Kommentar: Klimaschutz und Flugreisen - ein Spannungsfeld
Die Nationale Luftfahrtkonferenz und der Extremwetterkongress: Bei beiden Veranstaltungen in Hamburg war der Klimaschutz wahrscheinlich das am häufigsten genannte Ziel. Wirklich nahegekommen ist dem aber nur eines der beiden Treffen, meint Peter Kleffmann in seinem Kommentar.
Man hätte es kaum besser terminieren können - Anfang der Woche die Nationale Luftfahrtkonferenz in Hamburg, dann ab Mittwoch der Extremwetterkongress, ebenfalls in der Hansestadt. In gewisser Weise Ursache und Wirkung ganz dicht beieinander. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben uns in den vergangenen Tagen noch einmal drastisch vor Augen geführt, was uns erwartet, wenn wir den Klimaschutz nicht ernster nehmen als bislang. Und die Nationale Luftfahrtkonferenz? Die war am Ende ein großes Statement für die Freiheit der Fliegens und die internationale Luftfahrtindustrie! Das passt nicht zusammen.
Die Luftfahrt und der Klimaschutz
Die Nationale Luftfahrtkonferenz hat ohne Zweifel Strahlwirkung. Das sieht man schon am an den Teilnehmern. Bundeskanzler, Wirtschaftsminister, Verkehrsminister, der Chef der Lufthansa, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und viele mehr. Und alle haben einhellig betont, wie wichtig der Klimaschutz ist und dass die Luftfahrt 2050 klimaneutral sein möchte. Es gibt viele gute Ansätze, fast alle setzten auf neue Antriebsarten. Aber klar ist auch: Es wird nicht reichen. Zu wenig Ökostrom, zu große technische Herausforderungen. Wenn andere Wirtschaftsbereiche in Sachen Dekarbonisierung längst weiter sind, werden Mittel- und Langstreckenflieger noch immer in der sensiblen Atmosphäre in zehn Kilometern Höhe CO2 rauspusten und Kondensstreifen verursachen.
Ungezügeltes Fliegen und Klimaneutralität passen nicht zusammen
Wenn die Klimaprobleme immer drängender werden und die technischen Entwicklungen hin zu Klimaneutralität in absehbarer Zeit nicht zum Erfolg führen - dann gäbe es nur noch einen Weg: eine Begrenzung des Luftverkehrs. Das muss man nicht wollen, aber man muss die Wahrheit sagen. Derzeit wächst der Luftverkehr um bis zu vier Prozent pro Jahr. Ungezügeltes Fliegen und Klimaneutralität passen aber nicht zusammen. Auf Nachfrage haben uns fast alle Politikerinnen und Politiker mehr oder weniger deutlich gesagt, dass Fliegen für die Gesellschaft so wichtig ist, dass Einschränkungen nicht in Frage kämen. Entweder sie haben den Ernst der Lage nicht verstanden oder das große Votum für den Klimaschutz auf der Nationalen Luftfahrtkonferenz war ein großes Lippenbekenntnis.
Vielleicht bin ich auch nur zu streng, immerhin war es eine Luftfahrtkonferenz und keine Klimaschutzveranstaltung. Vielleicht hätte man aber auch den Zeitplan umdrehen müssen. Zuerst der Extremwetterkongress - um dann Politikerinnen und Politiker und Wirtschaftsbosse zu verpflichten, auch dort teilzunehmen.