Vor Einstieg in Hamburg: Reederei MSC hat Milliarden-Überschüsse
Die Schweizer Reederei MSC, die groß im Hamburger Hafen einsteigen will, macht gewöhnlich ein großes Geheimnis aus der eigenen Bilanz. Nun aber haben italienische Medien Überschüsse in Milliardenhöhe enthüllt. Das sorgt auch in Hamburg für Diskussionen.
MSC ist ein Familienunternehmen und gibt nur das preis, was es auch veröffentlichen muss, hatte Reedereichef Sören Toft noch vor einigen Tagen im Interview mit NDR 90,3 und dem Hamburg Journal gesagt. Jetzt aber hat die italienische Zeitung "Il Messaggero" Umsatz- und Gewinnzahlen von MSC öffentlich gemacht. Demnach hat das Schweizer Unternehmen allein im vergangenen Jahr einen Überschuss von rund 36 Milliarden Euro erzielt hat.
MSC verdiente mehr als Amazon
Die Reederei war erst vor Kurzem bei einem großen Schnellbahnbetreiber in Italien eingestiegen. Nach den Unterlagen hat die gesamte MSC-Gruppe 2022 drei Mal soviel verdient wie der Amazon-Konzern. Im Jahr davor sollen es sogar 40 Milliarden Euro gewesen sein. Und MSC hat danach eine prall gefüllte Kasse, um zuzukaufen und zu investieren - nämlich mehr als 60 Milliarden Euro.
Kritik von CDU und Linken
Götz Wiese, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU, ist der Ansicht, angesichts dieser enormen Finanzkraft sei es immer unverständlicher, warum die Stadt Hamburg bei den Verhandlungen nicht von vornherein einen klaren Plan für Investitionen im Hafen vereinbart habe. Norbert Hackbusch (Linke) spricht bei den Milliardenüberschüssen von Casino-Gewinnen. Angesichts der Stärke von Reedern wie MSC sei es für die Stadt Hamburg umso wichtiger, eigenständig zu bleiben.
Ver.di spricht sich erneut gegen Tonnagesteuer aus
Die Gewerkschaft ver.di fordert angesichts der Finanzreserven von MSC erneut, die Subventionierung von Reedereien durch die Tonnagesteuer zu beenden. Hierbei wird nicht der tatsächliche Gewinn einer Reederei herangezogen, sondern nur die Größe der Schiffe. "Die Reedereien müssen endlich wie andere Unternehmen auch besteuert werden", fordert André Kretschmar von ver.di Hamburg. Auch für Investitionen in die Hafen-Infrastruktur gäbe es mehr Geld in den öffentlichen Kassen, wenn Reedereien angemessen besteuert würden, so Kretschmar weiter.