Gesundheitsministerium ignorierte Studie zu Alkoholwerbung
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben neun Millionen Menschen in Deutschland ein Alkoholproblem. Die Politik tut laut Experten zu wenig. Eine Recherche des Bayerischen Rundfunks (BR) zeigt nun: Eine Studie zu Alkoholwerbung wurde ignoriert.
SPD, Grüne und FDP hatten 2021 eine Reform in der Drogenpolitik angekündigt. Regelungen für Alkoholmarketing sollten verschärft, Alkoholwerbung eingeschränkt werden. Stattdessen zeigt eine Recherche des Bayerischen Rundfunks, dass das Gesundheitsministerium eine eigens beauftragte Studie weder veröffentlichte, noch den Erkenntnissen folgte. Die Studie empfahl ein komplettes Werbeverbot für Alkohol, ging also noch über das Vorhaben der Koalition hinaus.
"Nur ein vollständiges Werbeverbot hilft wirklich"
Auch der WHO-Direktor für Gesundheitsförderung, Rüdiger Krech, sagte im Interview mit dem BR, dass man aus vielen Studien wisse, "dass nur ein vollständiges Werbeverbot wirklich hilft". Am effektivsten sei dies in Verbindung mit weiteren "Maßnahmen der Alkoholkontrolle", wie höheren Steuern oder eingeschränkter Verfügbarkeit von Alkohol.
Das bestätigte auch Michael Cuypers, Geschäftsführer der niedersächsischen Landesstelle für Suchtfragen, im Interview mit NDR Info. Alkoholpreise müssten "spürbar angehoben", die Verfügbarkeit eingeschränkt werden, so Cuypers. "Aus gesundheitspolitischer Sicht müsste man auch darüber nachdenken, dass man Alkohol nur noch in lizenzierten Geschäften verkaufen kann." Auch Werbung und Sponsoring sollten seiner Meinung nach reguliert werden. "Werbung wirkt sich auf den Konsum aus."
Bereits geringe Trinkmengen können Krankheiten verursachen
In Alkoholwerbung werde vermittelt, dass der Konsum "cool und schick sei". Das Gegenteil sei jedoch der Fall. Der Konsum alkoholischer Getränke birge gesundheitliche Risiken, sagt Cuypers. Bereits geringe Trinkmengen könnten körperliche Krankheiten verursachen. "Alkohol trinken dürfte eigentlich nicht cool sein."