Noch bis zum Abend Warnstreik am Hamburger Flughafen
Wieder trifft ein Warnstreik beim Flughafenpersonal in Hamburg Tausende Reisende. Wegen des Streikaufrufs von ver.di bleibt die Sicherheitskontrolle noch bis zum Abend geschlossen.
Nach Angaben des Flughafens sagten am Donnerstag die Airlines sämtliche 152 geplanten Starts und zahlreiche Landungen ab. Rund 38.000 Menschen mussten ihre Reisepläne ändern, weil 300 Sicherheitskontrolleure und -kontrolleurinnen streikten. Die Terminals waren nahezu leer. Vereinzelt gab es aber kleinere Schlangen vor Reisebussen, die einige Hundert Passagiere zu anderen norddeutschen Flughäfen brachten.
Manche von ihnen kamen wenig später verärgert zurück, weil ihr Flug auch in Bremen nicht startete. Eine Sprecherin des Bremer Flughafens sagte, die Flüge hätten in die türkischen Städte Antalya und Izmir gehen sollen. Den Grund für die Ausfälle kannte die Sprecherin nicht.
Auch viele geplante Landungen fallen aus
Die 156 für heute in Hamburg geplanten Starts sollen ebenfalls ausfallen. Auch bei den Ankünften sind Flugstreichungen und Verspätungen zu erwarten. Am Donnerstag waren mehr als 30 Landungen abgesagt worden, darunter innerdeutsche Strecken, aber auch Ankünfte aus Istanbul, Antalya oder London. Der Warnstreik soll heute bis um 23 Uhr dauern.
Fast 80.000 Reisende vom Streik betroffen
Der Flughafen kritisierte die Aktion am Donnerstag. "Fast 80.000 Reisende wollten hier heute und morgen abfliegen oder ankommen - diese Pläne sind von ver.di wieder einmal durchkreuzt worden. Der Streik trifft viele Unbeteiligte, die morgen aufgrund des zusätzlichen Bahn-Streiks kaum Alternativen haben", hatte eine Sprecherin des Flughafens gesagt. Es ist bereits das vierte Mal in diesem Jahr, dass ein Warnstreik den Betrieb am Helmut-Schmidt-Flughafen weitgehend lahmlegt.
Um die ausgefallenen Flüge zu kompensieren, ist mit vielen Umbuchungen auf Sonnabend und die darauffolgenden Tage zu rechnen. Fluggäste wurden gebeten, ihre Fluggesellschaft oder Reiseveranstalter zu kontaktieren. Auch an den Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn gibt es Streiks, heute werden sie auf den Airport in Stuttgart ausgeweitet.
Im Tarifkonflikt geht es um Zuschläge und Überstunden
Zuletzt hatte ver.di die Beschäftigten am 12. und 27. März zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. Hintergrund sind Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft und dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) um die Zeitzuschläge für Nacht-, Wochenend- und Feiertagsarbeit. "Dort verhandeln wir seit über zwei Jahren mit den Arbeitgebern und die bewegen sich in Millimeter-Schritten", sagte Lars Stubbe von ver.di NDR 90,3. Man zeige mit diesem Streik noch einmal die klare Unterstützung für die nächste Verhandlungsrunde. Außerdem geht es um eine bessere tarifliche Regelung zur Entlohnung von Überstunden für die Sicherheits- und Servicekräfte an Verkehrsflughäfen. Ein schriftliches Angebot des BDLS sei unzureichend und nicht einigungsfähig, hatte die Gewerkschaft am Dienstag betont.
Verhandlungen werden am 27. und 28. April fortgesetzt
"Die Arbeit an Flughäfen muss attraktiver werden, um die Luftsicherheitsfachkräfte halten und neue gewinnen zu können, um längere Wartezeiten für Urlaubsreisende zu vermeiden", erklärte Gewerkschaftssprecher Wolfgang Pieper. Er hoffe, dass die Arbeitgeberseite in der kommenden Woche ein besseres Angebot vorlegen werde. Nur so könnten weitere Streiks vermieden werden. Die Verhandlungen sollen am 27. und 28. April fortgesetzt werden.
BDLS: Unterschiede zwischen großen und kleineren Flughäfen
Der BDLS hatte nach der letzten Gesprächsrunde mitgeteilt, er sei bei den Zuschlägen für Mehrarbeit einen deutlichen Schritt auf die Gewerkschaften zugegangen und habe sein Angebot den Forderungen angenähert. Der Leiter der Tarifkommission des BDLS, Rainer Friebertshäuser, fügte hinzu: "Auf jeden Fall müssen die Unterschiede zwischen den großen und den kleineren Flughäfen wie auch die verschiedenen Tätigkeitsbereiche differenziert betrachtet und entsprechend Regelungen flexibel vereinbart werden."
Am Freitag wird auch die Bahn bestreikt
Neben dem Warnstreik am Hamburger Flughafen müssen sich Reisende heute auch auf einen bundesweiten Warnstreik bei der Bahn einstellen. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat am Mittwochvormittag in dem laufenden Tarifkonflikt dazu aufgerufen. Die Bahn-Beschäftigten sollen heute zwischen 3 Uhr nachts und 11 Uhr vormittags nicht arbeiten - in Hamburg wird auch die S-Bahn von dem Streik betroffen sein. U-Bahnen und Busse der Hochbahn sollen dagegen wie gewohnt fahren.