Zeitungen in Hamburg setzen immer weniger auf Print-Ausgaben
Hamburg galt einst als die Pressestadt Deutschlands - noch vor Berlin. Doch davon ist nicht mehr viel übrig. Vom ehemaligen Gruner+Jahr-Verlag werden nur Teile übrig bleiben. Und in naher Zukunft wird es auch weniger gedruckte Tageszeitungen in Hamburg geben.
Gleich aus zwei Hamburger Redaktionen gab es jüngst schlechte Nachrichten - zumindest für die Menschen, die gerne Papierausgaben in den Händen halten. Bei der "Hamburger Morgenpost" ("Mopo") denkt man darüber nach, die Zeitung künftig nur am Wochenende gedruckt erscheinen zu lassen.
Hamburger Redaktion der "Bild"-Zeitung wird verkleinert
Und die "Bild"-Zeitung hat ab Januar 2024 täglich nur noch eine Hamburg-Seite plus eine lokale Sportseite - statt wie bisher jeweils zwei bis drei Seiten. Der Springer-Konzern plant, die Hamburger Redaktion drastisch zu verkleinern. Stefan Endter vom Deutschen Journalisten-Verband (DJV) hat dafür kein Verständnis: "Wer regionale, wer lokale Kompetenz schwächt, der wird auch sein ganzes Geschäftsmodell schwächen."
Auflagen vieler Zeitungen deutlich gesunken
Gründe für die Einschnitte gibt es viele: sinkende Verkäufe, weniger Abonnentinnen und Abonnenten, steigende Papier- und Energiepreise. Für die meisten Zeitungen haben sich die Auflagen in den vergangenen 20 Jahren mehr als halbiert. Auch die gestiegenen Lohnkosten für die Zeitungsausträgerinnen und -austräger machen den Verlagen Sorgen.
Brosda: "Schwierige Rahmenbedingungen für Verlage"
Der Hamburger Kultur- und Mediensenator Carsten Brosda (SPD) sieht viele Ursachen: "Wir haben ein verändertes Nutzerverhalten. Viel Lesen geht ins Digitale. Wir haben sich verändernde Werbemärkte. Hinzu kommen noch die gestiegenen Papierpreise und Vertriebskosten." Außerdem lasse sich die Bundesregierung viel Zeit damit, sich zu entscheiden, ob sie eine Presseförderung an den Start bringen wolle. Es seien schwierige Rahmenbedingungen für Verlage überall, so Brosda weiter. "Und da wir in Hamburg besonders viele Verlage haben, erleben wir das gerade mit einer höheren Intensität - anders als an anderen Stellen im Land."
Zeitungen setzen verstärkt auf ihre digitalen Angebote
Alle Zeitungen setzen darauf, dass sie künftig noch mehr Leserinnen und Leser für ihre digitalen Angebote gewinnen können. Die "Mopo" erwirtschaftet nach eigenen Angaben jetzt schon einen Großteil ihre Erlöse online. Auch der Zukunftsplan bei der "Bild" heißt "Digital Only" - also immer mehr weg vom Gedruckten.
Das "Hamburger Abendblatt" rechne im Digitalen "mit weiteren Zuwächsen", teilte die Funke-Gruppe als Besitzer mit. Wie viele Digital-Abos genau es jetzt schon gibt, will Funke aber nicht sagen - lediglich, dass sich die Zahl im fünfstelligen Bereich befinde. Es besteht also noch Luft nach oben: Die verkaufte Auflage liegt beim "Abendblatt" insgesamt bei fast 125.000.