Pro und Kontra: Ist die geplante neue Oper gut für Hamburg?
Die Stadt Hamburg und die Kühne-Stiftung haben sich auf den Neubau einer Oper auf dem Baakenhöft in der Hafencity verständigt. Ein Gewinn für die Stadt? Bei NDR 90,3 gibt es zwei Meinungen dazu. Daniel Kaiser hält die Pläne für richtig, Reinhard Postelt für falsch. Ein Pro und Kontra.
Pro: Hamburg kann hier nicht verlieren
Ich war skeptisch, aber der Vertrag zwischen dem Senat und Kühne hat mich überzeugt. Hamburg kann hier nicht verlieren. Nur gewinnen. Es gibt kein Ruinen-Risiko für die Stadt. Der Vertrag scheint da wasserdicht. Einzig, dass Kühne ein Vetorecht beim Architektenwettbewerb hat, da musste ich kurz schlucken.
Kühnes Ruf in der Stadt, sein lautes Engagement beim HSV aus dem Schweizer Exil und die nicht in allen Teilen aufgearbeitete Firmengeschichte verdunkeln vielleicht ein bisschen, dass es sich hier in der Tat um ein Geschenk handelt. Sein erstes Angebot hatte damals eher noch etwas von einem Deal und Geschacher.
"Die neue Oper hat die Chance etwas Großes zu werden"
Die neue Oper hat die Chance etwas Großes zu werden. Von der Elbphilharmonie hat man auch nur lange mit einer wegwerfenden Handbewegung gesprochen. "Gebraucht" hat man sie auch nicht. Heute ist die "Elphi" ein wichtiger internationaler Leuchtturm und ein Wahrzeichen der Stadt. Es geht ja bei den Opern-Plänen nicht um die Bespaßung eines elitären Opernpublikums von heute, sondern darum, ein neues Publikum für morgen zu finden.
Und auch für das alte Opernhaus gibt es Interessenten und eine Perspektive. Jetzt liegen die Opernpläne auf dem Tisch. Ab Montag können alle die Verträge einsehen. Nun muss endlich nach viel zu langen Verhandlungen im Hinterzimmer die notwendige Diskussion in der Stadt losgehen, bis die Bürgerschaft im Sommer abstimmt.
Kontra: Was braucht Hamburg weniger als ein Opernhaus?
Was braucht Hamburg eigentlich noch weniger als ein neues Opernhaus? Einen neuen Fernsehturm? Nur weil ein etwas eigenwilliger Milliardär mit seiner Frau gern in die Oper geht, bindet sich der Senat einen Betonklotz ans Bein, der schwer ist wie der Elbtower. Der sollte auch großartig werden.
"Beim Elbtower wäre Kühnes Geld nötig"
Apropos Elbtower. Klaus-Michael Kühne ist an dem Baustummel beteiligt, wehrt sich aber, die Ruinen-Rettung zu übernehmen. Da wäre sein Geld nötig. Gut, die Garantien von Kühnes Seite sind weitreichend. Er zahlt das Gebäude, was immer es kostet. Doch die Stadt gibt das Grundstück und 147,5 Millionen Euro für die Herrichtung. Und die alte Oper? Angeblich spart der Neubau die Groß-Sanierung. Doch es soll ja eine Bühne bleiben, muss also auch saniert werden!
Was bringt Bürgermeister Peter Tschentscher eigentlich dazu zu erklären: "Es ist wahrscheinlich das am besten und am professionellsten geplante und vorbereitete Projekt der Stadt"? Solche Worte habe ich im Rathaus schon einmal gehört - von Olaf Scholz zum Elbtower.
Zur Ausgangsfrage: Was braucht Hamburg eigentlich mehr? Geld für die Prävention von Armut, Obdachlosigkeit und Drogensucht. Geld für den Klimaschutz, einen reibungslosen Verkehr.
Und ja: Kulturgutscheine für junge Leute unter 25, damit sie überhaupt für Kultur interessiert werden. Man kann ein großzügiges Geschenk, das nicht in die Stimmungslage passt und an dem man mitzahlen muss, auch zurückgeben.