Kommentar: HHLA-MSC-Deal - Fluch oder Segen für Hamburg?
Historisch - so wird die Entscheidung schon jetzt genannt, die die Hamburgische Bürgerschaft am Mittwoch getroffen hat. Die Schweizer Reederei MSC darf sich zu knapp der Hälfte am Hamburger Hafenbetreiber HHLA beteiligen. Der Deal bleibt umstritten. Ob er Fluch oder Segen ist, wird sich erst in einigen Jahren zeigen, meint Dietrich Lehmann in seinem Kommentar.
Tränen und wütende Gesichter bei Hafenarbeiterinnen und -arbeitern. Erleichterung auf der Senatsbank. Unterschiedlicher konnten die Reaktionen nach der Hafenentscheidung in der Bürgerschaft nicht sein. Der Graben zwischen Gegnern oder Gegnerinnen und Befürwortenden - er wird erstmal eine ganze Weile bleiben.
Hamburger Hafen muss moderner werden
Klar, im Moment deutet einiges auf einen Aufschwung im Hafen hin, den sich vor allem Bürgermeister Peter Tschentscher und seine SPD vom MSC-Deal erhoffen. Die Schweizer Reederei hat schon jetzt zwei Liniendienste nach Hamburg verlegt. Und HHLA-Chefin Angela Titzrath hat angekündigt, mit dem zusätzlichen Geld, das Stadt und MSC bereitstellen wollen, könnte das Unternehmen schneller modernisiert werden. Denn moderner, effektiver muss der Hafen werden, um mithalten zu können im europäischen Wettbewerb.
MSC muss sich öffnen, um zu überzeugen
Nur dafür müssen auch die Beschäftigten mitgenommen werden. Wenn die mit dem Kurs nicht einverstanden sind, keine Perspektiven sehen - und deshalb streiken, dann wirft das ein schlechtes Licht auf den Hafen. Da kann die Politik noch so oft beteuern, dass es wieder aufwärts geht. Die neuen Miteigentümer aus der Schweiz müssen sich öffnen, zeigen, dass sie nicht nur einen Fuß im Hamburger Hafen haben wollen, sondern auch Ziele, die sich mit denen der Stadt und der Menschen hier vereinbaren lassen.
Hamburg nur ein Geschäft von vielen
Und da sind Zweifel angebracht. Transparenz gehört nicht zu den Stärken des Familienunternehmens MSC. Klar ist nur eines: Die Großreederei will weiter wachsen, ist weltweit auf Expansionskurs, investiert in neue Schiffe und in Infrastruktur an Land. Das Investment bei der HHLA in Hamburg ist nur eines von vielen.
Risiken lassen sich nicht leugnen
Andererseits hat Hamburg aber nur einen Hafen. Und der ist für die Stadt so wichtig, dass er bereits im ersten Satz der Verfassung steht. Der Hafen ist mehr als ein Wirtschaftsunternehmen. Die Sorgen der Hafenarbeiter und -arbeiterinnen, der Skeptiker und Skeptikerinnen des MSC-Geschäfts sollte niemand leichtfertig beiseiteschieben. Es gibt durchaus einige Risiken. Es kann aber auch sein, dass die Rechnung des rot-grünen Senats aufgeht, dass es durch das MSC-Engagement im Hamburger Hafen einen neuen Aufschwung gibt. Sicher ist: Der Hamburger Hafen wird in einigen Jahren ein anderer sein - so oder so.