Wahl in der Türkei: Reaktionen aus Hamburg

Stand: 16.05.2023 05:56 Uhr

Nach der ersten Runde der Präsidentenwahl kommt es in der Türkei erstmals zu einer Stichwahl. Rund 40.000 türkische Staatsbürgerinnen und -bürger waren in Hamburg wahlberechtigt und konnten ihre Stimmen im türkischen Konsulat abgeben.

Weder der Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan noch sein Herausforderer Kemal Kilicdaroglu bekamen die nötige Mehrheit von mehr als 50 Prozent. Am 28. Mai geht es für den türkischen Präsidenten und den Oppositionsführer nun in eine Stichwahl.

Hamburger Abgeordnete: Kein fairer Wahlkampf

Der Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete Kazim Abaci (SPD) zeigte sich enttäuscht. Er war in die Türkei gereist, um die Wahl vor Ort zu beobachten. Erdogan kontrolliere den Großteil der Medien und habe einen manipulativen Wahlkampf geführt, sagte er. Es sei kein fairer Wahlkampf gewesen. Auch Norbert Hackbusch (Die Linke) meinte, die Wahlen seien nicht frei und fair gewesen. Auch er war in die Türkei gereist, nach Cisre, einem Ort in die Nähe der Grenze zu Syrien. Er berichtete von "massiver Militärpräsenz zur Einschüchterung".

Mehrheit der Stimmen aus Hamburg für Erdogan

Murat Kaplan, der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde Hamburg, hob hervor, dass die Kandidaten stets betont hätten, das Ergebnis der Wahl zu akzeptieren. Das Abschneiden der Opposition sei enttäuschend, sagte Raoul Motika, Turkologe an der Universität Hamburg. 60 Prozent der türkischen Staatsbürgerinnen und -bürger in Hamburg hätten für Erdogan gestimmt. Genau das kritisierte Cansu Özdemir, die Fraktionsvorsitzende der Linken in der Bürgerschaft: Hier Demokratie und Rechtsstaatlichkeit genießen - aber zugleich für die Verfolgung der Oppositionellen in der Türkei zu stimmen, zeuge von einem kruden Demokratieverständnis, sagte sie.

40.000 Menschen in Hamburg dürfen wählen

Rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland durften bei der Türkei-Wahl ihre Stimme abgeben. Mehr als 40.000 in Hamburg lebende türkische Staatsbürger und Staatsbürgerinnen konnten bis zum 9. Mai im türkischen Generalkonsulat im Stadtteil Rotherbaum wählen. Das ist auch für die Türkinnen und Türken zuständig, die in Schleswig-Holstein wohnen. Voraussichtlich bereits ab dem kommenden Wochenende dürfen die in Deutschland lebenden Türkinnen und Türken auch bei der Stichwahl ihre Stimme abgeben.

Weitere Informationen
Recep Tayyip Erdogan (M.), Präsident der Türkei, kommt zur Stimmabgabe in ein Wahllokal. © dpa-Bildfunk/AP Foto: Francisco Seco

Präsidenten-Wahl in der Türkei: Entscheidung fällt in Stichwahl

Amtsinhaber Erdogan hat die absolute Mehrheit knapp verpasst. Am 28. Mai kommt es zur Stichwahl. Mehr bei tagesschau.de. extern

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und seine Frau Emine winken zu Anhängern in der Parteizentrale in Ankara, Türkei. © dpa-Bildfunk/AP Foto: Ali Unal
6 Min

Stichwahl in der Türkei nötig: Für Erdogan bereits ein Erfolg

Präsident Erdogan liegt mit gut 49 Prozent vorn, muss aber in die Stichwahl am 28. Mai. Laut Korrespondent Uwe Lueb ist das aber bereits ein Erfolg. 6 Min

In einem Wahllokal liegen Stimmzettel für die Präsidentschaftswahlen mit den Namen von Recep Tayyip Erdogan, Muharrem Ince, Kemal Kilicdaroglu und Sinan Ogan. ©  Tolga Uluturk/ZUMA Press Wire/dpa

Türkei-Experte Bartelt: "Fair waren diese Wahlen nie"

Dawid Bartelt von der Heinrich-Böll-Stiftung in Istanbul sagt, Präsident Erdogan habe die Abstimmung im Vorfeld zu seinen Gunsten beeinflusst. (15.05.2023) mehr

Das Generalkonsulat der Türkei in Hamburg. (Archivfoto) © NDR Foto: Marc-Oliver Rehrmann

Bleibt Erdogan an der Macht? Türken in Hamburg wählen mit

Für die Wahl in der Türkei dürfen 40.000 in Hamburg lebende türkische Staatsbürger ihre Stimme abgeben. (27.04.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 15.05.2023 | 13:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Polizeifahrzeuge stehen am Weihnachtsmarkt vor dem Hamburger Rathaus. © picture alliance / ABBFoto

Anschlag in Magdeburg: Mehr Polizei auf Hamburger Weihnachtsmärkten

Politiker in Hamburg zeigen sich nach dem Anschlag in Magdeburg erschüttert. Die Polizei erhöht ihre Präsenz auf Weihnachtsmärkten in der Hansestadt. mehr