Unfälle mit Schlaglöchern in Hamburg: Was Betroffene erleben

Stand: 18.06.2024 21:04 Uhr

Auf vielen Hamburger Straßen und Gehwegen gibt es Schlaglöcher. Gibt es Schadensersatz von der Stadt, wenn man sich dort bei einem Unfall verletzt? Das NDR Hamburg Journal hat zwei Betroffene gefragt.

Der Rentner Heinz Bauer war Ende April in der Kirchenallee nahe des Hauptbahnhofs unterwegs, als es passierte: "Ich bin langsam vorgegangen und habe denn das große Loch, was jetzt repariert ist, nicht gesehen und bin dann hingefallen", sagt der 75-Jährige. Die folgenden Schmerzen waren so stark, dass er ins Krankenhaus musste. Diagnose: Ein Bruch in der linken Schulter. Er musste sofort operiert werden und bekam elf Schrauben in den Oberarm-Knochen.

Bauer beschwerte sich bei der Stadt. "Und dann habe ich einen Brief bekommen, in dem sie mir mitgeteilt haben, dass ich unaufmerksam gewesen wäre. Und dass das also quasi meine eigene Schuld gewesen sei."

Bezirksamt: "Rechtliche Voraussetzungen nicht gegeben"

Beim zuständigen Bezirksamt Hamburg-Mitte sieht man sich im Recht. "Das Bezirksamt Hamburg-Mitte bedauert diesen Unfall sehr. Gleichwohl können wir auch nachvollziehen, dass der Wunsch nach einem Schadensersatz besteht", sagte Sprecherin Elsa Scholz. "Dennoch sind die rechtlichen Voraussetzungen für den Schadensersatz hier nicht gegeben."

Eine Baustelle als Stolperfalle

Einen ähnlichen Fall gab es in Eimsbüttel. Maskenbildnerin Claudia Ruppelt war Ende Mai auf dem Nachhauseweg zu Fuß an der Bundesstraße unterwegs. "Wir sind hier auf dem gekennzeichneten Gehweg lang gelaufen, weil hier gerade gebaut wird", schildert sie dem Hamburg Journal. "Es gab eine Kuhle, die man nicht sehen konnte. Der Gehweg war nicht richtig aufgeschüttet und ich hab es im Schatten nicht gesehen." Sie sei nach vorn gefallen und habe sich so schwer verletzt, dass sie nicht mehr auftreten konnte.

Hier lautete die Diagnose: Glatter Bruch des Sprunggelenks. Das bedeutete mehrere Wochen Gips - Arbeiten unmöglich und die Urlaubspläne in Gefahr.

Anwalt eingeschaltet

Ruppelt prüft nun, ob sie Schadensersatzansprüche geltend machen kann und hat sich einen Anwalt genommen. "In der Tat war die schadhafte Stelle dort verschattet und die Mandantin konnte dieses Schlagloch nicht sehen", sagt Mike Olaf Fröhlich, Fachanwalt für Verkehrs- und Medizinrecht. "Hinzu kam jedoch auch, dass in dem vorliegenden Fall schon längere Zeit dieser Schaden bestand und wahrscheinlich die Hansestadt ihre Aufsichtspflicht dahin gehend verletzt hat, dass sie es nicht ausreichend überwacht hat, dass die Wegefläche instand bleibt."

Das Bezirksamt Eimsbüttel hat sich zu dem Fall und ob Schadensersatzansprüche bestehen, bisher noch nicht geäußert.

Thering: "Es muss eine klare Regelung geben"

Der Hamburger CDU-Fraktionsvorsitzende Dennis Thering sagte dem Hamburg Journal: "Hier erwarte ich von der Stadt, dass es eine klar Regelung gibt, wer die Verantwortung übernimmt - und da ist es für die Menschen tatsächlich egal, ob es das Bezirksamt oder die Fachbehörde ist. Es muss funktionieren, dass die Menschen vernünftig betreut werden und dann die Schadensersatzansprüche auch beglichen werden."

Beide Unfallstellen wurden von der Stadt umgehend repariert - bis beide Unfall-Opfer wieder ganz gesund sind, werden noch viele Monate vergehen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 Aktuell | 18.06.2024 | 19:30 Uhr

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