Frühchen Dunya kommt dank Frauenmilchbank in Hamburg zu Kräften
Der Start ins Leben ist für zu frühgeborene Babys oft schwierig. Unter anderem dauert es, bis sie die Milch ihrer Mütter bekommen können. Für die kleine Dunya, die bei der Geburt im August in Hamburg nur 485 Gramm wog, war deshalb Muttermilch von Spenderinnen eine große Hilfe.
Für Dunya und ihre Mutter ist es immer noch ein kleines Wunder, dass die Kleine mittlerweile die Milch ihrer eigenen Mutter trinken kann. Im Sommer musste sie im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) mehr als drei Monate zu früh per Kaiserschnitt geholt werden, weil sie von der Plazenta ihrer Mutter im Bauch nicht mehr versorgt werden konnte. Gerade auf der Welt, war sie noch viel zu schwach, um die Milch ihrer Mutter aus der Brust zu saugen.
Gespendete Milch aus der Frauenmilchbank der Klinik half dem Säugling in den ersten Wochen dabei, zu Kräften zu kommen. "Ich bin dankbar dafür, dass ich so gut betreut wurde, dass man hier mit ihr arbeiten und ihr helfen konnte, bis sie überlebensfähig war", berichtet Maria Al-Anbagi von den ersten drei Wochen im Leben ihrer Tochter.
Rund 50 Frauenmilchbanken in Deutschland
Neben der medizinischen Versorgung spielten dabei eben auch Spenden aus der Frauenmilchbank des UKE in Hamburg eine Rolle. Auf der Neugeborenenstation des Krankenhauses werden Milchspenden von Müttern entgegen genommen - im Klinikum gibt es eine von etwa 50 Frauenmilchbanken in Deutschland. Spenden kann jede Frau, die auch gerade ein Kind bekommen hat und gesund ist. Außerdem muss sie noch genug Milch für das eigene Baby zur Verfügung haben. Die Milch wird pasteurisiert und bei minus 20 Grad Celsius eingefroren. Dann ist sie sechs Monate lang haltbar. Erst seit diesem Jahr übrigens gibt es in jedem Bundesland mindestens eine solche Frauenmilchbank.
Mediziner: "Kolossale Entlastung für die Mütter"
Für Dominique Singer, den Leiter der Neugeborenenstation im UKE, ist die Frauenmilchbank ein wichtiger Bestandteil für die gute Versorgung vor allem für die Frühchen auf der Station. Er schätzt, dass vier von fünf Babys dort mit gespendeter Muttermilch in Kontakt kommen - entweder, weil die Mutter das Kind nicht selbst stillen kann oder weil das Kind noch zu schwach ist, um zu saugen.
Einige Säuglinge bekommen dann Milchspenden nur für ein paar Mahlzeiten, andere wie die kleine Dunya gleich für mehrere Wochen. "Im Allgemeinen ist die Muttermilchspende eine kolossale Entlastung für Mütter, die ein Frühgeborenes haben und - bedingt durch den Stress der Frühgeburt - noch nicht genügend eigene Milch haben. Da sind wir sehr dankbar, wenn wir in dieser Zeit Frauenmilch geben können", erklärt der Mediziner.
Muttermilch sehr wichtig für das Immunsystem
Die Gefahr, dass Babys sterben, weil es keine Muttermilch für sie gibt, besteht in Deutschland nicht mehr. Es gibt inzwischen eine Reihe von Ersatzmilchprodukten, die den Kindern helfen, Gewicht zuzulegen. Dennoch gebe es dabei einen Unterschied, sagt Singer: "Was sie alle nicht haben - und was sie unterscheidet von der Muttermilch - sind immunologische Bestandteile. Die legen sich wie eine Barriere oder schützende Tapete auf die Schleimhäute und bieten dadurch einen wichtigen Schutz vor Infektionen."
Frauenmilchbank-Initiative setzt sich ein
Der Verein der Frauenmilchbank-Initiative will auch deshalb die Versorgung für Frühchen mit Muttermilch in ganz Deutschland verbessern. Vor allem in ländlichen Regionen könne es immer wieder Engpässe geben, aber auch große Kliniken wie das UKE hätten manchmal zu wenig Muttermilch auf Vorrat, berichtet Kinderkrankenschwester Judith Karger-Seider aus dem Vorstand des Vereins: "Wir versuchen immer zehn Liter vorrätig zu haben, sodass wir nicht in einen Engpass kommen. Aber wenn Geräte ausfallen oder gar nicht genügend gespendete Milch zur Verfügung steht, dann kann es eng werden."
"Ein Segen, dass andere Mütter Milch spenden"
Dass in den vergangenen Wochen genug Muttermilch in der Frauenmilchbank im UKE vorhanden war, war für Frühchen Dunya und ihre Mutter eine große Hilfe. Noch immer bekommt das Baby maschinelle Unterstützung beim Atmen, aber inzwischen kann ihre Mutter sie schon mit eigener Muttermilch aus einer Spritze füttern. Das ändert aber nichts daran, dass sie sehr dankbar ist über die Existenz der Frauenmilchbank: "Es ist ein Segen, dass es andere Frauen gibt, die Milch spenden, damit Kinder - so wie mein Baby jetzt - die ersten Tage überleben können. Das ist überlebenswichtig", sagt Maria Al-Anbagi.