DRK und Caritas: Immer mehr Menschen überschuldet
Den Schuldnerberatungen von DRK und Caritas in Mecklenburg-Vorpommern zufolge überschulden sich aktuell immer mehr Menschen. Grund sei die Inflation, durch die vor allem Energie und Lebensmittel immer teurer würden.
Vor dem Hintergrund der steigenden Lebenshaltungskosten haben die Beratungsstellen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und der Caritas die Aktionswoche "Überschuldungsrisiko Inflation" ausgerufen. Sie wollen damit auf das erhöhte Schuldenrisiko durch die Inflation aufmerksam machen und stellen auch Forderungen: Die Vollfinanzierung der Beratungsstellen über Land und Kreis müsse gesichert werden. Bisher laufe diese auch zum Teil über Mittel des Roten Kreuzes.
Immer mehr Berufstätige unter Schuldnern
Der Leiterin der DRK-Schuldnerberatungsstellen in Anklam und Wolgast, Kyra Quaas, zufolge hat sich ihre Klientel durch die Inflation verändert. Während zuvor vor allem Sozialhilfe-Empfänger Beratung wollten, kämen nun auch immer mehr überschuldete Berufstätige: "Diese sogenannte Mittelschicht. Ob das jetzt die Bäckerverkäuferin oder der Sachbearbeiter im Landkreis ist. Auch die haben Probleme, ihre Finanzen über den Monat zu bekommen", so Quaas. Sie verzeichne 70 Neuaufnahmen zur Hälfte des Jahres. Die drei Beraterinnen der Stelle gelangten damit an ihre Grenzen. Die Aufnahme weiterer Schuldner in die Beratung sei daher bis September ausgesetzt. Nur in Extremfällen könne eine Notfallberatung vorgenommen werden.
Übersicht behalten
Die Anklamer Schuldnerberaterin Doreen Sadewasser rät den Menschen dazu, die eigenen Ausgaben im Blick zu behalten. Dazu könne man etwa mit Bargeld anstatt mit Karten bezahlen oder selbst Buch über die eigenen Finanzen führen. "Wir plädieren immer für ein Haushaltsbuch, ich weiß das ist immer schwierig. Aber viele machen das einfach so, eine Einnahmen- und eine Ausgabenseite. Dass sie sich wirklich jeden Monat aufschreiben: Was habe ich denn. Jeden Monat. Und dann schauen, was habe ich denn noch zur Verfügung", so Sadewasser.
Günstige Alternativen suchen
Ein weiterer Tipp von Sadewasser: jetzt schon an das nächste Jahr denken und einen günstigeren Strom- oder Gasanbieter suchen. Denn die Energiepreisbremse, die vielen geholfen habe, läuft zu 2024 aus. Dann könnten bei alten Verträgen wieder höhere Kosten auftreten. Viel Einsparpotenzial gebe es bei den meisten ihrer Klienten aber nicht, weil alle Ausgaben schon auf ein Minimum reduziert seien. In den Beratungsstellen rechne man mit einer neuen Welle von Klienten.