Kommentar: Hamburg sollte sich erneut für Olympia bewerben
51,6 Prozent Nein-Stimmen - das war das Ergebnis beim Hamburger Olympiareferendum 2015. Die Olympiabewerbung mit einer knappen Mehrheit beendet, bevor sie überhaupt richtig angefangen hatte. Jetzt steht eine neue Olympiabewerbung im Raum. Aber braucht Hamburg die wirklich? Grundsätzlich nein, meint Jörg Naroska, aber man sollte sich dennoch bewerben.
Eine Hamburger Olympiabewerbung für Sommerspiele - hatten wir das nicht gerade erst? Müssen wir uns jetzt tatsächlich schon wieder mit diesem Thema beschäftigen? Nein, müssen wir nicht. Ich finde aber, wir sollten unbedingt.
Olympiabewerbung mit mehreren deutschen Städten
Denn der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) plant eine Olympiabewerbung, die mit dem, was Hamburg vor acht Jahren vorhatte, nur noch wenig zu tun hat. Nicht eine Stadt allein, sondern mehrere gemeinsam sollen sich bewerben und ihre schon vorhandenen Sportstätten nutzen. Keine teuren Neubauten, kein Komplett-Umbau der Stadt und des Hafens, alles wird nachhaltiger und billiger.
Hamburg könnte zum Beispiel gemeinsam mit Berlin ein großes Olympisches Sportfest feiern - frühestens 2036 oder später. Die deutlich reduzierten Kosten würde größtenteils der Bund übernehmen. Soweit die Idee - und die ist viel besser als beim letzten Mal.
97 Prozent der Hamburger Sportvereine dafür
Die Sportvereine der Stadt hat der DOSB schon überzeugt: Mehr als 97 Prozent haben diese Woche dafür gestimmt, dass Hamburg im neuen Bewerbungsprozess bleibt. Auch weil das IOC Olympia wieder mehr zu Spielen für alle machen will. Die Eröffnungsfeier der Sommerspiele nächstes Jahr in Paris soll nicht im Stadion, sondern auf der Seine stattfinden. Hundertausende könnten an den Ufern kostenlos dabei sein. Was für ein Erlebnis wäre das an Alster und Elbe?
Finanzmittel für Breitensport und barrierefreien Ausbau
Der Hamburger Sportbund erhofft sich durch Olympia in Hamburg mehr Aufmerksamkeit und Finanzmittel auch für den Breitensport. Die Stadt hofft auf ein großes verbindendes Sportfest. Dass auch die Paralympics nach Hamburg kämen, würde zudem den barrierefreien Ausbau der Stadt beschleunigen.
Olympische Spiele als Chance für die Stadt
Braucht Hamburg also Olympische und Paralympische Spiele? Nein, braucht Hamburg nicht, aber sie könnten eine Chance für die Stadt sein. Und das ohne Risiko, denn die Bewerbungskosten trägt bis auf Weiteres der DOSB. Jetzt vorschnell aus dem Bewerbungsprozess auszusteigen und die Chance fahrlässig wegzuwerfen, wäre deshalb ein Fehler.
Sollte sich die Bewerbung später doch anders entwickeln als gedacht, kann Hamburg immer noch die Notbremse ziehen. Müssen wir uns also tatsächlich noch einmal mit Risiken und Chancen einer Hamburger Olympiabewerbung auseinandersetzen? Nein, müssen wir nicht. Aber ich finde, wir sollten unbedingt.