Kommentar: Schulbehörde braucht Nachhilfe beim Thema KI
Beim Hamburger Abitur sollen Schülerinnen und Schüler jetzt zum ersten Mal mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) betrogen haben. Das zeigt: Am richtigen Umgang mit der neuen Technik muss die Schulbehörde noch arbeiten. Ein Kommentar von Frauke Reinig.
Es gibt durchaus KI-Expertinnen und -Experten an Hamburgs Schulen. Nur stehen sie meist nicht am Lehrerpult sondern drücken die Schulbank. Mein Appell an die Schulbehörde: Fragt doch die Schülerinnen und Schüler! In den meisten Klassen können sie besser mit Programmen wie etwa ChatGPT umgehen als die Lehrkräfte. Das ist jetzt nicht besonders überraschend - und die Jugendlichen sind nachsichtig: Die Lehrkräfte brauchen da einfach noch mehr Unterstützung, sagt mir auch die Schüler:innenkammer. Damit trifft sie wohl den Nagel auf den Kopf.
Schulbehörde verträgt noch Nachhilfe
Ich würde sogar sagen: Auch die Schulbehörde verträgt noch Nachhilfe bei dem Thema. Dabei hat sie sich viel Mühe gegeben, es offensiv anzugehen. Umfangreiche Materialsammlungen stehen online, seit einem halben Jahr gibt es Fortbildungsangebote für Fachkräfte und eine KI-Kompetenzstelle ist eingerichtet. Dass die neue Technik beim Abitur zum Schummeln genutzt wird, hat aber offenbar niemand kommen sehen. Erst nachdem Mogel-Fälle im schriftlichen Abi bekannt wurden, gab es einen Fachbrief an die Schulleitungen für den Umgang mit KI-Programmen in den mündlichen Prüfungen.
Lehrkräfte hängen in der Luft
Aber auch der lässt noch zu viele Fragen offen, heißt es aus Lehrerkreisen. Wir müssen auch erst mal Erfahrungen mit der neuen Technik zulassen, sagt die Schulbehörde. Solange hängen Lehrkräfte aber in der Luft. Wie immer preschen einige voran und nutzen die Technik bereits im Unterricht, während andere überhaupt nichts damit anfangen können und sie erst mal pauschal verbieten.
KI bietet enorme Chancen für Schüler und Lehrer
Dabei bieten KI-Programme enorme Chancen. Kinder können sie als Dialogpartner für Fremdsprachen nutzen, Argumente für Debatten ausprobieren oder sich schlicht Fragen beantworten lassen. Auch Lehrkräfte können sich damit Ihre Unterrichtsvorbereitung deutlich erleichtern. Hier klare Regeln aufzustellen und das Potenzial der Technik auszuschöpfen ist sicher nicht einfach, muss jetzt aber trotzdem schnell gehen.
Schulbehörde sollte jugendliche Experten zu Rate ziehen
Die Schülerinnen und Schüler nutzen KI-Programme nämlich sowieso schon selbstverständlich. Manchmal vielleicht zum Schummeln, aber vor allem zum Lernen. Von diesem Wissen kann sich die Schulbehörde noch eine Scheibe abschneiden. Und sie täte gut daran, die jugendlichen Experten und Expertinnen bei dem Thema zurate zu ziehen.