MSC-Einstieg bei der HHLA: Expertenanhörung in Hamburg
Vor rund einem halben Jahr hat der Hamburger Senat mit der Schweizer Reederei MSC den Einstieg der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) vereinbart. Zustimmen muss aber noch die Bürgerschaft. Diese hat dazu am Mittwoch sieben Expertinnen und Experten angehört. Viele von ihnen haben überraschend deutlich Kritik und Bedenken geäußert.
Zu günstig bekomme die Schweizer Reederei MSC Zugriff auf den wichtigsten Hafenbetreiber Hamburgs, sagte der frühere Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, Gunther Bonz. Und damit auch auf die HHLA-Tochter Metrans, ein wichtiges Bahnunternehmen.
Kritik: Schicksal des Hafens gelangt in die Hände von MSC
Aus Wettbewerbsgründen könnte es Probleme mit der EU-Kommission geben, glaubt die Rechtsprofessorin Dörte Fouquet. Laura Pooth, die Chefin des DGB Nord, nannte MSC ein wenig transparentes Familienunternehmen, das vor allem seine Marktmacht ausbauen will. Zudem verwies sie auf die vielen Bedenken der HHLA-Beschäftigten. Etwa, dass Mitbestimmungsrechte, für die man viele Jahrzehnte gekämpft habe, beschnitten werden könnten. Joachim Seeler, langjähriger Hafenexperte der SPD, sagte kurz und knapp: Wer dem Deal zustimme, "der legt das Schicksal des Hafens in die Hände von MSC. Das ist für MSC hervorragend. Meines Erachtens ist es für Hamburg ein historischer Fehler."
Unterstützung von Fachmann für Containerschiffsmärkte
Unterstützung für den geplanten Hafendeal bekam der Senat dagegen von Tim Power, dem Chef des namhaften britischen Beratungsunternehmens Drewry. Hamburg habe im Vergleich zur Konkurrenz in Nordeuropa in den vergangenen Jahren Marktanteile verloren. MSC sei dagegen eine stark wachsende Reederei - und das sei auch gut für Hamburg, so Power. Ein Vertreter der Handelskammer sagte, erstmal sei es ja gut, dass die Stadt grundsätzlich Privatunternehmen in den Hafen holt, es brauche aber noch wesentlich mehr Wettbewerb.
Die Bürgerschafsfraktionen hatten für die erste Expertenanhörung am Mittwoch sieben Fachleute benannt. Darunter waren ausgewiesene Fachleute für Containerschiffsmärkte und Anwälte für Wirtschaftsrecht.
Senat: Hamburg und MSC sollen HHLA gemeinsam führen
Die Stadt Hamburg und MSC sollen nach dem Willen des Senats die HHLA künftig als Gemeinschaftsunternehmen führen, bei dem die Stadt eine Mehrheit von 50,1 Prozent hält. Bislang gehören der Stadt rund 70 Prozent der börsennotierten HHLA. Im Gegenzug will die weltgrößte Reederei ihre Deutschlandzentrale in Hamburg bauen, das Ladungsaufkommen im Hafen von 2025 an erhöhen und bis 2031 auf eine Million Standardcontainer pro Jahr steigern. Zudem wollen MSC und die Stadt das Eigenkapital der HHLA um 450 Millionen Euro erhöhen.
Tschentscher warb in Regierungserklärung für MSC-Deal
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hatte in seiner Regierungserklärung am vergangenen Mittwoch für den Deal geworben und die Abgeordneten um eine Entscheidung gebeten, "die neue Perspektiven für die Hafenwirtschaft eröffnet - neue Perspektiven für den Anschluss unseres Hafens an die Entwicklungen im weltweiten Seeverkehr und für die Stärkung Hamburgs als internationale Wirtschaftsmetropole". Bislang lehnt die Opposition aus CDU, Linken, AfD und FDP den Plan des Senats jedoch geschlossen ab. Auch bei der Gewerkschaft ver.di und den Hafenarbeitern und -arbeiterinnen gibt es erhebliche Widerstände.