Kommentar: Die Schulbehörde hätte reagieren müssen
Im Zusammenhang mit dem Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel sorgt in Hamburg ein Brief an Schulleitungen für Diskussionen. In dem Schreiben vom Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung wurden Lehrerinnen und Lehrer unter anderem dazu aufgefordert, keine Schweigeminute abzuhalten. Die Schulbehörde distanziert sich von dem Brief, der offenbar nicht mit ihr abgestimmt war. Der Umgang mit dem Jahrestag konnte kaum schlechter vorbereitet sein, meint Anna-Lena Ehle.
Kaum ein Tag vergeht, an dem uns keine neuen schrecklichen Nachrichten und Bilder aus dem Nahen Osten erreichen. Viele Erwachsene können damit nur schwer umgehen. Wie soll es da erst Kindern und Jugendlichen gehen? Eine Frage die sich sicherlich auch viele Hamburger Lehrkräfte vor dem Jahrestag des Terrorangriffs der Hamas auf Israel gestellt haben. Ein Tag, an dem dieses Thema auch in Hamburg allgegenwärtig ist.
Keine großen Gesten
Die Lehrerinnen und Lehrer bekamen vergangene Woche einen Brief vom Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung: "Verzichten Sie bitte auf große Gesten wie Schweigeminuten, Aufforderungen zur Trauer oder Empathie. Verzichten Sie auf das gemeinsame Schauen von Reportagen", heißt es darin. Stattdessen sollten Trauerrituale abgehalten werden. Was war damit gemeint? Basteln zum Beispiel. Wie 1.000 Kraniche der Hoffnung aus Papier.
Schulbehörde wusste nichts von dem Brief
Nach eigenen Angaben wusste die Schulbehörde zunächst nichts von dem Brief. Erst nach dem Bekanntwerden distanzierte sie sich von dem Schreiben. Ich frage mich: Wie kann es sein, dass sich bei einem so wichtigen und hochpolitischen Thema im Vorfeld nicht abgestimmt wurde. Da hätte doch drüber gesprochen werden müssen. Auch mit Expertinnen und Experten.
Man sei zu dem Schluss gekommen, dass die Schulen ohnehin das Richtige und Angemessene tun würden, ein weiteres Schreiben hätte nur Verwirrung gestiftet, erklärt die Schulbehörde.
Leitfaden für Lehrkräfte fehlt
Ich bin der Meinung, dieser erste Jahrestag der Hamas-Angriffe auf Israel hätte für die Hamburger Schulen besser vorbereitet werden müssen. Nach ausführlichen Beratungen und Gesprächen hätte den Lehrerinnen und Lehrern schon viel früher ein ausführlicher Leitfaden an die Hand gegeben werden müssen.
Schulbehörde hätte reagieren müssen
Und, die Schulbehörde hätte auf dieses Schreiben reagieren müssen. Denn mein Eindruck ist: Die Verunsicherung ist nun noch größer geworden.