Kommentar: Großer Warnstreik für höhere Löhne gerechtfertigt
Am Montag gibt es in ganz Deutschland einen Verkehrs-Lockdown. Züge werden nicht fahren, Flugzeuge nicht abheben. Grund ist der große bundesweite Warnstreik der Gewerkschaften ver.di und EVG für deutlich höhere Löhne. Viele fragen sich, ob so ein Warnstreik angemessen ist. Ein Kommentar von Jörn Straehler-Pohl.
Ja, dieser Mega-Streik muss sein. Er zeigt, dass es die Gewerkschaften ernst meinen mit ihren hohen Lohnforderungen. Und sie müssen hoch sein. Denn ansonsten haben viele Menschen wegen der Inflation deutlich weniger Geld in der Tasche. Menschen, die das Geld brauchen, weil sie die hohen Preise ansonsten nicht wegstecken können. Gewerkschaften machen sich überflüssig, wenn sie nicht dafür kämpfen würden, dass wir Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit unserem Lohn gut über die Runden kommen. Und je höher die Lohnforderungen wegen der hohen Inflation sein müssen, desto größer muss auch der Druck auf die Arbeitgeber sein.
Arbeit der Gewerkschaften sichert inneren Frieden
Der Mega-Streik am Montag wird uns alle nerven, auch in Hamburg. Zum Beispiel, weil die S-Bahnen nicht fahren oder die Regionalzüge. Pendler also nur schwer in die Stadt kommen. Wer deshalb mit einer Verschärfung des Streikrechts droht, hat noch nicht begriffen, welch wichtige Aufgabe die Gewerkschaften gerade jetzt übernehmen. Je besser es ihnen gelingt, dass möglichst viele Menschen einen Inflationsausgleich bekommen, desto besser ist das für den inneren Frieden im Land.
Vorgehen richtig
Klar ist natürlich: Auch die öffentlichen Arbeitgeber stehen wegen der hohen Inflation unter Druck, und irgendwo muss das Geld für höhere Löhne herkommen. Aber ist das wirklich die Frage, die wir Arbeitnehmer oder die Gewerkschaften beantworten müssen? Aus meiner Sicht nein. Auch ich bin übrigens ver.di Mitglied. Und bin längst nicht immer einverstanden mit der Arbeit meiner Gewerkschaft. In der aktuellen Tarif-Auseinandersetzung allerdings finde ich ihr Vorgehen völlig richtig.