Norddeutsche Seehäfen verlangen mehr Geld vom Bund
Die deutschen Seehäfen leiden nahezu flächendeckend unter der lahmenden Konjunktur. Der Gesamtumschlag ist im ersten Halbjahr zurückgegangen, wie der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) am Mittwoch mitteilte.
Das Minus beim Containerumschlag ist demnach besonders stark. Andere Bereiche hätten aber zugelegt, zum Beispiel Rohöl, Benzin und Diesel. Die Energieimporte per Schiff wachsen seit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine wieder. Das Plus beim sogenannten Flüssiggut liegt bei knapp 30 Prozent. Einen kleinen Zuwachs gibt es auch bei der Zahl der Fahrgäste, die mit Kreuzfahrtschiffen oder Fähren in den deutschen Häfen gestartet sind.
Hilfe vom Bund "ein Tropfen im Hafenbecken"
Scharfe Kritik übte ZDS-Präsidentin Angela Titzrath an der geringen Unterstützung des Bundes für die deutschen Seehäfen. Aktuell 40 Millionen Euro für alle Häfen zusammen im Jahr seien ein "Tropfen im Hafenbecken". Dabei müsse man sich Sorgen machen um die Infrastruktur in den Häfen, so Titzrath. Erst recht, wenn der Bund wie angekündigt in den kommenden Jahren die Offshore-Windkraft stark ausbauen will.
Dafür müssten nicht nur Straßen und Brücken in einen besseren Zustand gebracht werden. Es würden auch bis zu dreimal soviel Hafenflächen benötigt, damit Offshore-Windanlagen vormontiert und verschifft werden können.
Lichtblick in Hamburg
Einen Lichtblick gibt es für den Hamburger Hafen: Hier hat der Containerumschlag im dritten Quartal wieder zugelegt. Von Juli bis September gingen zwei Millionen 20-Fuß-Standardcontainer (TEU) über die Kaikanten, 2,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Wegen des harten Einbruchs im ersten Halbjahr steht aber für die ersten neun Monate mit 5,84 Millionen TEU immer noch ein Minus von 7,4 Prozent unter dem Strich. Insgesamt schlugen die Unternehmen der Hafenwirtschaft in Hamburg von Januar bis September 86,6 Millionen Tonnen Seegüter um, 5,6 Prozent weniger als vor einem Jahr.