Thierse zur Ukraine: "Wir müssen über den Krieg hinaus denken"
Unter dem Titel "Frieden schaffen! Waffenstillstand und gemeinsame Sicherheit jetzt!" fordert eine prominente Gruppe aus Politik, Kunst und Wissenschaft mehr diplomatische Bemühungen im Ukraine-Krieg. Einer von ihnen ist der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD).
Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) sagte NDR Info dazu: "Ich halte Solidarität - auch militärische Solidarität - mit der Ukraine für absolut richtig und notwendig. Aber zugleich halte ich es für sinnvoll, dass wir über den Krieg hinaus denken! Dass wir neben und während der Waffenlieferungen, während der militärischen Unterstützung, die politische Perspektive wieder eröffnen."
Dabei sei es nicht wichtig, wie aussichtslos die Bemühungen sich derzeit darstellen würden. "Die Frage 'Wie soll das gehen?' ist immer eine Frage der Resignation", so der SPD-Politiker. Vielmehr sei es die Pflicht von Ländern wie Deutschland, zu sondieren, was möglich sei, um aus der Eskalation herauszukommen. "Das ist die Aufgabe von Politik, wenn sie nicht nur Kriegsführung sein will", sagte Thierse NDR Info.
Thierse über Ukraine: "Nur 'Krieg, Krieg, Krieg' ist nicht ausreichend"
Der Appell wurde initiiert von dem Historiker Peter Brandt, einem Sohn des früheren Kanzlers Willy Brandt (SPD), und Reiner Hoffmann, dem Ex-Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Ihre Forderung: Bei der militärischen Unterstützung der Ukraine solle der Frieden nicht aus dem Blick verloren werden. Bundeskanzler Olaf Scholz wird dazu aufgerufen, Länder wie China und Indien für eine Vermittlung zu gewinnen, um schnell einen Waffenstillstand zu erreichen.
Aus der Ukraine kam daraufhin Kritik: Die Forderung sei angesichts der Lage zynisch, so Oleksii Makeiev, der ukrainische Botschafter in Deutschland. Thierse zeigte sich davon überrascht: "Ich hoffe doch, dass die Ukraine über den Krieg hinaus kommen will." Nur zu sagen "Krieg, Krieg, Krieg und sonst nichts - das scheint mir nicht auszureichen."