt. Das - so der GAMV - "sorgt für Unverständnis und Frustration". Hollmann hofft jetzt auf das Entgegenkommen einzelner Träger. Für ihn sei es wichtig, dass auch die Mitarbeiter die Geschäftsführung und den Vorstand kontrollieren könnten. Immerhin gehe es in diesen Gremien auch um strategische Entscheidungen, wie Neubauten oder Grundstückskäufe. Hier sei es wichtig, die Perspektiven der Mitarbeiter einzubringen.
Nächstes Treffen im November
Diese Forderung lässt die Diakonie-Leitung in Schwerin zurückweisen. Es gebe keine gesetzliche Verpflichtung, Mitarbeiter in die Aufsichtsgremien zu berufen, heißt es auf Anfrage. In einzelnen Aufsichtsgremien sei das dennoch der Fall, beispielsweise im Kuratorium des Evangelischen Diakoniewerks Bethanien Ducherow. Insgesamt pflege man eine "vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Mitarbeitervertretungen". Grundsätzlich stünden die Aufsichtsgremien den Mitarbeitervertretungen für Gespräche offen. Denen ist das zu wolkig. Das nächste Treffen mit der Diakonie-Spitze ist für Mitte November geplant.