Zahl der Straftaten in Hamburg wieder über Vor-Corona-Niveau
In Hamburg übersteigt die Zahl der Straftaten erstmals wieder das Niveau der Zeit vor Corona. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr mehr als 125.000 Fälle erfasst. Die Opposition fordert den Senat zum Handeln auf.
Während der Pandemie ging es in Hamburg ausgesprochen friedlich zu. Doch seit dem Tiefstand vor zwei Jahren steigen die Zahlen wieder. Insgesamt hat die Polizei im ersten Halbjahr 20 Prozent mehr Fälle registriert als zur selben Zeit im Jahr davor. Darunter sind dann auch Massendelikte, zum Beispiel Betrug im Internet.
18 Prozent mehr Fälle von Gewaltkriminalität
Im Bereich der Gewaltkriminalität fällt der Anstieg mit 18 Prozent nur etwas niedriger aus. Hier geht es um Mord, Totschlag, Vergewaltigung, Raub und schwere Körperverletzung. Insgesamt gab es dort knapp 4.100 Fälle. Gut zwei Drittel davon konnte die Polizei aufklären - aber mit großen Unterschieden: Die zehn Mordfälle sind zu 100 Prozent aufgeklärt. Die 1.000 Raubüberfälle zu weniger als der Hälfte.
Innenbehörde setzt auf mehr Polizeipräsenz
Ginge es im zweiten Halbjahr so weiter, dann lägen Hamburgs Verbrechenszahlen erstmals höher als vor Corona, im Jahr 2019. Beunruhigt ist die Innenbehörde trotzdem nicht: Seit einem Höchststand 2009 sei die Zahl der Gewalttaten zehn Jahre lang gesunken. Außerdem zeige mehr Polizeipräsenz an aktuellen Brennpunkten wie Hauptbahnhof, Jungfernstieg und Hansaplatz erste Wirkung.
Thering: Tschentscher und Grote haben Warnungen abgetan
CDU-Fraktionschef Dennis Thering sieht für den Anstieg der Straftaten auch hausgemachte Ursachen: Er habe den rot-grünen Senat frühzeitig vor der Entwicklung gewarnt. Doch Bürgermeister Peter Tschentscher und Innensenator Andy Grote (beide SPD) hätten das abgetan. Hamburg brauche mehr sichtbare Polizeipräsenz, mehr Videoüberwachung und Waffenverbotszonen, so Thering weiter. Aus der Innenbehörde hieß es dazu: An Brennpunkten wie Hauptbahnhof, Jungfernstieg und Hansaplatz, werde das schon umgesetzt - etwa mit der "Aktion sicherer Hauptbahnhof" und der "Soko Alster". Lücken sieht Thering aber auch bei der Justiz - die brauche mehr Personal für schnellere Verfahren. AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann zeigte sich besonders von der Gewaltkriminalität entsetzt und sagte, es gebe zunehmend Angsträume in Hamburg.