Ein Schüler und eine Schülerin der Talmud-Tora-Schule schauen am 12.09.2014 in Hamburg in ein Schulheft. © dpa/picture allaince Foto: Daniel Bockwoldt
Ein Schüler und eine Schülerin der Talmud-Tora-Schule schauen am 12.09.2014 in Hamburg in ein Schulheft. © dpa/picture allaince Foto: Daniel Bockwoldt
Ein Schüler und eine Schülerin der Talmud-Tora-Schule schauen am 12.09.2014 in Hamburg in ein Schulheft. © dpa/picture allaince Foto: Daniel Bockwoldt
AUDIO: Nach Jahrestag Hamas-Überfall: Hamburger Schulbehörde in der Kritik (1 Min)

Umstrittener Brief: Hamburgs Schulsenatorin verspricht Aufarbeitung

Stand: 08.10.2024 21:25 Uhr

Die Schulbehörde steht in der Kritik: Ein umstrittener Brief war an alle Hamburger Schulen geschickt worden. Zum Jahrestag des Hamas-Angriffs auf Israel wurde unter anderem dazu aufgefordert, keine Schweigeminute abzuhalten. Die Schulbehörde distanziert sich. Die Hamburger CDU spricht von einem handfesten Skandal.

"Wo, wenn nicht in der Schule, muss Raum für Trauerbewältigung gegeben werden?" meint der CDU-Parteichef Dennis Thering. Auf Schweigeminuten, Aufforderungen zur Trauer und Empathie solle verzichtet werden - so steht es in dem Brief.

Hamburgs Schulsenatorin Bekeris verspricht Aufarbeitung

Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) distanziert sich von dem Schreiben: "Dieser Newsletter wird inhaltlich und formell aufgearbeitet. Die konkreten Konsequenzen werden wir im Rahmen der Aufarbeitung ziehen." Das Landesinstitut für Lehrerbildung hatte den Brief verschickt. Es ist zwar Teil der Schulbehörde, besitzt aber eine gewisse Unabhängigkeit bei pädagogischen Fragen. So war das Schreiben offenbar nicht mit der Schulsenatorin abgestimmt.

"Wir sind im Gespräch mit vielen Beteiligten um auch die Position klarzustellen." Die Behörde, so Bekeris weiter, vertraue den Lehrerinnen und Lehrern und gebe ihnen keine Anweisungen. Es soll aber nun auf das umstrittene Schreiben reagiert werden.

Was ist das Landesinstitut für Lehrerbildung?

Das Landesinstitut für Lehrerbildung ist zwar eine externe Dienststelle, aber es ist ein Teil der Schulbehörde. Das Institut besitzt jedoch eine gewisse Unabhängigkeit in pädagogischen Fragen.

Fehlende Abstimmung zwischen Institut und Schulbehörde

Normalerweise sei es weder sinnvoll noch nötig, dass solche Newsletter des Instituts von der Behörde freigegeben werden müssen, so der Sprecher der Schulbehörde, Peter Albrecht. Bei einem solch brisanten und hochpolitischen Thema wäre eine Abstimmung mit der Behörde aber zwingend erforderlich gewesen. Dieser Brief soll jetzt inhaltlich und formell aufgearbeitet sowie dienstrechtlich und aufsichtlich bewertet werden.

Ein Schüler und eine Schülerin der Talmud-Tora-Schule schauen am 12.09.2014 in Hamburg in ein Schulheft. © dpa/picture allaince Foto: Daniel Bockwoldt
AUDIO: Umstrittener Brief an Hamburger Schulleitungen (1 Min)

Brief legt den Verzicht auf große Gesten nahe

"Verzichten Sie bitte auf große Gesten wie Schweigeminuten, Aufforderungen zur Trauer oder Empathie. Verzichten Sie auf das gemeinsame Schauen von Reportagen", heißt es in dem Brief. Es gab sogar Vorschläge, was man stattdessen machen könne. Ein Vorschlag: 1.000 Kraniche der Hoffnung basteln. Zuerst hatte die "Bild" über das Thema berichtet. Albrecht sagte wörtlich: "Wir sind im Gegenteil der Meinung, dass Schweigeminuten und andere Formen des Trauerns ermöglicht werden müssen."

Hamas-Angriff löste Gaza-Krieg aus

Am 7. Oktober 2023 hatten Terroristen der radikal-islamistischen Hamas und anderer Gruppen mehr als 1.100 Menschen in Israel getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Dies war der Auslöser für den bis heute andauernden Gaza-Krieg.

Gedenkveranstaltung in Hamburger Synagoge

In Hamburg fand am Montagabend in der Synagoge Hohe Weide in Eimsbüttel eine Gedenkveranstaltung statt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nahm an der Veranstaltung teil.

 

Im NDR-Podcast "Hamburg Heute" hat SPD-Schulsenatorin Ksenija Bekeris angekündigt, den Fall um den Brief aufzuarbeiten:

Ole Wackermann und Maiken Nielsen stehen vor einem Hintergrund, der den Hamburger Hafen und die Elphilharmonie am Abend zeigt, und lächeln in die Kamera. © NDR; picture alliance / Westend61 | Willing-Holtz Foto: Arman Ahmadi
AUDIO: Hamburg Heute: Brief an Hamburgs Schulen sorgt für Wirbel (12 Min)
Weitere Informationen
Bundeskanzler Olaf Scholz (r) neben Rabbi Shlomo Bistritzky bei einer Gedenkzeremonie zum Jahrestag des Hamas-Angriffs. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS Foto: Fabian Bimmer

Jahrestag des Hamas-Angriffs: Scholz bei Gedenkzeremonie in Hamburg

Vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung in der Synagoge Hohe Weide wandte sich der Bundeskanzler mit einem Statement an die Öffentlichkeit. mehr

Ein Junge mit einer Kippa basttelt mit anderen Kindern und Erwachsenen an einem Tisch. © picture alliance/dpa | Christoph Soeder Foto: Christoph Soeder

Hamas-Überfall: Hamburger Schulbehörde bittet um Achtsamkeit

Am 7. Oktober hat sich der Angriff der palästinensischen Terrororganisation auf Israel gejährt. Die Schulbehörde appellierte an Hamburgs Schulen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 08.10.2024 | 18:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Ein Junge mit Kippa sitzt in einer Hamburger Schule im Unterricht © picture alliance Foto: Daniel Bockwoldt

Umstrittener Brief: Hamburgs Schulsenatorin verspricht Aufarbeitung

Zum Jahrestag des Hamas-Angriffs auf Israel wurden Lehrer unter anderem dazu aufgefordert, keine Schweigeminute abzuhalten. Die Schulbehörde distanziert sich. mehr