Wahl in der Türkei: Reaktionen aus Hamburg
Nach der ersten Runde der Präsidentenwahl kommt es in der Türkei erstmals zu einer Stichwahl. Rund 40.000 türkische Staatsbürgerinnen und -bürger waren in Hamburg wahlberechtigt und konnten ihre Stimmen im türkischen Konsulat abgeben.
Weder der Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan noch sein Herausforderer Kemal Kilicdaroglu bekamen die nötige Mehrheit von mehr als 50 Prozent. Am 28. Mai geht es für den türkischen Präsidenten und den Oppositionsführer nun in eine Stichwahl.
Hamburger Abgeordnete: Kein fairer Wahlkampf
Der Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete Kazim Abaci (SPD) zeigte sich enttäuscht. Er war in die Türkei gereist, um die Wahl vor Ort zu beobachten. Erdogan kontrolliere den Großteil der Medien und habe einen manipulativen Wahlkampf geführt, sagte er. Es sei kein fairer Wahlkampf gewesen. Auch Norbert Hackbusch (Die Linke) meinte, die Wahlen seien nicht frei und fair gewesen. Auch er war in die Türkei gereist, nach Cisre, einem Ort in die Nähe der Grenze zu Syrien. Er berichtete von "massiver Militärpräsenz zur Einschüchterung".
Mehrheit der Stimmen aus Hamburg für Erdogan
Murat Kaplan, der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde Hamburg, hob hervor, dass die Kandidaten stets betont hätten, das Ergebnis der Wahl zu akzeptieren. Das Abschneiden der Opposition sei enttäuschend, sagte Raoul Motika, Turkologe an der Universität Hamburg. 60 Prozent der türkischen Staatsbürgerinnen und -bürger in Hamburg hätten für Erdogan gestimmt. Genau das kritisierte Cansu Özdemir, die Fraktionsvorsitzende der Linken in der Bürgerschaft: Hier Demokratie und Rechtsstaatlichkeit genießen - aber zugleich für die Verfolgung der Oppositionellen in der Türkei zu stimmen, zeuge von einem kruden Demokratieverständnis, sagte sie.
40.000 Menschen in Hamburg dürfen wählen
Rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland durften bei der Türkei-Wahl ihre Stimme abgeben. Mehr als 40.000 in Hamburg lebende türkische Staatsbürger und Staatsbürgerinnen konnten bis zum 9. Mai im türkischen Generalkonsulat im Stadtteil Rotherbaum wählen. Das ist auch für die Türkinnen und Türken zuständig, die in Schleswig-Holstein wohnen. Voraussichtlich bereits ab dem kommenden Wochenende dürfen die in Deutschland lebenden Türkinnen und Türken auch bei der Stichwahl ihre Stimme abgeben.