Kommentar: Schulbehörde braucht Nachhilfe beim Thema KI

Stand: 27.05.2023 08:40 Uhr

Beim Hamburger Abitur sollen Schülerinnen und Schüler jetzt zum ersten Mal mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) betrogen haben. Das zeigt: Am richtigen Umgang mit der neuen Technik muss die Schulbehörde noch arbeiten. Ein Kommentar von Frauke Reinig. 

von Frauke Reinig

Es gibt durchaus KI-Expertinnen und -Experten an Hamburgs Schulen. Nur stehen sie meist nicht am Lehrerpult sondern drücken die Schulbank. Mein Appell an die Schulbehörde: Fragt doch die Schülerinnen und Schüler! In den meisten Klassen können sie besser mit Programmen wie etwa ChatGPT umgehen als die Lehrkräfte. Das ist jetzt nicht besonders überraschend - und die Jugendlichen sind nachsichtig: Die Lehrkräfte brauchen da einfach noch mehr Unterstützung, sagt mir auch die Schüler:innenkammer. Damit trifft sie wohl den Nagel auf den Kopf.

Schulbehörde verträgt noch Nachhilfe

Ich würde sogar sagen: Auch die Schulbehörde verträgt noch Nachhilfe bei dem Thema. Dabei hat sie sich viel Mühe gegeben, es offensiv anzugehen. Umfangreiche Materialsammlungen stehen online, seit einem halben Jahr gibt es Fortbildungsangebote für Fachkräfte und eine KI-Kompetenzstelle ist eingerichtet. Dass die neue Technik beim Abitur zum Schummeln genutzt wird, hat aber offenbar niemand kommen sehen. Erst nachdem Mogel-Fälle im schriftlichen Abi bekannt wurden, gab es einen Fachbrief an die Schulleitungen für den Umgang mit KI-Programmen in den mündlichen Prüfungen.

Lehrkräfte hängen in der Luft

Aber auch der lässt noch zu viele Fragen offen, heißt es aus Lehrerkreisen. Wir müssen auch erst mal Erfahrungen mit der neuen Technik zulassen, sagt die Schulbehörde. Solange hängen Lehrkräfte aber in der Luft. Wie immer preschen einige voran und nutzen die Technik bereits im Unterricht, während andere überhaupt nichts damit anfangen können und sie erst mal pauschal verbieten.

KI bietet enorme Chancen für Schüler und Lehrer

Dabei bieten KI-Programme enorme Chancen. Kinder können sie als Dialogpartner für Fremdsprachen nutzen, Argumente für Debatten ausprobieren oder sich schlicht Fragen beantworten lassen. Auch Lehrkräfte können sich damit Ihre Unterrichtsvorbereitung deutlich erleichtern. Hier klare Regeln aufzustellen und das Potenzial der Technik auszuschöpfen ist sicher nicht einfach, muss jetzt aber trotzdem schnell gehen.

Schulbehörde sollte jugendliche Experten zu Rate ziehen

Die Schülerinnen und Schüler nutzen KI-Programme nämlich sowieso schon selbstverständlich. Manchmal vielleicht zum Schummeln, aber vor allem zum Lernen. Von diesem Wissen kann sich die Schulbehörde noch eine Scheibe abschneiden. Und sie täte gut daran, die jugendlichen Experten und Expertinnen bei dem Thema zurate zu ziehen.

Weitere Informationen
Ein Schüler benutzt ein Smartphone unter dem Tisch. © picture alliance / PantherMedia

Abitur in Hamburg: Künstliche Intelligenz zum Schummeln genutzt

Nach Informationen von NDR 90,3 wurden einzelne Abiturienten beim Verwenden einer Chatsoftware während der schriftlichen Klausuren erwischt. (26.05.2023) mehr

Auf einem Smartphone wird die Software ChatGPT angezeigt. Der Chatbot beruht auf künstlicher Intelligenz. © picture alliance / NurPhoto Foto: Jonathan Raa

ChatGPT - wichtige Fragen und Antworten zur KI-App

Viele Menschen nutzen die Künstliche Intelligenz von ChatGPT. Welche Chancen bietet sie? Wo liegen Risiken? Was kann ChatGPT-4? mehr

Das Rathaus in Hamburg © Colourbox Foto: Giovanni

Der Hamburg-Kommentar

Die Aktuell-Redaktion von NDR Hamburg kommentiert regelmäßig das politische Geschehen in der Hansestadt. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Der Hamburg-Kommentar | 27.05.2023 | 08:40 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Bildung

Schule

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Norderellbrücke in Hamburg © picture alliance / ABBfoto

A1 in Hamburg: Norderelbbrücke bis Montag gesperrt

Grund sind Reparaturarbeiten an der Brücke. Es kommt zu erheblichen Verkehrsbehinderungen - auch wegen weiterer Sperrungen in und um Hamburg. mehr