Tidegebiet Kreetsand soll für weniger Schlick im Hafen sorgen
Wie kann die Elbe nach zahlreichen Flussvertiefungen und -begradigungen wieder ein Stück weit in ihren Ursprungszustand zurückversetzt werden? Hamburg hat dazu in Wilhelmsburg eine ehemalige Schlickdeponie zu einem Flachwassergebiet umgebaut. Die Fläche ist etwa anderthalb mal so groß wie die Binnenalster.
Vögel zwitschern im Unterholz, ein junges Reh spaziert gelassen am Ufer entlang. Am Kreetsander Hauptdeich habe die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) in den vergangenen zehn Jahren eine Oase geschaffen, lobte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) das Projekt am Freitag. Er sprach von einem Musterbeispiel bei der Renaturierung. Kerstan: "Es hat aber auch einen hohen Aufwand bedeutet. Das Spülfeld war teilweise hoch belastet, die Böden mussten entsorgt werden."
Kosten bei 80 Millionen Euro
Mehr als 50.000 Lastwagenladungen Erde mussten bewegt werden, um das Überflutungsgebiet zu schaffen. Die Gesamtkosten für die Umgestaltung in Kreetsand betragen rund 80 Millionen Euro.
Mehr Platz für die Elbe
Dafür hat die Elbe nun aber auch etwas mehr Platz, wenn die Flut aufläuft. Auf dem 30 Hektar großen Flachwassergebiet auf der Ostseite der Elbinsel Wilhelmsburg sollen bei Flut eine Million Kubikmeter Wasser Platz finden. Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) sagte: "Das ist auch ein Stück weit eine Hochwasserschutzmaßnahme. Da wo Flüsse eingezwängt sind und in engen Flussbetten laufen, da haben sie immer besonderen Druck, wenn sie eine Hochwasserlage haben."
Hamburg hofft auf weniger Schlick
Die Stadt hofft außerdem, dass durch die neue Flachwasserzone die Menge an Schlick zurückgeht, die Jahr für Jahr aus der Elbe gebaggert werden muss. "Die Schaffung des Flachwassergebiets entlastet den Sedimenthaushalt in der Tideelbe und im Hamburger Hafen. Das hilft der Umwelt, das hilft dem Hafen - und Hamburg gibt ein gutes Beispiel ab", sagte Leonhard. Zugleich soll das Tidegebiet Kreetsand ein Naturschutzraum sein, in dem die vom Aussterben bedrohte Sumpfpflanze Schierlingswasserfenchel gedeiht.
Umweltverbände: Projekt kommt zu spät und ist zu klein
Nach Ansicht von Umweltverbänden kommt das Projekt zu spät und ist zu klein. Die Maßnahme sei "ein Tropfen auf den heißen Stein", und angesichts der negativen Auswirkungen der Elbvertiefung verpuffe die positive Wirkung, erklärte das Aktionsbündnis Tideelbe.