Universitätsgebäude in Hamburg: Verzögerungen und teure Sanierungen
Die Freude war groß, als die Universität Hamburg 2019 zu einer von elf Exzellenz-Universitäten in Deutschland gewählt wurde. Doch der bauliche Zustand der Uni sieht momentan so gar nicht exzellent aus. Es gibt enorme Kostensteigerungen sowie Verzögerungen bei Neubau-Projekten und die bestehenden Gebäude sind ziemlich in die Jahre gekommen.
Immer wenn es stärker regnet, müssen die Mitarbeitenden das Wasser mit Eimern aufgefangen - zum Beispiel im Lesesaal der Staats- und Universitätsbibliothek, auch kurz Stabi genannt. Für Direktor Robert Zepf ist dies ein bekanntes Problem. Das Flachdach des Gebäudes hat an verschiedenen Stellen Löcher und ist nur provisorisch geflickt.
Wasserschäden in der Stabi
Bei Starkregenereignissen kommt es teilweise zu massiven Wasserschäden. Acht Mal sei das in den letzten zehn Jahren schon vorgekommen. "Das liegt daran, dass die Dachhaut undicht ist, sich das Wasser seinen Weg bahnt und es nicht vorhersehbar ist, an welcher Stelle das Wasser dann in die Lesebereiche eintritt", erklärte Zepf. "Gerade in der jetzigen Phase mit Prüfungen und Hausarbeiten ist das Haus wirklich voll - und in dieser Situation fehlt uns jeder Arbeitsplatz."
Probleme bei Sanierungen
Dass die Stabi in die Jahre gekommen ist, kritisiert auch die Bürgerschaftabgeordnete Anke Frieling von der CDU. Der Zustand sei eine Katastrophe "und das wissen wir alle nicht erst seit gestern. In dem Zustand der Gebäude drückt sich ja auch aus, wie die Stadt mit ihrer Universität, ihrer Bibliothek und ihren Forschungsgebäuden umgeht". Die bereits laufenden Sanierungen wie seit 2017 beim Philosophenturm verzögern sich und werden deutlich teurer als geplant.
Neubauten: Verzögerungen und steigende Kosten
Probleme bereiten zudem die großen Neubau-Vorhaben wie das MIN-Forum für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften an der Bundesstraße. Hier gibt es ebenfalls deutliche Kostensteigerungen. Gleich gegenüber ist aber die größte Uni-Baustelle: das "Haus der Erde" am Schlump. Die Kosten für den Bau sind von 177 Millionen Euro auf gut 300 Millionen Euro erheblich gestiegen.
Fegebank: "Eklatantes Planungsversagen"
"Zusätzlich zu den bekannten Themen - nämlich Lieferkettenunterbrechungen, Schwierigkeiten bei der Materiallieferung, Personalmangel - haben wir auch tatsächlich das Thema eines eklatanten Planungsversagens, das muss man so deutlich sagen", sagt Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne). "Da werden auch die beteiligten Firmen vor Gericht zur Rechenschaft gezogen."
Sanierungen in Milliardenhöhe geplant
Die Wissenschaftsbehörde hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, dass alle Wissenschaftsstandorte in Hamburg nach ihrem baulichen Zustand und dem entsprechenden Sanierungs- Bedarf analysieren soll. "Eine Zusage, die wir gegeben haben: Über die nächsten 10, 15 Jahre zweieinhalb Milliarden in Hochschulsanierung und Hochschulbau zu investieren", sagt Fegebank.
Stabi-Direktor Robert Zepf hofft auf eine baldige Sanierung seines Hauses, damit in Zukunft keine Eimer mehr nötig sind.