Jugendkriminalität in Hamburg: Anstieg um mehr als zehn Prozent
Mehr Jugendliche sind in Hamburg im vergangenen Jahr straffällig geworden als im Jahr davor. Das geht aus der Senatsantwort auf eine Große Anfrage der CDU hervor, die NDR 90,3 vorliegt.
Um mehr als zehn Prozent ist die Zahl der jugendlichen Tatverdächtigen 2023 gestiegen - auf fast 5.700. Und fast genauso stark stieg die Zahl der straffälligen Heranwachsenden - so werden strafrechtlich die 18- bis 21-Jährigen bezeichnet.
Senat begründet Anstieg mit "höherer Kontrolltätigkeit"
Der Senat weist in seiner Antwort auch darauf hin, dass die Zahl der tatverdächtigen Kinder zurückgegangen ist - um etwa vier Prozent auf rund 2.800. Doch: 2023 wurden mehr Kinder bei Ladendiebstählen erwischt als im Jahr davor. Den Anstieg bei allen Tatverdächtigen unter 21 begründet der Senat "mit einer höheren Kontrolltätigkeit". Dadurch würden mehr Personen beim Ladendiebstahl, Schwarzfahren oder Konsumieren von Drogen erwischt. Zudem schwächen sich die Zahlen etwas ab, wenn man das Bevölkerungswachstum in Betracht zieht. Es gibt einfach immer mehr Kinder und Jugendliche.
CDU: Hamburg wird unsicherer
Die Hamburger CDU überzeugt diese Begründung nicht. Deren Fraktionsvorsitzender Dennis Thering sieht in den Zahlen "einen Anlass zur Sorge". Der Anstieg bei der Jugendkriminalität sei auch ein Zeichen dafür, dass Hamburg unsicherer werde, so Thering. Er fordert konsequentes Vorgehen von Polizei und Justiz und mehr Vorbeugung.
Konsequenzen auch für Kinder unter 14 Jahren
Zwar können Kinder unter 14 Jahren noch nicht strafrechtlich belangt werden, Straf- und vor allem Gewalttaten haben jedoch auch für sie Konsequenzen. Die Polizei führt etwa Gespräche mit den Täterinnen und Tätern und bei gravierenden Fällen gibt es sogenannte Obachtverfahren. Dabei sitzen Polizei, Jugendgerichtshilfe, Staatsanwaltschaft der allgemeine Soziale Dienst und weitere Akteure zusammen und besprechen gemeinsam mögliche Maßnahmen - individuell für jeden Fall.
Mehr Gewalttaten an Hamburgs Schulen
Unterdessen ist auch die Zahl der Gewalttaten an Hamburgs Schulen im vergangenen Schuljahr gestiegen. So seien im Schuljahr 2022/23 insgesamt 261 Kinder, Jugendliche und Beschäftigte Opfer einer bei der Polizei gemeldeten Gewalttat geworden, teilte die Schulbehörde auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Das entspricht einem Anstieg um 23 Prozent im Vergleich zum Schuljahr 2021/22. Die Zahl der mutmaßlichen Täter lag den Angaben der Behörde zufolge bei 296. In 124 Fällen sei es um gefährliche Körperverletzung, in 13 Fällen um Raub und Erpressung und in 64 Fällen um Sexualdelikte gegangen. Betroffen waren 123 der gut 410 allgemeinbildenden Schulen.