Wahlkampfauftritt: Warum Baerbock in Hamburg laut werden musste
Die Hamburger Grünen sind mit viel Bundesprominenz in ihren Wahlkampfendspurt vor der Europa- und Bezirkswahl gestartet. Außenministerin Annalena Baerbock und Co-Parteichef Omid Nouripour mussten sich am Freitag bei ihrem Auftritt auf dem St. Pauli Fischmarkt aber gegen lautstarke Palästina-Proteste durchsetzen.
Ein paar hundert Menschen, die am Fischmarkt mehr über die Europa-Politik der Grünen hören wollten, hatten es schwer wegen der "Free-Palästina"-Sprechchöre. Mit Parolen wie "Blut an euren Händen" versuchten pro-palästinensische Demonstrierende, die Reden zu übertönen. Die Außenministerin stellte klar: Sie sehe das Leid auf beiden Seiten und kämpfe für eine friedliche Zweistaaten-Lösung.
"Es reicht als Außenministerin eben nicht, einfach ein Plakat hochzuhalten. Ich muss doch diejenigen, die gerade kämpfen, davon überzeugen, dass das aufhört. Das ist mein Job, mit allen zu reden." Sie haben von Anfang an klargemacht, dass sie nicht bereit sei, das Leid der Israelis gegen das Leid der Menschen in Gaza auszuspielen. "Das war unsere Linie von Anfang an und diese Linie werden wir deutlich weiter fortführen", sagte die Ministerin.
Nouripour verärgert über Holocaust-Vergleich
Der Grünen-Bundesvorsitzende Nouripour sagte, "natürlich sehen wir das Leiden der Leute in Gaza, und das ist gigantisch". Als eine Demonstrantin jedoch die Zustände in Gaza mit dem Holocaust verglich, platzte ihm der Kragen. "Das mit einem Konzentrationslager in Deutschland zu vergleichen, ist schlicht infam."
Baerbock verurteilt Messerangriff in Mannheim
Baerbock und Nouripour verurteilten in ihren Reden den Messerangriff auf Teilnehmende einer islamkritischen Kundgebung in Mannheim scharf. Wer meine, irgendetwas für dieses Land zu tun, indem er jemandem ein Messer in den Körper ramme, der irre gewaltig, sagte Baerbock. "Hass und Hetze ist nicht zu tolerieren, egal aus welcher Richtung."
Nouripour: Tat "verabscheuungswürdig"
Nouripour betonte, er habe mit den Leuten von der islamkritischen Kundgebung nicht viel gemein, "aber wenn jemand mit dem Messer auf Leute zugeht und einsticht, dann ist das jenseits des Akzeptablen, völlig egal, welche Meinung dort vertreten worden ist". Das sei verabscheuungswürdig. Der Angreifer hatte am Freitag auf dem Mannheimer Marktplatz sechs Menschen verletzt. Der Angriff richtete sich nach Behördenangaben gegen Teilnehmer einer Veranstaltung der islamkritischen Organisation Pax Europa.