Bedrohte Schönheiten: Vogelpark Marlow setzt sich für Aras ein
Im Jahre 1973 wurde der 3. März zum weltweiten Artenschutztag ausgerufen. Er soll auf bedrohte wildlebende Arten aufmerksam machen, die vor allem durch Handelsinteressen gefährdet sind. Dazu zählt auch der Ara, das Zootier des Jahres 2023.
Mit ihrer Aufklärungskampagne will die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz auf besonders bedrohte Tiere aufmerksam machen. Im Vogelpark Marlow leben sechs Ara-Arten, die in ihrer Heimat teilweise sehr selten geworden sind.
Freiflug für ein besseres Miteinander
Auf dem Unterarm von Tierpflegerin Sabrina Jung sitzt Balu, ein Kleiner Soldatenara. Die Art lebt in Südamerika, Balu allerdings stammt aus einer privaten Haltung, er wurde im Vogelpark Marlow abgegeben. Sabrina Jung trainiert gerade mit ihm für die Freiflugshow. "Wenn unsere Aras über die Köpfe der Besucher fliegen, ist das einfach die beste Möglichkeit, für ihre Artgenossen draußen in der Natur werben zu können. Dass es in den Köpfen der Besucher drin ist: Hey es gibt Probleme, da draußen, die möchten wir bekämpfen". Außerdem sind die täglichen Flugstunden wichtig, damit die Vögel Muskulatur aufbauen und sie haben sichtlich Spaß daran, sich frei bewegen zu können.
Kleiner Soldatenara leidet unter Wohnungsnot
Der Kleine Soldatenara lebt beispielsweise in den Wäldern Ecuadors. Dort gibt es nur noch wenige Exemplare in einem Nationalpark, erzählt Matthias Haase. "Oft ist es so, dass die Nationalparks von landwirtschaftlichen Flächen umzingelt sind. Und da ist eine Idee, Land zu erwerben, wieder aufzuforsten und zu sichern, auch Ranger dafür auszubilden." Der gelernte Tierpfleger hat 1994 den Vogelpark Marlow gegründet. Um die Aras in ihrem natürlichen Zuhause zu erhalten, engagieren sich vor Ort Vogelschützer. Sie sind auf Spendengelder angewiesen, die beispielsweise in Deutschland während der Kampagne "Zootier des Jahres" eingesammelt werden, etwa nach den Flugshows im Vogelpark Marlow." Das ist auch wichtig bei dem Programm, dass immer die Menschen vor Ort einbezogen werden, dass man Nistplatzkontrolle, Lebensraumkontrolle macht. Dass man den Leuten sagt, ihr habt hier etwas ganz Besonderes. Das hat niemand anderes auf dieser Welt." Das ist in den Augen von Matthias Haase eine Möglichkeit des Artenschutzes, dass die einheimische Bevölkerung einen Stolz entwickelt und somit ihre Tierwelt aus eigenem Interesse schützt.
Partnersuche für Zuchtprogramme
Gleichzeitig beteiligt sich der Vogelpark Marlow an Europäischen Zuchtprogrammen. Zoologische Gärten und Tierparks wollen so erreichen, dass eine stabile Reservepopulation für die Natur aufgebaut wird. "Da wird in den Einrichtungen genau geschaut, wer darf sich mit wem verpaaren. Das ist auch wichtig für die genetische Vielfalt. Wir wissen, dass die Lebensräume immer kleiner werden und so helfen wir auch, das Artensterben zu stoppen. Wir bilden eine Reserve." Im Vogelpark Marlow leben insgesamt sechs Ara-Arten, weltweit gibt es 16. Unter ihnen befindet sich auch der Rotohr-Ara.
Wilderer rauben Nester aus
Seit Dezember 2022 leben im Vogelpark Marlow Rotohraras, noch im Verborgenen, denn ihre große Voliere entsteht erst noch. Sie soll Ende April dieses Jahres eröffnet werden. Die sechs Paare sollen dann für ihre stark bedrohten Artgenossen in Bolivien werben, erzählt Matthias Haase. "Wie es eben bei allen seltenen Sachen ist, gibt es Begehrlichkeiten. Und da passiert es immer wieder, dass man die Jungen aus den Nestern rausnimmt, mit der Hand aufzieht und dann irgendwo in den Käfig setzt und sie als Einzeltier herumvegetieren." Wie alle Papageien sind Rotohraras Schwarmvögel. In Bolivien leben die Tiere in Kolonien und brüten in Felshöhlen, die sich die Tiere selbst mit ihrem Schnabel bauen. Die neue Voliere in Marlow will diesen Lebensraum der Rotohraras nachempfinden, indem auch diesen Tieren eine nachgebaute Felswand mit Löchern angeboten wird. Der Vogelparkchef hofft auf viel Nachwuchs. Aber es wird noch Jahre dauern, bis die ersten Eier in den Nestern liegen, denn der Neuzugang besteht aus Jungtieren.
Kampagne will Besucher aufklären
Seit 2016 wird das Zootier des Jahres ausgerufen. Der Vogelpark Marlow ist von Anfang an dabei. Anhand von Schautafeln erfahren die Besucher, welchen Beitrag sie zum Artenschutz leisten können und in welche Projekte genau ihre Spenden fließen. Aras können in menschlicher Obhut bis zu 70 Jahre alt werden und sollten nie allein gehalten werden. Während der Flugshows in Marlow werden neben dem Kleinen Soldatenara auch Hyazintharas oder Gelbbrustaras gezeigt. Und Tierpflegerin Sabrina Jung hofft, dass sie für ihre stark gefährdeten Artgenossen in der Heimat viele Spenden einsammeln werden. "Wir müssen die Tiere unbedingt schützen, getreu dem Motto: nur was man kennt, kann man lieben und was man liebt, kann man schützen." Der Vogelpark Marlow startet am 18. März in die neue Saison.