Ansturm bei der Eröffnung des Westfield Überseequartiers in Hamburg
Drei Mal wurde die Eröffnung verschoben - am Dienstag war es dann so weit: Das neue Einkaufs- und Erlebniszentrum in der Hafencity wurde am Nachmittag von Bürgermeister Peter Tschentscher eröffnet.
Tausende Neugierige kamen am ersten Tag und füllten das riesige Zentrum. Der Verkehr rund um das Quartier kam zeitweise zum Erliegen. Innen bildeten sich teils lange Schlangen vor den 170 Läden und Gastronomiebetrieben. Die Gäste tüteten eifrig Eröffnungsschnäppchen ein. Breite Zustimmung fand die Überdachung der Einkaufsstraßen, die an gläserne Palmwedel erinnert.
"Ein ganz anderes Konzept als das eines normalen Shoppingcenters"

Kein geschlossenes Center, das war schon bei der Planung vor 20 Jahren das Prinzip von Jürgen Bruns-Berentelg, dem langjährigen Chef der städtischen Hafencity GmbH. Zufrieden schaute er sich nun um: "Wir haben nicht an der Qualität gespart und wir haben nicht an den Anforderungen vonseiten der Stadt gespart. Dies ist ein ganz anderes Konzept als das eines normalen Shoppingcenters." Das Konzept sei innovativ und international, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) bei seiner Eröffnungsrede vor 650 geladenen Gästen.
16 Millionen Besucher im Westfield Überseequartier erwartet
Über die Hälfte der im Quartier vertretenen Marken und Konzepte sind nach Angaben des Betreibers Unibail-Rodamco-Westfield (URW) bisher nicht in der Hamburger Innenstadt vertreten. Ein Drittel sei überhaupt noch nicht in der Hansestadt ansässig, etwa die Modegeschäfte Breuninger, Stradivarius, Oysho, Karl Lagerfeld oder Luis Trenker sowie das digitale Kunstzentrum "Port des Lumieres". URW rechnet mittelfristig mit mehr als 16 Millionen Besuchern und Besucherinnen jährlich.
Sorge in der Innenstadt vor der neuen Konkurrenz
Gemischte Gefühle gibt es bei der Konkurrenz, denn "Hamburg hat keinen Mangel an Einzelhandels-Verkaufsflächen - ganz im Gegenteil", sagt Brigitte Nolte vom Handelsverband Nord. Sie glaubt, dass das neue Einkaufsviertel die Konkurrenz verschärfen und Kaufkraft abziehen werde. Von einer "sehr, sehr starken Konkurrenz für den innerstädtischen Einzelhandel und die Zentren in den anderen Bezirken", spricht auch der Professor für Stadtplanung an der Hafencity Universität, Thomas Krüger. Das Westfield sei ein hochattraktiver Magnet für das konsumorientierte Publikum.
Hamburgs City-Managerin ist optimistisch
Gespannt und nicht besorgt zeigt sich dagegen Hamburgs City-Managerin Brigitte Allkemper. Sie geht davon aus, dass noch mehr Touristinnen und Touristen kommen werden. Auch wenn der Schwerpunkt in der ersten Zeit auf dem neuen Quartier liege, werde die Innenstadt ihrer Meinung nach auch davon profitieren.
Protest bei Westfield-Eröffnung

Das Westfield ist rund acht Jahre lang gebaut worden. Währenddessen gab es viel Kritik. Während der Bauphase kamen insgesamt sechs Arbeiter ums Leben. Einer von ihnen stürzte Ende Januar 2022 auf der Baustelle in den Tod, wie die Gewerkschaft IG BAU auf Nachfrage von NDR 90,3 bestätigte. Fünf weitere Arbeiter stürzten im Oktober 2023 von einem Gerüst in einen Schacht und kamen ums Leben.
Unter anderem wegen dieses Vorfalls hatte die Gewerkschaft IG BAU Hamburg zu einer Protestaktion am Rande der Eröffnungsfeier aufgerufen - unter dem Motto "Ihre Mall - Unser Grab". Die Demonstrierenden machten auf ihrer Kundgebung auf mangelhafte Sicherheitsstandards und fehlende Konsequenzen aufmerksam. Die Ermittlungen zu den Todesfällen vom Oktober 2023 dauern laut Staatsanwaltschaft weiter an. Sie werden wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung geführt und richten sich bislang gegen Unbekannt. Sowohl die Einsturzursache als auch mögliche Verantwortlichkeiten seien noch Gegenstand der laufenden Ermittlungen.
Chronologie reicht bis 2003 zurück
Schon 2003 hatte der Senat beschlossen, dass Hamburgs neuer Stadtteil Hafencity im Überseequartier ein Herz aus Einzelhandel und Erlebniswelt brauche. Ein Konsortium unter Führung der ING-Bank wollte es damals bauen, scheiterte aber an der Finanzkrise 2008. Die Baugrube war da schon ausgehoben, sieben Jahre lang klaffte ein gigantisches Loch im Herzen der Hafencity.
Baukosten verdreifachen sich
Europas größter Immobilien-Entwickler aus Paris, der heute Unibail-Rodamco-Westfield heißt, übernahm schließlich 2014 das Projekt. Investitionen von 860 Millionen Euro kündigte der Investor damals an. Am Ende werden es 2,4 Milliarden Euro sein, die in das Projekt geflossen sind. Auch der Fokus verschob sich mit den Jahren, weil der Online-Handel als starke Konkurrenz immer weiter gewachsen ist: Weniger Einkaufen, mehr Gastronomie, Kino und Erlebnis wie die Digitale Kunst-Show "Port des Lumieres". Doch auch in der Schlussphase der Fertigstellung hakte es immer wieder: Dreimal wurde die Eröffnung in den vergangenen 12 Monaten abgesagt, bis sie jetzt stattfinden konnte.
Arbeiten gehen weiter - Kreuzfahrtterminal geplant
Das Westfield Überseequartier soll am Ende eine Geschossfläche von 419.000 Quadratmetern verteilt über 13 Gebäude haben. Auch ein Kreuzfahrtterminal sowie Hotels und Büros gehören zu den Planungen, dort laufen noch Arbeiten. 170 Flächen für Einzelhandel, Gastronomie und Freizeit sind vorgesehen. Das allein sind den Angaben zufolge 94.000 Quadratmeter. 95 Prozent seien vermietet.
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