Archäologische Funde am Glatten Aal in Rostock
Bei Grabungen auf der Baustelle am Glatten Aal ganz in der Nähe des Rostocker Rathauses sind 400 Jahre alte Wasserleitungen gefunden worden. Sie geben den Archäologen Rätsel auf.
135 Wohnungen sollen ab Januar auf dem Areal hinter der alten Rostocker Post entstehen. Dafür werden auch die Straßen rundherum mit neuen Leitungen versehen. Als Archäologen in der Kistenmacherstraße/Ecke Garbräterstraße das Erdreich untersuchten, stießen sie plötzlich auf uralte Wasserleitungen. Stadtarchäologe Ralf Mulsow ist verwundert: "Eigentlich waren die an dieser Stelle nicht zu erwarten." Denn nach den bisherigen Unterlagen ist dieser Teil der Stadt damals überhaupt noch nicht erschlossen gewesen. Mulsow erklärt: "Es gibt ja Übersichten über die sogenannten Borngesellschaften und wo die Leitungssyteme gelegen haben. Aber in dieser Straße haben wir dafür keinen Nachweis. Die Leitung hat nur am Anfang des Abzweigs an der Kröpeliner Straße gelegen, aber nicht weiter." Ein Novum also, über das die Experten noch eine Weile grübeln werden.
Akkurat längs durchbohrte Stämme
Auch die Form der Leitung sei etwas Besonderes sagt die zuständige Archäologin Marlies Konze. Natürlich findet sie bei ihrer Arbeit regelmäßig solche Relikte der Wasserver- und -entsorgung, versichert sie. "Aber die sind dann von einem anderen Typ, das sind normalerweise U-förmige Leitungen aus Brettern und dann abgedeckelt." In diesem Fall aber handelt es sich um sogenannte Piepen - akkurat längs durchbohrte Stämme. Ein seltener Fund, den die Archäologen fotografierten, dokumentierten und dann, wie üblich, zur Entsorgung freigaben.
Glücksfall für Holzkünstler Volker Werner
Ein Glücksfall für den Holzkünstler Volker Werner, der die Hölzer begeistert abholte, um daraus etwas zu bauen. Und er tat noch etwas: Er schickte Proben davon zur Altersbestimmung nach Berlin. Begeistert blättert der ehemalige Kriminalkommissar in seinen Unterlagen und erzählt: "Das Ergebnis war außerordentlich beeindruckend, denn diese Kiefern sind gepflanzt worden im Jahr 1510 und 1511 und gefällt im Winter 1617 - noch vor dem großen Rostocker Stadtbrand." Zwei 2,20 Meter lange Eichenbalken, die Werner ebenfalls von der Baustelle geborgen hat, stammen sogar aus dem Jahr 1260. Sie sind also fast 800 Jahre alt.
Holzkünstler: "Ich habe ganz große Ehrfurcht"
Der Mann, der sonst oft ausgediente Buhnen in Kunstwerke verwandelt, ist noch unschlüssig, was er aus diesen Fundstücken machen will. Er versichert: "Ich habe ganz große Ehrfurcht vor diesem Holz. Also diese beiden Eichenbalken habe ich hochkant so ähnlich wie Stelen oder wie ein Marterpfahl in meine Werkstatt gestellt und ich gucke sie jeden Tag an und ich traue mich da nicht ran." Auch die Idee, was aus den beiden uralten Wasserleitungen werden soll, muss erst noch reifen.