NDR Info - Redezeit
Donnerstag, 27. April 2023, 20:33 bis
22:00 Uhr, NDR Info
NDR Info Redezeit: Afghanistan - das vergessene Land?
Hörerinnen und Hörer haben in der NDR Info Redezeit zusammen mit Experten diskutiert. Die komplette Sendung als Video-Mitschnitt.
Der Ukraine-Krieg hat die Weltlage im vergangenen Jahr stark geprägt. Fast vergessen ist dabei die Situation der Menschen in Afghanistan. Die humanitäre Lage ist erschreckend. Das Taliban-Regime drängt außerdem Frauen immer weiter aus dem öffentlichen Leben, aus der Universität und der Bildung. Zuletzt hat ein Arbeitsverbot für Afghaninnen bei der UN die internationale Gemeinschaft aufgeschreckt. Um dieses Thema ging es in der NDR Info Redezeit am Donnerstag (27.04.2023).
Arbeitsverbot für Afghaninnen bei der UN
- Afghanistan: Ex-Ortskraft zwischen Hoffnung und Verzweiflung
- Afghaninnen trotzen den Taliban
- Erstes Frauencafé in Kabul: Ein Hoffnungsschimmer
- Biometrische Scans: Wie Daten in Afghanistan Leben gefährden (Wiederholung)
- Zwei Hamburgerinnen kämpfen für Afghanistans Fußballerinnen
- Afghanistan: Eine Reise zum Dach der Welt
- Domröse: Kardinalfehler, dass die Afghanen draußen nicht begleitet wurden
Entwicklungsministerin Svenja Schulze hat die militant-islamistischen Taliban dazu aufgerufen, ein Arbeitsverbot für afghanische Frauen bei den Vereinten Nationen zurückzunehmen. "Nie zuvor hat ein Land versucht, Frauen aus den Organisationen der Vereinten Nationen zu verbannen", sagte die SPD-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Das ist ein weiterer schlimmer Tabubruch." Ein solches Verbot schade nicht nur den Frauen sondern der Entwicklung des ganzen Landes massiv.
Das Verbot werde auf "das Schärfste" verurteilt, hieß es auch aus dem Auswärtigen Amt. Deutschland stimme das weitere Vorgehen mit seinen Partnern ab, um so viele Spielräume wie möglich für die Versorgung der Menschen zu erhalten. Klar sei, dass man sich nicht zu "Handlangern der Taliban" mache. Kritik an der Ausweitung des Verbots kam zudem aus der Europäischen Union.
Hilfsorganisationen warnen vor Verschlechterung der Lage
Seit ihrer vollständigen Machtübernahme in Afghanistan im August 2021 stehen die Taliban international vor allem wegen der massiven Beschneidung von Frauenrechten in Kritik. So sind etwa mittlerweile höhere Mädchenschulen und Universitäten für Frauen geschlossen, zu vielen Berufen haben Frauen keinen Zugang mehr. Die Hilfsorganisation Care warnte vor einer Verschärfung der humanitären Krise in dem Land. "Ärzte ohne Grenzen" nannte die neue Regelung einen weiteren Schritt "in dem systematischen Versuch, Frauen aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens auszuschließen".
Kritik an Asylpraxis der Ampel
Kritik gibt es an der Ampelkoalition aus den Reihen der Linken an der aus ihrer Sicht schleppenden Aufnahme von gefährdeten Afghaninnen und Afghanen. Diese sollten im Zuge eines besonderen sogenannten Bundesaufnahmeprogramms beschleunigt aufgenommen werden.
Der NDR wird mit einem Thementag in all seinen Programmen auf die Lage in Afghanistan hinweisen. Dabei wird es in der Redezeit vor allem darum gehen, wie den Menschen in dem Land am Hindukusch geholfen werden kann.
NDR Info Moderatorin Nina Zimmermann begrüßte als Gäste:
Christina Ihle
Geschäftsführerin Afghanischer Frauenverein e.V.
Mariam Noori
NDR Reporterin und Grimme-Preisträgerin für "STR_F bei den Taliban: Warum finden Menschen sie gut?"
Florian Westphal
Geschäftsführer von Save The Children