Nur wenige Ex-Senatsmitglieder folgen Silbertradition in Hamburg
Die Silberkammer im Hamburger Rathaus ist gut gefüllt. Dort liegen Pokale, Kannen, Bestecke und Teller im Wert von über 1,4 Millionen Euro. Früher waren es Kaufleute und Könige, die diese Dinge stifteten. Heutzutage - so sieht es die Tradition vor - ausscheidende Senatsmitglieder. Aber nicht viele halten sich daran.
Nur fünf von zehn ehemaligen Senatsmitgliedern haben in den vergangenen Jahren ein Besteck aus massivem Silber der Stadt geschenkt oder ein solches schon bestellt: Jutta Blankau, Jana Schiedek, Detlef Scheele und Dorothee Stapelfeldt (alle SPD) und Till Steffen (Grüne).
Senatskanzlei verschickt Hinweis-Schreiben
Kannten die anderen ehemaligen Senatorinnen und Senatoren diese Tradition nicht? Das kann nicht sein, denn alle, die ihr Senatsamt verlassen, bekommen zeitnah ein entsprechendes Hinweis-Schreiben der Senatskanzlei.
Scholz stiftete 2001 ein Silberbesteck
Eigentlich wollte der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete André Trepoll in einer Anfrage an den Senat nur wissen, wie es Rot-Grün mit dieser Tradition hält. Die Antwort des Senats wurde etwas ausführlicher. Auch Mitglieder anderer Parteien haben demnach bislang nichts zum Senatssilber beigetragen. Seit 2003 sind das zum Beispiel Ronald Schill (Partei Rechtsstaatlicher Offensive), Dana Horakova (parteilos), Udo Nagel (parteilos), Alexandra Dinges-Dierig (CDU), Jörg Dräger (parteilos) und Heino Vahldieck (CDU). Der ehemalige Erste Bürgermeister und heutige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte bereits nach seinem Ausscheiden als Innensenator im Jahr 2001 ein Besteck gestiftet.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels haben wir berichtet, dass der ehemalige Justizsenator Till Steffen (Grüne) das Besteck nicht gestiftet hat. Dies hatte der Senat in Drucksache 22/11470 so angegeben. Nachdem Till Steffen darauf hingewiesen hat, dass er das Besteck gestiftet hat, hat eine erneute Nachprüfung des Senats ergeben, dass Herr Steffen recht hat. Wir haben deshalb den Artikel korrigiert.