AKW-Bau in Polen: Warschau lädt Umweltministerium MV ein
Nach monatelangem Schweigen reagiert Warschau auf einen Fragenkatalog aus MV zu dem geplanten Atomkraftwerk an der polnischen Ostseeküste. Am Montag soll es zu ersten Gesprächen kommen.
Die polnische Regierung hat Vertreter des Umweltministeriums MV zu Gesprächen nach Warschau eingeladen. Thema soll die Kritik mehrerer ostdeutscher Bundesländer an dem geplanten Atomkraftwerk an der polnischen Ostseeküste sein. Ende vergangenen Jahres schickte das Umweltministerium in Schwerin, federführend für die Länder Brandenburg, Sachsen und Berlin, ein Papier mit insgesamt sechs Fragen an die polnische Regierung.
In dem Papier fordern die vier Landesregierungen einen Stopp der Pläne und sprechen sich mit "Nachdruck für den Verzicht auf das Vorhaben aus." Offene Sicherheitsfragen zum Schutz für die Umwelt und vor terroristischen Attacken führen die Länder in dem siebenseitigen Papier an. Zuletzt wurde auch Unmut im Schweriner Umweltministerium darüber laut, das die polnische Regierung über Monate nicht auf die Fragen der Bundesländer reagierte. Die Gespräche am Montag sind Teil einer grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung, die die polnischen Behörden im Zuge der Baugenehmigung durchführen.
Till Backhaus (SPD) kritisiert Polens Atompläne
Hintergrund ist das geplante Atomkraftwerk in Choczewo an der Ostseeküste, etwa 75 Kilometer nordwestlich von Danzig. Das AKW wird von dem amerikanischen Unternehmen Westinghouse Electric geplant und ab 2026 gebaut. Die voraussichtliche Fertigstellung ist sieben Jahre später geplant. Der Standort ist rund 250 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.
Umweltminister Till Backhaus (SPD) warnte zu Jahresbeginn. "Wir sind gegen den Bau des Atomkraftwerkes, weil diese Technologie nicht beherrschbar ist", sagt er im Gespräch mit dem NDR MV Podcast "Dorf Stadt Kreis - Pomerania". Es vergehe kein Treffen der deutschen Umweltminister, bei denen es nicht um sicherheitsrelevante Situationen in belgischen oder französischen Kernkraftwerken gehe.
Das Treffen zu Polens ersten Atomkraftwerken findet nur zwei Tage nach der Abschaltung der letzten deutschen Atommeiler statt. Am Sonnabend sollen die letzten drei noch laufenden Kernkraftwerke Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland planmäßig vom Netz gehen.