Klima-Aktivisten blockieren Hamburger Flughafen für mehrere Stunden
Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten sind am Donnerstagmorgen auf das Rollfeld des Hamburger Flughafens gelangt und haben am ersten Tag der Sommerferien den Flugverkehr in der Hansestadt für mehrere Stunden lahmgelegt.
Der Airport teilte mit, dass der Flugbetrieb um 9.50 Uhr wieder aufgenommen worden sei. Der Flugverkehr war am Donnerstagmorgen um 6.10 Uhr eingestellt worden, weil sich mehrere Klima-Aktivistinnen und Aktivisten am frühen Morgen Zugang zum Gelände verschafft und sich nahe der Start- und Landebahnen festgeklebt hatten. Nach Angaben des Flughafens vom Freitag fielen in der Folge insgesamt 68 Flüge aus, rund 10.000 Passagiere waren verspätet oder gar nicht zu ihren Urlaubszielen gekommen.
Klima-Aktivisten kleben sich auf Rollfeld fest
Mehrere Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten der Gruppe "Letzte Generation" hatten laut Bundespolizei den Außenzaun um das Flughafengelände aufgeschnitten und sich in unmittelbarer Nähe zur Start- und Landebahn auf dem Rollfeld festgeklebt. An vier Stellen taten das den Angaben zufolge jeweils zwei Personen. Wie das gelingen konnte, soll nun ermittelt werden. Offenbar schoben die Aktivistinnen und Aktivisten durch eine Lücke im Zaun auch die StadRäder, mit denen sie dann auf das Rollfeld fuhren.
Zehn Aktivisten wieder auf freiem Fuß
Zehn in Gewahrsam genommene Klima-Aktivisten und -Aktivistinnen sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. Gegen vier Frauen im Alter von 24, 27, 31 und 43 Jahren und sechs Männer im Alter zwischen 19 und 63 Jahren seien Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Hausfriedensbruchs, der Sachbeschädigung sowie Widerstands beziehungsweise Beihilfe dazu eingeleitet worden, sagte ein Polizeisprecher. Auch der Tatvorwurf des gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr sei geprüft worden. Der Verdacht habe sich jedoch nicht erhärtet. Mangels Haftgründen seien die zehn Demonstranten freigelassen worden, sagte der Sprecher.
Eine Flughafensprecherin sagte NDR 90,3, der Flughafenzaun entspreche den gesetzlichen Vorgaben. Er werde gemeinsam von Sicherheitskräften und der Bundespolizei bewacht. Zusätzlich gebe es eine Alarmanlage, die auch ausgelöst worden sei, als sich die Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten Zutritt auf das Flughafengelände verschafften.
"Letzte Generation": Kritik an Klimapolitik
Die Aktion zu Beginn der Hamburger Sommerferien sei ein Protest "gegen die Planlosigkeit und den Gesetzesbruch der Regierung in der Klimakrise", heißt es in einer Pressemitteilung der Gruppe "Letzte Generation". Sie kritisiert, dass die Regierung den Flugverkehr mit Milliarden subventioniere, und bezeichnet dies als "bedeutenden Brandbeschleuniger der Katastrophe". Zeitgleich gab es eine ähnliche Aktion auf dem Düsseldorfer Flughafen.
Erster Tag der Sommerferien in Hamburg
Die Blockade-Aktion auf dem Airport geschah am ersten Tag der Sommerferien in Hamburg. Zum Ferienstart waren am Hamburger Flughafen rund 330 Starts und Landungen mit 50.000 Passagieren geplant.
Politiker in Hamburg kritisieren Protest-Aktion
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher forderte eine konsequente Bestrafung der Flughafen-Blockierer. "Es handelt sich um Straftaten, die von der Justiz konsequent sanktioniert werden müssen", sagte der SPD-Politiker. Die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) verurteilte die Aktion im Sommerinterview mit dem NDR scharf: "Hier wurde eine rote Linie überschritten. Ich verstehe absolut, dass die Leute auf Zinne sind. Es sind Familien mit kleinen Kindern, Menschen, die vielleicht hart gearbeitet haben, um sich diesen Urlaub zu leisten." Auch die für den Flughafen zuständige Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) kritisierte die Protest-Aktion. "Viele Familien haben sich auf den Ferienbeginn gefreut. Für diese sind die Folgen der Aktion sehr bitter." Protest dürfe sein, "aber auf Flughafen-Rollbahnen ist er nicht nur gefährlich für die Protestierenden selbst, sondern auch ein schwerer Eingriff in die Flugsicherheit".
Hamburgs CDU-Chef Dennis Thering sagte, die "Letzte Generation" habe vielen erholungsbedürftigen Eltern und Kindern den Start in die Ferien ruiniert. "Das ist eine gezielte Attacke auf Hamburgs Familien und dem Klimaschutz dient es überhaupt nicht." Die AfD in der Hamburgischen Bürgerschaft forderte ein Verbotsverfahren gegen die "Letzte Generation". Man dürfe diese "Klimakriminellen" nicht tolerieren, sagte Fraktionschef Dirk Nockemann. Stephan Jersch, umweltpolitischer Sprecher der Linken, sieht die Aktion "durchaus ambivalent". Denn getroffen würden durch die Aktion in erster Linien Menschen, die in den Urlaub wollen und nicht jene Vielfliegerinnen und -flieger, die "den größten Teil der Klimalast des Flugverkehrs verursachen".
Auch Wissing, Buschmann und Habeck verurteilen Aktion
Scharfe Kritik kam auch von Bundesverkehrsminister Volker Wissing. "Diese gefährlichen Eingriffe in den Verkehr müssen ein Ende haben. Was die "Letzte Generation" betreibt, ist kein Klimaschutz sondern Kriminalität", sagte der FDP-Politiker. Ähnlich äußerte sich Wissings Parteikollege Justizminister Marco Buschmann. "Viele Menschen freuen sich auf ihren verdienten Urlaub. Wenn die 'Letzte Generation' ihnen diese Freude nimmt, untergräbt sie die Akzeptanz für mehr Klimaschutz", schrieb Buschmann bei Twitter. Die "Blockierer" müssten mit strafrechtlichen Folgen sowie gegebenenfalls auch "mit millionenschweren Schadenersatzforderungen" rechnen.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) verurteilte die Aktion der "Letzten Generation" ebenfalls. Er sagte: "Die Aktivisten, die jetzt lauter Menschen die Reise in den Urlaub verbauen, schaden dem Anliegen Klimaschutz massiv." Diese Form des Protests sei nicht richtig. Wer sich wirklich für Klimaschutz einsetzen wolle, der müsse die gesellschaftliche Akzeptanz mit im Blick haben.
Proteste in mehreren deutschen Städten am Freitag
Am Freitag gab es bundesweit Protestaktionen der Gruppe "Letzte Generation". In vielen Städten klebten sich Aktivistinnen und Aktivisten auf Straßen und blockierten so den Verkehr. Im Norden gab es solche Aktionen in Braunschweig, Göttingen, Oldenburg und Bremen. Einige Protestierende trugen Masken, die Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zeigten und hielten Banner mit der Aufschrift "Wir brechen das Gesetz" hoch. Die "Letzte Generation" wirft der Regierung den "Bruch des Klimaschutzgesetzes" vor.