Tief "Zoltan" bringt schwere Sturmflut nach Hamburg
Das Sturmtief "Zoltan" hat am Freitag für eine schwere Sturmflut in Hamburg gesorgt. Der Pegel der Elbe stieg am Mittag in St. Pauli auf bis zu 3,33 Meter über dem mittleren Hochwasser.
"Die schwere Sturmflut hat 11.42 Uhr ihren Höchststand am Pegel St. Pauli erreicht. Die Abweichung zum mittleren Hochwasser betrug 3,33 Meter", sagte eine Sprecherin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Danach lief das Wasser langsam wieder ab. Am Nachmittag gab die Hamburger Polizei Entwarnung. "Die Lage entspannt sich zunehmend", sagte ein Sprecher der Innenbehörde.
Fischmarkt überflutet, Hafencity unter Wasser
Hunderte Hamburgerinnen und Hamburger sowie Touristinnen und Touristen nutzen die schwere Sturmflut an der Elbe zu einem Ausflug an den Fischmarkt, der wie schon am Donnerstag von der Sturmflut komplett überspült wurde. Hauseingänge, Bars und Restaurants liefen voll. Auch in der Hafencity standen zahlreiche Straßen unter Wasser. Geschäfte in der Speicherstadt mussten teilweise eine Zwangspause einlegen.
Finkenwerder: Feuerwehr und THW im Einsatz
In Finkenwerder trat die Alte Süderelbe über die Ufer. Das einlaufende Wasser gefährdete eine Siedlung. Fast 40 Helferinnen und Helfer von Feuerwehr und THW waren im Einsatz, um das Wasser abzupumpen. Wegen der schweren Sturmflut war seit dem Morgen der zentrale Katastrophenstab der Hamburger Innenbehörde im Dienst. Er koordinierte die Flutschutz- und Evakuierungseinsätze. Der Sprecher der Innenbehörde zeigte sich zufrieden: "Wir waren sehr gut vorbereitet und haben die Lage sehr gut gemeistert."
Feuerwehr: Mehr als 200 wetterbedingte Einsätze
Am Donnerstagabend und am Freitag waren Feuerwehr und Polizei im Dauereinsatz. Die Hamburger Feuerwehr teilte am Freitagabend mit, es habe mehr als 200 wetterbedingte Einsätze gegeben. Dabei sei es vor allem um umgestürzte Bäume und herabgestürzte Äste sowie losgelöste Ziegelsteine oder Baugerüstplanen gegangen. Verletzte habe es nicht gegeben. Zudem war am Freitagmorgen eine Verankerung der Alstertannen-Plattform auf der Binnenalster gerissen. Der Ponton drohte abzutreiben und wurde von der Feuerwehr gesichert. In Langenhorn krachte ein Baum auf ein Haus. In Altona musste die Feuerwehr einen Mann aus seinem Auto befreien, der vom Hochwasser eingeschlossen war. Als der Wagen aufschwamm, konnte er nicht mehr die Tür öffnen. Die Einsatzkräfte retteten ihn.
Kurz vor Mitternacht fuhr eine S-Bahn über einen umgestürzten Baum. Der Zug sei mit etwa 40 Kilometern pro Stunde unterwegs gewesen und der Triebfahrzeugführer habe eine Schnellbremsung einleiten müssen, teilte die Bundespolizei mit. Dabei sei keiner der 26 Fahrgäste verletzt worden. Sie wurden von der Feuerwehr aus den Wagen geholt.
Behinderungen im Bahnverkehr
Erhebliche Auswirkungen hatte der Sturm auf den Fern- und Nahverkehr der Bahn. Tausende warteten kurz vor Weihnachten auch am Freitag wieder an den Bahnsteigen und in den Reisezentren der Bahn und hofften, ihr Ziel trotz des Sturms erreichen zu können. Es gab Verspätungen und zahlreiche Zugausfälle. Unter anderem fielen Züge auf den Strecken von Hamburg nach Frankfurt am Main und Stuttgart sowie in Richtung München aus. Auf anderen Strecken gab es Umleitungen.
Zugbindung aufgehoben
Fahrgäste sollten sich kurzfristig online über ihre jeweilige Verbindung informieren, hieß es von der Deutschen Bahn. Am Nachmittag entspannte sich die Lage im Bahnverkehr leicht: Die Sperrungen seien inzwischen weitestgehend aufgehoben, es komme aber weiterhin zu vielen Verspätungen, sagte eine Sprecherin. Alle Fahrgäste, die am Donnerstag oder Freitag ihre geplante Reise wegen des Sturmtiefs "Zoltan" verschieben mussten, können ihr Ticket laut Bahn zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Zugbindung ist aufgehoben.
U-Bahnen langsamer unterwegs
Sturmtief "Zoltan" ließ auch die Hamburger U-Bahnen langsamer werden: Aus Sicherheitsgründen fuhren die U-Bahnen in den Außenbereichen der Strecken nur 40 Kilometer pro Stunde, wie die Hochbahn mitteilte. Der Verkehr lief laut Hochbahn jedoch weitgehend stabil. Vereinzelt kam es zu Verspätungen - vor allem bei der Linie U1. Lediglich für Busse gab es im Elbbereich aufgrund des Hochwassers und damit verbundenen Straßensperrungen Einschränkungen.
Nur noch leicht erhöhtes Hochwasser erwartet
In Hamburg soll auf die ersten beiden schweren Sturmflut des Jahres nun ein leicht erhöhtes Hochwasser folgen. "Sturmflutniveau erreichen wir - so wie es derzeit aussieht - eher nicht", sagte die BSH-Sprecherin.
Behörde warnt vor dem Betreten von Wäldern und Parks
Die Hamburger Revierförstereien und die Hamburger Umweltbehörde warnten derweil auch nach dem Sturm vor Gefahren beim Betreten der Wälder und Parks. Dort drohten Bäume umzustürzen oder Äste herabzufallen.
Wohl keine weiße Weihnacht
Insgesamt bleibt es in Norddeutschland auch in den kommenden Tagen stürmisch und nass. Schnee wird es wahrscheinlich nicht geben. "Weihnachten wird eher grün sein", sagte Wetterexperte Frank Böttcher.