Dem Himmel so nah: Skywalk auf Rügen vor Einweihung
Heute ist Eröffnung: Nach knapp zwei Jahren Bauzeit ist die neue Attraktion am Nationalpark-Zentrum Königsstuhl fertig. Der Skywalk führt über den Kreidefelsen entlang, hoch über der Ostsee.
Über dem 118 Meter hohen Königsstuhl auf der Insel Rügen, Wahrzeichen und Touristenattraktion, schwebt die neue Aussichtsplattform. In knapp zwei Jahren ist der Besucherrundweg Skywalk im Nationalpark Jasmund gebaut worden - ein technisch sehr anspruchsvolles Projekt, das bei laufendem Besucherverkehr umgesetzt wurde. "Nun können wir unseren Besuchern den Königsstuhl endlich wieder präsentieren, aus neuer Perspektive und ohne die empfindliche Kreideformation weiter zu belasten. Wir sind alle überglücklich", sagte der Leiter vom Nationalpark-Zentrum am Königsstuhl, Mark Ehlers. Er ist sich dessen bewusst, dass das Projekt nicht unumstritten ist und vor allem von den Einheimischen auch kritisch gesehen wird. "Die Kreideküste unterliegt ständiger Erosion und Küstendynamik. Jährlich büßt unsere Küste 30 Zentimeter ein und vor allem der Übergang zum Königsstuhl über das sogenannte Königsgrab zeigt deutliche Spuren." Deshalb habe man etwas unternehmen müssen.
Projekt inmitten des Nationalparks Jasmund
Bereits 2011 hatten die Planungen für den neuen Königsweg begonnen. Allen Beteiligten war klar, dass die einmalige Kulisse der Kreideküste erhalten bleiben muss, zumal die neue Besucherplattform mitten im Nationalpark Jasmund, inmitten des größten Buchwaldbestandes an der deutschen Ostseeküste mit dem Status UNESCO-Welterbe, erbaut werden sollte. Die Aussichtsplattform sollte nicht nur den technischen, umwelt- und naturschutzrechtlichen Anforderungen genügen, sondern auch barrierefrei sein. Unter den verschiedenen Entwürfen hat sich schließlich der Skywalk durchgesetzt.
Der Skywalk - ein Bauprojekt der Superlative
Die ellipsenförmige, hängende Brücke ist in knapp zwei Jahren bei laufendem Besucherverkehr von der Rügener Firma flz Stahl- und Metallbau Lauterbach gebaut worden. Bis zu 48 Meter tief sind die Fundamente für den Mast und die Abspannseile in der Kreide gegründet worden. Bereits diese Arbeiten haben länger gedauert als zunächst veranschlagt. Im September 2022 wurde der alte Königsstuhl für den Besucherverkehr gesperrt, weil der Mast für den Skywalk gesetzt wurde und der Vorschub der 400 Tonnen schweren Brückenkonstruktion begann. "Für dieses Verfahren haben wir uns letztlich entschieden, weil wir die Kreideküste so wenig wie möglich belasten wollten", begründet der Chef der Lauterbacher Firma, Martin Hurtienne, das Vorgehen. Die einzelnen Segmente der Konstruktion hat die Stralsunder Firma Ostseestaal gefertigt. Zusammengeschweißt haben sie die Fachleute aus Lauterbach.
Baukosten von 7,6 auf 8,8 Millionen Euro gestiegen
Der Bau hat auch wegen der komplizierten Abläufe, vor allem wegen der aufwendigen Schweißarbeiten der insgesamt 13 Brückenteile, deutlich länger gedauert als ursprünglich geplant. Zunächst hatte die Stadt Sassnitz als Bauherr des Projektes 7,6 Millionen Euro veranschlagt. Die Baukosten sind inzwischen auf mindestens 8,8 Millionen Euro gestiegen, auch wegen der längeren Bauzeit.
Statisch absolut sicher
Kurz vor der Eröffnung gab es noch verschiedene technische Abnahmen für den Neubau. Unter anderem haben Kletterer aus Berlin und ein Neustrelitzer Brückeninspekteur die Seile und die gesamte Brücke auf Fehlstellen untersucht. Dazu setzte sich Ingenieur Ronny Seidel in einem Korb bewegte sich seitlich um die Brücke herum. "Bis auf ein paar Stellen an der Brückenunterseite, an denen wegen der Hilfskonstruktionen beim Bau eine Farbschicht fehlt, ist alles tipptopp", zog Seidel Bilanz. "Dass nun die ersten Besucher unseren 185 Meter langen schwebenden Rundweg über dem Königsstuhl begehen können, ist für uns nach der langen Bauzeit ein sehr bewegender Moment", so Mark Ehlers vom Nationalpark-Zentrum.