Umstrittener Brief: Hamburgs Schulsenatorin verspricht Aufarbeitung
Die Schulbehörde steht in der Kritik: Ein umstrittener Brief war an alle Hamburger Schulen geschickt worden. Zum Jahrestag des Hamas-Angriffs auf Israel wurde unter anderem dazu aufgefordert, keine Schweigeminute abzuhalten. Die Schulbehörde distanziert sich. Die Hamburger CDU spricht von einem handfesten Skandal.
"Wo, wenn nicht in der Schule, muss Raum für Trauerbewältigung gegeben werden?" meint der CDU-Parteichef Dennis Thering. Auf Schweigeminuten, Aufforderungen zur Trauer und Empathie solle verzichtet werden - so steht es in dem Brief.
Hamburgs Schulsenatorin Bekeris verspricht Aufarbeitung
Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) distanziert sich von dem Schreiben: "Dieser Newsletter wird inhaltlich und formell aufgearbeitet. Die konkreten Konsequenzen werden wir im Rahmen der Aufarbeitung ziehen." Das Landesinstitut für Lehrerbildung hatte den Brief verschickt. Es ist zwar Teil der Schulbehörde, besitzt aber eine gewisse Unabhängigkeit bei pädagogischen Fragen. So war das Schreiben offenbar nicht mit der Schulsenatorin abgestimmt.
"Wir sind im Gespräch mit vielen Beteiligten um auch die Position klarzustellen." Die Behörde, so Bekeris weiter, vertraue den Lehrerinnen und Lehrern und gebe ihnen keine Anweisungen. Es soll aber nun auf das umstrittene Schreiben reagiert werden.
Fehlende Abstimmung zwischen Institut und Schulbehörde
Normalerweise sei es weder sinnvoll noch nötig, dass solche Newsletter des Instituts von der Behörde freigegeben werden müssen, so der Sprecher der Schulbehörde, Peter Albrecht. Bei einem solch brisanten und hochpolitischen Thema wäre eine Abstimmung mit der Behörde aber zwingend erforderlich gewesen. Dieser Brief soll jetzt inhaltlich und formell aufgearbeitet sowie dienstrechtlich und aufsichtlich bewertet werden.
Brief legt den Verzicht auf große Gesten nahe
"Verzichten Sie bitte auf große Gesten wie Schweigeminuten, Aufforderungen zur Trauer oder Empathie. Verzichten Sie auf das gemeinsame Schauen von Reportagen", heißt es in dem Brief. Es gab sogar Vorschläge, was man stattdessen machen könne. Ein Vorschlag: 1.000 Kraniche der Hoffnung basteln. Zuerst hatte die "Bild" über das Thema berichtet. Albrecht sagte wörtlich: "Wir sind im Gegenteil der Meinung, dass Schweigeminuten und andere Formen des Trauerns ermöglicht werden müssen."
Hamas-Angriff löste Gaza-Krieg aus
Am 7. Oktober 2023 hatten Terroristen der radikal-islamistischen Hamas und anderer Gruppen mehr als 1.100 Menschen in Israel getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Dies war der Auslöser für den bis heute andauernden Gaza-Krieg.
Gedenkveranstaltung in Hamburger Synagoge
In Hamburg fand am Montagabend in der Synagoge Hohe Weide in Eimsbüttel eine Gedenkveranstaltung statt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nahm an der Veranstaltung teil.
Im Podcast "Hamburg Heute" kündigt Schulsenatorin Ksenija Bekeris an, den Brief aufzuarbeiten: