Verband VNW: Klimaschutz-Auflagen gefährden Wohnungsbau

Stand: 29.05.2024 19:24 Uhr

Für den Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) ist klar: Vor allem staatliche Auflagen für den Klimaschutz bedrohen bezahlbares Wohnen in Hamburg.

VNW-Direktor Andreas Breitner warnte die Politik am Mittwoch vor extrem ansteigenden Mieten. "Wer glaubt, man kann immer noch eine Auflage draufsetzen oder die Zeit bis zum Erreichen der Klimaschutzziele verkürzen, der spielt mit dem sozialen Frieden in den Quartieren", sagte Breitner. Wer jetzt noch mehr Klimaschutz in noch kürzerer Frist verspreche, müsse den Menschen  ehrlicherweise auch sagen, dass sie das sehr viel Geld kosten werde. Breitner: "Die sozialen Vermieter vermissen in der aktuellen Debatte diese Ehrlichkeit."

Pro Wohnung 40.000 Euro zusätzliche Kosten

Expertinnen und Experten zufolge müssten in Hamburg bis zum Jahr 2045 mindestens 40 Milliarden Euro investiert werden, um die etwa 990.000 Wohnungen klimaneutral zu machen, so Breitner. Das bedeute rechnerisch Investitionen von rund 40.000 Euro für jede Wohnung. "Abgesehen davon, dass diese Summe zu keiner einzigen neuen Wohnung führen und den  Wohnungsmarkt entlasten wird, werden unsere Unternehmen mit ihren niedrigen Mieten das nicht leisten können - zumindest nicht, ohne die Mieten deutlich zu erhöhen." Für die Wohnungen der Unternehmen im VNW würde das eine um 3,50 Euro höhere Miete je Quadratmeter ausmachen.

Breitner: Bezahlbahre Miete ein Grundbedürfnis

Breitner betonte: "Die bezahlbare Miete ist ein Grundbedürfnis der Menschen. Und wenn die bezahlbahre Miete nicht mehr zu garantieren ist, dann hat das Auswirkungen auf die ganze Stadtgesellschaft. Und dann wird es ungemütlich. Dann sehe ich den sozialen Frieden gefährdet." Der VNW fordert, dass nicht jede einzelne Wohnung klimaneutral werden muss. Dafür will er CO2-freie Wärmenetze schaffen.

Bauarbeiter arbeiten auf einer Wohnungsbaustelle in Hamburg. © picture alliance / dpa Foto: Marcus Brandt
AUDIO: Wohnungsverband VNW warnt vor unbezahlbarem Klimaschutz (1 Min)

Die im VNW organisierten Wohnungsunternehmen bieten eigenen Angaben zufolge rund 300.000 Wohnungen in Hamburg zur Miete an. Der Verband vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein 434 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 742.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen.

Weitere Informationen
Blick auf Neubauten, die sich in einer Pfütze auf einer Baustelle in Hamburg spiegeln. © dpa Foto: Georg Wendt

Hamburg sieht Potenzial für Wohnungen in "Entwicklungsgebieten"

70.000 neue Wohnungen könnten in diesen Gebieten entstehen. Eine entsprechende Anfrage der Hamburger SPD liegt NDR 90,3 vor. (23.05.2024) mehr

Blick auf die Fassade eines Mehrfamilienhauses in Hamburg. © picture alliance/dpa Foto: Daniel Bockwoldt

Immobilien- und Bodenpreise in Hamburg stärker denn je gefallen

Preise für Häuser, Wohnungen und Grundstücke sind in Hamburg das zweite Jahr in Folge gesunken. Das ergab eine Auswertung der Notarverträge. (08.05.2024) mehr

Ein Kran steht auf einer Baustelle. © picture alliance/dpa Foto: Daniel Bockwoldt

Wohnungsbau: Hamburg will Bauordnung vereinfachen

Um den Wohnungsbau aus der Krise zu holen, soll günstiger gebaut werden können. Im Stadtentwicklungsausschuss ging es um geeignete Maßnahmen. (04.04.2024) mehr

Ein Bauarbeiter nimmt auf einer Baustelle einen Balken entgegen. (Symbolfoto) © picture alliance / Sven Simon Foto: Frank Hoermann/SVEN SIMON

Dramatischer Einbruch beim privaten Wohnungsbau in Hamburg

Im vergangenen Jahr ging der Neubau durch die freien Wohnungsunternehmen im Verband BFW Nord in Hamburg um 85 Prozent zurück. (01.03.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 29.05.2024 | 14:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Wohnungsmarkt

Mehr Nachrichten aus Hamburg

EM-Fanfest auf dem Heiligengeistfeld. © NDR Foto: Screenshot

EM-Fanfest in Hamburg: Zehntausende feiern DFB-Sieg gegen Dänemark

Auf dem Heiligengeistfeld versammelten sich so viele Fußball-Fans, dass der Einlass zur Fan Zone kurz nach Spielstart gestoppt wurde. mehr