Silke Diettrich: "Ich liebe Herausforderungen"
Aufgewachsen in der niederrheinischen Provinz, zwischen Kühltürmen und Braunkohle-Baggern, hat es mich schon immer in den Süden gezogen. Ich habe in Südspanien studiert, bin durch Südamerika getourt und habe dort bei einigen Radiostationen gearbeitet. Also habe ich nicht lange gezögert, als ich die Anfrage bekam, nach Südasien zu gehen - auch wenn Südasien als Berichtsgebiet fast wie eine Drohung klingt: Die Weltgesundheitsorganisation hat 2014 ein "Ranking" der 20 übelsten Städte, was die Luftverschmutzung angeht, herausgegeben. Alle 20 Städte liegen in Indien, Pakistan oder Bangladesch. Neu-Delhi führt diese traurige Liste leider an. Die Mega-Citys scheinen vor zu vielen Menschen zu explodieren.
Überraschende Geschichten aus der Region
Ich muss über Anschläge in Afghanistan oder Pakistan berichten, über Erdbeben-Opfer in Nepal oder Extremisten auf den Malediven. Aber zum Glück gibt es nicht nur Krieg, Krisen oder Terror in Südasien. Mir ist es wichtig, auch überraschende Geschichten aus der Region zu erzählen, die zum Teil viel mit der Lebenswirklichkeit von uns in Deutschland zu tun haben. Denn auch wenn die Menschen in Afghanistan zum Beispiel in ständiger Angst leben, Opfer eines Anschlags zu werden, kennen die Jugendlichen dort auch Casting-Shows. In Bangladesch trauen sich Mädchen auf Surfbretter - und einer der besten ethischen Hacker kommt aus Pakistan.
Neu-Delhi - ein Ort, der keine Stille kennt
In der Stadt Neu-Delhi zu leben ist eine tägliche Herausforderung: Allgegenwärtig ist die gesundheitsschädliche Luft, unerträgliche Hitze oder Schwüle, viel zu viele Menschen an einem Ort, der keine Stille kennt - und an dem scheinbar nichts auf Anhieb klappt, sondern es immer mehrere Anläufe braucht.
Das fordert mich auf jeden Fall heraus: Ich brauche hier immer einen Plan B oder Plan C. Aber diese Vibration in Südasien versprüht auch eine Art Magie, der man sich kaum entziehen kann. Oder, um es mit einer Prise der optimistischen Mentalität à la Bollywood zu sagen: "Am Ende wird alles gut werden. Ein Happy End sozusagen! Und sollte das Ende nicht gut sein, ist es noch nicht das Ende!"