Stand: 02.09.2013 11:05 Uhr

Neue Hinweise auf NSU-Kontakte nach Hamburg

von Robert Bongen & Nils Casjens

Über die Verbindungen der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) zu Hamburger Rechtsextremen sind neue Details bekannt geworden. So nahm Uwe Böhnhardt im Oktober 1997 an einer Rechtsschulung der Hamburger Anwältin Gisa Pahl teil. Das geht aus einem vertraulichen Bericht des Thüringer Landesamtes für Verfassungsschutz hervor, der dem NDR Fernsehen vorliegt.

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"Deutsches Rechtsbüro" stand auf NSU-Kontaktliste

Angehörige des rechtsextremen Thüringer Heimatschutzes bei einer Demonstration in Jena 2001. © dpa / picture-alliance Foto: Gordon Schmidt
Ideologische Heimat des NSU: Der rechtsextreme Thüringer Heimatschutz, hier Mitglieder bei einer Demonstration in Jena 2001.

Gisa Pahl arbeitete in der Kanzlei des verstorbenen Neonazis Jürgen Rieger und ist Gründerin des "Deutschen Rechtsbüros", einer bundesweit tätigen Einrichtung, die vor allem Rechtsextremen in juristischen Angelegenheiten zur Seite steht. Das "Deutsche Rechtsbüro" steht auch auf einer Liste, die die Ermittler im Brandschutt der letzten Wohnung des Terrortrios in Zwickau fanden.

Die zehn darauf handschriftlich vermerkten Organisationen und Publikationen sind offenbar die Empfänger eines Briefes, den die Mitglieder des NSU 2002 verschickt hatten. Zumindest bei einem der Adressaten, dem Neonazi-Blatt "Der weiße Wolf", war der Brief mit einer "Spende" des Terrortrios in Höhe von 2.500 Euro verbunden. Ob auch das "Deutsche Rechtsbüro" eine Zuwendung erhalten hat, ist bislang unklar.

Kontakte zum "Thüringer Heimatschutz"

Darüber hinaus hatte Gisa Pahl regelmäßig Kontakt zu Angehörigen des Neonazi-Netzwerks "Thüringer Heimatschutz". Das bestätigt der Hamburger Verfassungsschutz in einer Antwort des Hamburger Senats auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion, die dem NDR ebenfalls vorliegt.

Ralf Wohlleben, NPD-Funktionär und Angeklagter im NSU-Prozess. © dpa / picture-alliance Foto: Matthias Schrader
Ralf Wohlleben während des NSU-Prozesses in München.

Nach Informationen von Panorama 3 zählt dazu auch Ralf Wohlleben, einer der Angeklagten im Münchner NSU-Prozess. Pahl vertrat den früheren NDP-Funktionär unter anderem 2005 im Verfahren um das Verbot des "Fests der Völker" in Jena. Der "Thüringer Heimatschutz" ist ein Zusammenschluss von sogenannten Freien Kameradschaften und gilt als ideologische Heimat des NSU. Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos sollen zur Sektion Jena des "Thüringer Heimatschutzes" gehört haben. Auf Anfrage von Panorama 3 wollte sich Pahl zu den Erkenntnissen bislang nicht äußern.

Die Fraktion der Grünen beantragte nach der Panorama 3-Berichterstattung eine Sondersitzung des Parlamentarischen Kontrollausschusses (PKA) der Hamburger Bürgerschaft. Aufgabe des PKA ist die parlamentarische Kontrolle des Hamburger Verfassungsschutzes.

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 03.09.2013 | 21:15 Uhr

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