Kommentar: Kauf des Kraftwerks Moorburg ist folgerichtig

Stand: 04.03.2023 08:40 Uhr

Hamburg hat bei seiner Wasserstoff-Strategie den nächsten Schritt getan und vom Vattenfall-Konzern das Gelände des stillgelegten Kohlekraftwerkes Moorburg gekauft. Dort soll ab 2024 die Keimzelle der Hamburger Wasserstoffindustrie entstehen. Ein nötiger und folgerichtiger Schritt, wenn es Hamburg mit seinen Klimaschutzzielen ernst meint, sagt Peter Kleffmann in seinem Kommentar.

von Peter Kleffmann

Als Hamburgs damaliger Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (Parteilos) vor drei Jahren seine Idee einer Wasserstoffproduktion in Moorburg vorgestellt hat, dachte ich: Was will der denn? Wasserstoff, Elektrolyseur, Pipelines - hatte man irgendwie alles schon mal gehört. Und dennoch klang es ein wenig wie die Träume eines verhinderten Daniel Düsentriebs. Und heute? Niemand, der den Klimaschutz ernst nimmt, kommt mehr an Wasserstoff vorbei. Ab dem kommenden Jahr soll in Moorburg die Wasserstoffproduktion aufgebaut werden. Manchmal braucht man eben doch große Ideen und Visionen, um große Probleme in den Griff zu bekommen.

Hamburg als Nabel der Wasserstoffwelt?

In der Hansestadt ist ja alles immer etwas größer, schöner, besser. Als Quiddje, also Zugezogener, kommt mir das jedenfalls manchmal so vor. So scheint es auch mit dem Moorburger Wasserstoffprojekt. Es wird eine "europäische Keimzelle der Wasserstoffwirtschaft", sagte Hamburgs Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD). 100 Megawatt Leistung wird der Elektrolyseur haben, der mithilfe von Ökostrom Wasserstoff produziert. Ich habe einmal nachgerechnet: Das reicht immerhin, um 100.000 Wasserstoff-Autos zu betreiben.

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Blick auf das Kohlekraftwerk in Hamburg-Moorburg aus der Luft. (Archivfoto) © picture alliance /ABBfoto

Hamburg kauft Kraftwerk Moorburg von Vattenfall

Vor knapp zwei Jahre wurde das Kohlekraftwerk stillgelegt. Nun hat die Stadt das Gelände vom Energiekonzern Vattenfall gekauft. (03.03.2023) mehr

Klingt gut, tatsächlich ist es eher eine homöopathische Dosis - im Vergleich zu der Menge, die nötig ist, um die gesamte Industrie zu dekarbonisieren. Allein um das Stahlwerk von ArcelorMittal - immerhin der größte industrielle Energieverbraucher Hamburgs - umzustellen, wären fünf solcher Elektrolyseure nötig. Das ist übrigens auch der Grund, warum E-Autos die derzeit beste klimaschonende Alternative sind, weil es auf absehbare Zeit einfach nicht genug Wasserstoff gibt. Woanders sind längst viel größere Wasserstoffproduktionen in Planung. Also, die Wirtschaft wird man so in Moorburg nicht neu erfinden, aber es ist ein guter Anfang.

Der Staat muss vorangehen

Der Markt wird es schon regeln - diese Weisheit hilft beim Thema Klimaschutz nicht weiter. Um die für die Transformation der Wirtschaft hin zu Klimaneutralität nötige Menge Wasserstoff zu erzeugen, sind gigantische Investitionen nötig - da muss der Staat in gewisser Weise vorangehen und zeigen, wie man es macht. Und Aufgaben gibt es wahrlich genug. Dass wir zur Produktion von "grünem Wasserstoff" auch jede Menge Ökostrom brauchen, das hatte ich noch gar nicht erwähnt. Es ist gut, dass das Wasserstoffprojekt in Moorburg startet und nun Gestalt annimmt. Um den Klimawandel zu verlangsamen, kann es gar nicht genug große Ideen geben.

Was ist "grüner Wasserstoff"?

Wasserstoff ist keine Energiequelle wie Erdöl, Wind oder Sonnenenergie, sondern ein Energiespeicher. Von Natur aus kommt Wasserstoff nur in gebundener Form vor, etwa in Wasser oder Erdgas. Um das farblose chemische Element aus dieser Bindung abzuspalten, ist Energie notwendig. Dabei wird Wasser (H2O) in Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) aufgespalten. Für umweltfreundlichen "grünen Wasserstoff" werden Erneuerbare Energien wie Solar- oder Wind-Energie verwendet, um Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten (Elektrolyse).

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Das Rathaus in Hamburg © Colourbox Foto: Giovanni

Der Hamburg-Kommentar

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Der Hamburg-Kommentar | 04.03.2023 | 08:40 Uhr

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