Köhlbrandquerung wird wohl deutlich später fertig als geplant
Der geplante Tunnel unter dem Köhlbrand wird wahrscheinlich wesentlich später fertig als geplant. Die Hamburger Wirtschaftsbehörde rechnet derzeit mit einer Bauzeit von neun Jahren für den Ersatz der Köhlbrandbrücke - bisher war von sieben Jahren die Rede.
Neun Jahre Bauzeit, das sei für Großtunnel-Projekte in dieser Dimension gängig, schreibt Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) auf Anfrage von NDR 90,3. Eigentlich sollten bereits im vergangenen Jahr die Vorplanungen für den Tunnel abgeschlossen sein. Laut Leonhard sind sie das aber noch nicht - und es steht auch noch nicht fest, wann das der Fall sein wird. Entsprechend ist auch noch unklar, wann es einen Planfeststellungsbeschluss geben soll - der ist Voraussetzung dafür, dass gebaut werden kann.
Muss die Köhlbrandbrücke noch saniert werden?
Legt man die bisherigen Zeitpläne für diese Zwischenschritte zugrunde, dann dürfte der Tunnel unter dem Köhlbrand wohl erst im Jahr 2036 fertig sein, bislang war von 2034 die Rede. Erst wenn der Tunnel in Betrieb ist, soll mit dem Abriss der Köhlbrandbrücke begonnen werden. Ob die Brücke bis dahin noch einmal saniert werden muss, ist unklar. Seit Jahren gilt das Bauwerk als marode. Der Zustand der Brücke wird aber ständig von der Hafenverwaltung HPA überwacht.
Viel Kritik aus den Oppostionsparteien
Kritik kommt aus der Hamburger Opposition. Der FDP-Landeschef Michael Kruse spricht davon, dass der Köhlbrandtunnel zur Elbphilharmonie des Hafen werden könnte und meint, wenn an dem Bau weiter so ambitionslos geplant wird, stürze die Köhlbrandbrücke ein, bevor für den Tunnel auch nur die Planungen fertig seien. Götz Wiese, der hafenpolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, sieht die Funktion des Hamburger Hafens gefährdet. Die Probleme beim Köhlbrandtunnel seien ein fatales Signal angesichts des internationalen Wettbewerbs. Hamburg verliert ohnehin seit Jahren Marktanteile an die Konkurrenz in den Niederlanden und in Belgien. Und der AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann meint, der Senat versage schon in der Planungsphase des Tunnels.
"Restlebensdauer" der Brücke verschiebt sich weiter
Irritiert von den neuen Verzögerungen ist auch die Hafenwirtschaft. Gunther Bonz, Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, wundert sich vor allem über die Angaben von HPA und Wirtschaftsbehörde dazu, wie lange die Köhlbrandbrücke noch erhalten bleiben kann. Denn schon vor einigen Jahren hatte der damalige Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) erklärt, die Brücke sei so sanierungsbedürftig, dass sich ihr Betrieb ab Mitte der 2020er-Jahre nicht mehr rechnen würde. Die sogenannte Restlebensdauer der Köhlbrandbrücke war von der Politik schon mehrfach nach hinten geschoben worden - erst auf 2030, dann auf 2034 und nun also auf 2036.
NABU spottet über immense Kosten
Spöttische Kommentare kommen auch von Malte Siegert, dem Chef des NABU Hamburg. Er sagt, ausnahmsweise seien es mal nicht die Umweltverbände, die für Verzögerungen verantwortlich sind. Das würden die Hamburger Behörden in diesem Fall alleine schaffen. Siegert spricht aber auch von politischem Versagen - und zwar mit Blick auf die Kosten. Denn parallel zum Köhlbrandtunnel soll später die neue Hafenautobahn A26 Ost verlaufen. Allein dafür sind rund zwei Milliarden Euro veranschlagt, für den Tunnel noch einmal mehr als fünf Milliarden. Angesichts solcher Summen gibt es auch vom Bund schon erste Stimmen von SPD- und Grünen-Politikern, dass Hamburg angesichts knapper Kassen nicht beides bekommen könne.
Visualisierung: Der Hamburger Hafen mit und ohne Köhlbrandbrücke: